Z W A N Z I G

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Als Hannes zurückkam, hatte ich mich bereits bis auf die Boxershorts ausgezogen und es mir in seinem Bett bequem gemacht. Seine Bettdecke roch noch immer genauso, wie an dem Morgen, an dem ich hier alleine wach geworden war und auf eine seltsame Weise fühlte ich mich dadurch verdammt wohl und auch irgendwie willkommen.

„Bist du schon bereits fürs Bett?"
Hannes hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen, als er mich in seinem Bett entdeckte und schien sich zum Glück daran nicht zu stören. Immerhin hatte ich meine Übernachtung einfach über seinen Kopf hinweg entschieden.
Zu meiner Überraschung trug der Wohnungsbesitzer nun eine Brille auf seiner Nase, die ihn in meinen Augen verdammt heiß aussehen ließ und ich ihn am liebsten gleich wieder küssen wollte.

„Du hast mich geschafft", antwortete ich nur grinsend, kommentierte seine Brille nicht und klopfte neben mir auf die Matratze, ehe ein Gähnen aus mir herausbrach. Ich hatte den extrem großen Drang mit ihm zu kuscheln. Ich wusste nicht, ob Hannes ein Kuschler war oder eher nicht, wenn ich mich an unsere letzte Nacht erinnern könnte, würde ich es vielleicht wissen, aber egal wie, ich würde ihn heute Nacht wahrscheinlich nicht mehr aus meinen Armen entlassen.

„Du mich erst", schmunzelte der Wohnungsbesitzer und kam in Boxershorts und in ein lockeres Oberteil gekleidet um das Bett herum zu mir, wo er direkt nach meiner Hand griff, die ich ihm entgegen hielt. „Ich bin in meine Unterhose gekommen wie ein Teenager."
Bei dieser Aussage konnte ich nur lachen und war wirklich froh darüber, dass es Hannes nicht weiterhin unangenehm war und wir zusammen darüber lachen konnten. Insgeheim freute es mich auch extrem und stolz war ich dazu auch noch.

„Wir können uns gleich ins Bett kuscheln, aber vorher noch Zähne putzen." Er zog an meinem Arm und deutete mit seiner freien Hand in Richtung Badezimmer.
Ich konnte nur genervt stöhnen, kletterte aber dennoch aus dem Bett. Das Stichwort „kuscheln" hatte mich problemlos aus den Lacken bekommen.
Hannes grinste mich zufrieden an, wich jedoch aus, als ich mich zu ihm hinunter lehnte, um ihn küssen zu können, sodass meine Lippen nur seine Wange trafen.

„Erst Zähne putzen", grinste er frech und drückte mich am Oberarm von sich weg, ehe er sich auf sein Bett fallen ließ. „Ich halte das Bett so lange warm." Er zwinkerte mir frech zu und zog die Bettdecke über seine nackten Beine.

In Rekordgeschwindigkeit putze ich meine Zähne in Zahnarztbesuch-Niveau, benutzte sogar brav Zahnseide, erleichterte mich auf der Toilette und spazierte dann mit einem breiten Grinsen zurück ins Schlafzimmer. Das Licht war mittlerweile ausgeschaltet und nur eine kleine Nachtischlampe spendete Licht, während Hannes mit einer Wasserflasche im Bett saß und durch Netflix zappte.

„Gott, ja. Wasser", stieß ich hilflos wie ein verdurstender aus und krabbelte zu Hannes aufs Bett, der mir gleich grinsend die Flasche reichte. Erst beim Anblick des sprudelnden Nasses bemerkte ich wie dehydriert ich eigentlich war. Hannes hatte mich echt geschafft.
Ich stillte meinen Durst mit langen Zügen, bevor ich dem Zahnarzt die Flasche zurückgab, der sich gleich zuschraubte und auf seinen Nachttisch stellte. Im gleichen Zug schaltete er auch die kleine Lampe aus, wodurch nur noch der Bildschirm des Fernsehers das Zimmer erleuchtete.

