A C H T U N D Z W A N Z I G

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Die anderen mochten Hannes mehr als eindeutig und auch mein Freund fühlte sich anscheinend wohl in meinem Freundeskreis. Irgendwann war wieder etwas Ruhe eingekehrt, das Licht wurde gedämmt und ein neuer Film wurde gestartet. Franziska war schon längst eingeschlafen und war von Paul irgendwann in sein Schlafzimmer getragen worden, damit sie in Ruhe schlafen konnte und wir mehr Platz auf dem Sofa hatten. Sebi und Paul hingen sich dann recht bald wieder an den Lippen und unterstrichen die wenigen Kussszenen im Film mit realen, feuchten Schmatz-Geräuschen. Anfangs versuchte ich noch es auszublenden, aber das funktionierte kaum.
Ich hatte bei diesem Geräusch echt das Gefühl, dass sich die zwei gegenseitig abschlabberten.

Hannes, der den Abend über immer einen gewissen Abstand zu mir bewahrt hatte, schmiegte sich in der Dunkelheit unseres Wohnzimmers endlich in meine Arme.

Anfangs hatte es mich etwas verwirrt, dass er so auf Abstand mit mir war, bis ich irgendwann gecheckt hatte, dass er einfach nicht vor meinen Freunden einen auf festen Freund machen wollte. Das bestätigte meine Vermutung, dass Hannes keiner war, der auf große, öffentliche Liebesbekundungen stand und sich lieber nur in Zweisamkeit nahe kam. Dass er sich auf dem Sofa dann trotzdem an mich schmiegte, freute mich ungemein.

„Ihr seid schon irgendwie süß", schmunzelte Lisa, während sie sich aus Fabians Armen schlängelte. Ihr Freund stöhnte genervt auf, weil er genau wusste, was das für ihn bedeutete und setzte sich dann ebenfalls auf. Wenn Lisa nicht mehr zum Kuscheln zu haben war, dann hieß das zwangsläufig, dass sie jetzt nach Hause wollte und das wiederum bedeutet, dass auch Fabian sich auf den Nachhauseweg machen musste, damit der Gentlemen seine Freundin nach Hause bringen konnte.

„Was heißt da irgendwie?", feixte Hannes und schmiegte sich noch fester in meine Arme. Da ich eher erwartet hätte, dass er sich gleich von mir löste, sobald jemand einen Kommentar in unsere Richtung losließ, freute ich mich darüber umso mehr. „Ich finde uns schon extrem süß", lächelte mein Freund dann und sah mit glänzenden Augen zu mir auf. Mein Blick verfing sich in seinen schönen grauen Augen und ich musste mich stark zusammenreißen, um ihn nicht einfach hier und jetzt zu küssen. Er war mir so nah, sein atemberaubender Duft in meiner Nase und sein heißer Atem auf meiner Haut. Es wäre ein Leichtes ihn einfach zu küssen.
Da ich jedoch wusste, dass ihm das vor den anderen nicht so zusagen würde, widerstand ich dem starken Drang.

Fabian erhob sich schwungvoll vom Sofa und schlug mir dabei gegen die Schulter. Unser Blickkontakt brach dadurch ab, woraufhin ich Fabi nur einen bösen Blick zuwerfen konnte. Der Fitnessjunkie grinste mich jedoch nur an und streckte sich dann demonstrativ vor mir.
Der Arsch hatte das mit voller Absicht getan.

„Wir lassen Franzi hier. Sie jetzt zu wecken hätte schlimme Folgen." Lisa verzog unbegeistert ihr Gesicht und schüttelte dann den Kopf, ehe sie nach der Hand ihres Freundes griff.

„Wenn sie schnarcht, drückt ihr einfach ein Kopfkissen aufs Gesicht", kam es trocken von Fabian, der im selben Zug die Arme um seine Freundin legte. Wir begann direkt zu lachen, doch Lisa fand das nicht ganz so lustig, und verpasste ihrem Freund einen tadelnden Schlag gegen die Brust.

„Tot kann sie dir deine Lieblingsmuffins nicht mehr backen. Überleg dir das gut, mein Lieber." Sie zog abwartend und mit ernstem Gesichtsausdruck eine Augenbraue nach oben. Fabian seufzte leise und machte dann eine abfällige Handbewegung.
„Lasst das mit dem Kissen vielleicht doch lieber."