„Was möchtest du ansehen?", fragte er mit einem kleinen Lächeln und sah mir dabei zu, wie ich unter seine Bettdecke und direkt an seinen Körper rutschte. Die Wärme, die von ihm ausging, ließ mich wohlig seufzen, als ich ohne zu antworten meine Arme um seinen schmaleren Brustkorb schlang und ihn gegen meine Brust zog. Ein leises Lachen kam von ihm, sodass sein Körper sanft vibrierte.
Seine Lippen berührten meine ganz sanft, strichen hautzart darüber und drückten mir einen zarten Kuss auf. Ich konnte nur zufrieden seufzen.

„Also?", fragte er erneut, während er sich weiter in meine Arme kuschelte und seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher richtete.

„Mir ehrlich gesagt egal. Ich werde nicht mehr allzu lange wach sein", gab ich mit einem unterdrückten Gähnen zu und schmiegte mein Gesicht in seine Halsbeuge. Sein intensiver Geruch vernebelte mir gleich wieder die Sinne und brachte mich dazu, ihn noch näher zu mir zu ziehen.

Hannes lachte daraufhin wieder leise und klickte einen Film seiner Wahl an, denn einen Moment später erfüllte die Titelmusik in einer angenehmen Lautstärke den Raum. Er legte die Fernbedienung zur Seite, zog seinen zweiten Arm mit unter die Decke und legte seine Hand auf meinem Unterarm ab. Er drückte sanft zu und begann dann liebevoll auf und ab zu streicheln, bis ich schneller als gedacht langsam wegnickte.

„Ich muss morgen früh wieder arbeiten."

„Hm?", brummte ich schon mehr im Delirium als im Hier und Jetzt. Seine Worte hatte ich zwar gehört, aber die Information konnte von meinem Gehirn nicht mehr verarbeitet werden.

„Mein Wecker klingelt um halb sieben", formulierte er seine Worte anders und diesmal kam die Tragweite seiner Worte auch bei mir an. Ein empörtes Schnauben kam von mir, als ich verschlafen blinzelnd den Kopf hob.

„Das ist eine gottlose Uhrzeit", murmelte ich leise und sah ihm weniger begeistert entgegen. „Kannst du nicht blau machen und wir schlafen gemeinsam aus?"
Ich wusste bereits in dem Moment, in dem die Frage meinen Mund verlassen hatte, dass er dazu nicht ja sagen würde, aber die Hoffnung starb nunmal zuletzt und ich konnte mir gerade nichts schöneres vorstellen, als morgen mit ihm in meinen Armen wach zu werden.
Zu einer normalen Uhrzeit.

Hannes lachte auf meine Frage hin und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze.
„Ich arbeite mit meinen Eltern zusammen. Meine Mutter steht in dem Moment vor der Tür, in dem ich mich krank melde." Er schüttelte den Kopf, um mir zu verdeutlichen, dass das wirklich nicht möglich war und brachte seine Lippen dann wieder nah an meine. „Aber du kannst gerne liegen bleiben und ausschlafen."

„Du lässt einen Fremden einfach alleine in deiner Wohnung? Ich könnte dich ausrauben", murmelte ich und unterdrückte ein weiteres Gähnen.

„So fremd bist du gar nicht mehr", schmunzelte er daraufhin nur und legte seinen Kopf zurück aufs Kopfkissen.

„Ich möchte mit dir in meinen Armen wach werden", gab ich ehrlich zu und drückte mein Gesicht wieder in seine Halsbeuge. „Wenn das um fucking halb sieben Uhr morgens ist, dann ist das halt so." Meiner Stimme konnte man deutlich vernehmen, dass mir das überhaupt nicht passte, aber Hannes ließ sich davon nicht stören. Er lachte erneut leise, kuschelte sich dann wieder näher zu mir und während seine Fingerspitzen wieder sanft über meinen Arm strichen, schlief ich zufrieden ein.

Ein Hannes zum Verlieben ✓Donde viven las historias. Descúbrelo ahora