Nach einer knappen Verabschiedung bei der Lisa Hannes noch in eine feste Umarmung gezogen hatte, zeigte ich meinem Freund das Badezimmer, während Paul und Sebastian wieder dazu übergegangen waren, sich die Zunge in den Hals zu stecken.
Damit hatten sie nicht einmal gewartet, bis die anderen beiden die Wohnung verlassen hatten.

„Wie lange sind die zwei schon zusammen?", fragte Hannes kaum, dass wir bettfertig mein Zimmer betraten. Der Zahnarzt sah sich neugierig um und schenkte dabei vor allem den Skateboards an meiner Wand seine Aufmerksamkeit, ehe er wieder zu mir kam und seine Arme grinsend um meine Taille schlang.

„Paul und Sebastian? Die sind überhaupt nicht zusammen. Sebi ist nur eine von Pauls Bettgeschichten."

„Eine davon? Wie viele gibt es da denn?" Hannes wirkte tatsächlich überrascht und sein Grinsen fiel langsam in sich zusammen, bis er mir schockiert entgegen sah.

„Absolut keine Ahnung. Viele", antwortete ich lachend und zog meinen Freund enger zu mir. Hannes schüttelte sprachlos den Kopf, bevor er ihn gegen meine Brust lehnte und sich dabei perfekt an meinen Körper schmiegte. Es war jedesmal fast unglaublich, wie unsere Körper wie füreinander gemacht waren. Wir passten wie zwei Puzzleteile zueinander.

„Tim..., wir könnten uns doch testen lassen", fing Hannes plötzlich leise an und drückte sich dabei nochmals fester an mich. Fast so als wäre es ihm unangenehm.

„Worauf?", fragte ich dümmlich nach und schmunzelte über seine süße Reaktion. Er drückte sein Gesicht fester gegen meine Brust und seine Hände krallten sich an meinem Rücken in den Stoff meines Oberteils.

„Auf Krankheiten. Sexuell übertragbare", spezifizierte er seine Worte. „Dann bräuchten wir kein Kondom mehr. Theoretisch. Also natürlich nur, wenn du das willst. Wir können auch weiterhin ein Kondom verwenden. Ich persönlich mag es ohne lieber, aber wenn du das nicht magst, dann ist das ok. Dann müssen wir das nicht. Dann nehmen wir einfach weiterhin Kondome."

„Mäuschen", schmunzelte ich von seinem Redeschwall entzückt und legte meine Hände sanft an seine Wangen, um sein Gesicht von meiner Brust wegzuheben, damit ich ihn ansehen konnte.
Wie erwartet waren seine Wangen tief rot und ein schüchterner Ausdruck lag in seinen schönen, grauen Augen. Der Anblick war wirklich Gold wert.

„Ich mach morgen einen Termin aus, ja?", lächelte ich und küsste seine glühende Stirn, ehe ich ihm einen sanften Kuss auf die einladenden Lippen drückte. Hannes entspannte sich daraufhin sofort in meinen Armen und sein breites Lächeln kam zurück. Er hauchte mir einen weiteren Kuss auf die Lippen, ehe er sich aus meinen Armen wandte.

„Ich muss morgen übrigens nicht arbeiten", grinste der Zahnarzt und ließ sich ungeniert auf mein Bett fallen. „Das heißt, wir können ausschlafen."

„Danke Gott", murmelte ich von dieser Neuigkeit wirklich erleichtert. Es war bereits nach Mitternacht und die Vorstellung morgen wieder so früh von einem nervtötenden Wecker geweckt zu werden, war alles andere als rosig. Ein entspannter, stressloser Morgen mit Hannes allerdings, war schon sehr verlockend.

Hannes lachte nur, zog sich seine Klamotten schnell aus und zum ersten Mal seit ich ihn kannte, legte er sie nicht ordentlich beiseite, sondern schmiss sie achtlos auf den Boden, bevor er eilig unter meine Bettdecke kletterte und mir dann abwartend entgegen sah.
Der Anblick von ihm in meinem Bett brannte sich sofort in meine Netzhaut und ließ mein Herz abrupt höher schlagen. Der Anblick war für Götter und am liebsten hätte ich ihn jeden Abend dort drin liegen.

Ich konnte mich nicht mehr länger zurückhalten und mit unter die Bettdecke rutschen. Der Zahnarzt empfing mich mit einem zufriedenen Lächeln, schmiegte sich gleich in meine Arme und legte seinen Kopf auf meine Brust.

Ein Hannes zum Verlieben ✓Where stories live. Discover now