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Remus hoffte wirklich, dass Julie noch irgendeine Art Misstrauen gegenüber anderen Menschen entwickeln würde, denn aktuell schien sie einfach alle Menschen zu mögen. Sie hatte sich von Anfang an bei Edyta wohlgefühlt, nicht geschrien als Remus sie letztens Anne in den Arm gedrückt hatte und war höchstens neugierig gewesen, als Harry mehr oder weniger versucht hatte, in ihren Wagen zu klettern. 

Es wunderte ihn also kaum, dass sie strahlte, wie ein Honigkuchenpferd, als Mary sie aus dem Baby-Autositz schnallte und hochnahm, um sie zu betrachten. Zugegeben, das konnte auch mit ihrem immer noch anhaltenden Krieg gegen diesen Sitz zu tun haben. 

Er packte seinen Einkauf aus, oder zumindest die Sachen, die in den Kühlschrank gehörten, während Mary Julie im Wohnzimmer auf dem Arm hielt, die leise gurrte, als Mary sie am Bauch kitzelte. 

"Wie hast du gesagt, heißt sie?", fragte sie dann laut. Remus betrat wieder den Raum. 

"Julie", erinnerte er sie. Mary strahlte. 

"Miss Julie Lupin, es ist mir eine Ehre!" Sie hielt die Kleine ein Stück von sich weg. Remus warf ihr einen warnenden Blick zu. 

"Pass auf ihren Kopf auf." Er ließ sich aufs Sofa fallen. "Ich will nochmal die ganze Geschichte, bitte. Du hast also deinen eigenen Tod vorgetäuscht, als Muggel gelebt und...was...jetzt bist du wieder da? Der Krieg ist seit fast neun Monaten zu Ende!"

Mary ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder, zog die Knie nach oben und legte Julie darauf, sodass sie sie anschauen konnte.

"Ich weiß", sagte sie leise. "Ich hab ein Leben als Muggel angefangen, aber ich hatte immer noch ein Ohr auf den Krieg. Hab das mit Marls mitbekommen. Und das mit Lily und James. Und Peter. Und S..." Sie schluckte, ihr Blick huschte zu Remus hinüber. "Dann das mit Alice und Frank, da hab ich beschlossen, noch ein paar Monate versteckt zu bleiben, bis sie auch die letzten geschnappt haben. Im Januar hab ich angefangen, dich zu suchen, aber du warst nicht mehr aufzufinden. Ich hab bis März gebraucht, um auf die Idee zu kommen, dass du es vielleicht genauso gemacht hast wie ich. Und vor kurzem hatte ich dann die Idee, dass du in der Nähe von Harry geblieben bist, also hab ich versucht, rauszubekommen, wo er gelandet ist und dann hab ich hier angefangen, in den Telefonbüchern zu blättern. Ich hab Glück, dass die vor kurzem aktualisiert wurden." 

Remus schwieg. 

"Ich hab am Anfang versucht, dir eine Eule zu schicken, aber sie kamen alle zurück", brummte sie. "Mann, was zur Hölle ist passiert, dass du es einem so schwer machst, dich zu finden?" 

Julie wurde ein wenig quengelig und Mary stand auf, um sie unter ihr Mobile zu legen. 

"Sie glauben, dass Sirius der Spion war", sagte Remus dann. Mary drehte sich zu ihm um. 

"Und du nicht?", schlussfolgerte sie dann. Remus sah sie ungläubig an und gestikulierte auf Julie, die wieder zufrieden schien, jetzt wo Mary über ihr mit einer Rassel wedelte.

"Mary, Laura war drei Monate schwanger, als Lily und James verraten wurden. Falls er wirklich ein Spion gewesen wäre, warum hätte er dann ein Kind mit mir bekommen wollen?"

Mary zuckte mit den Schultern. 

"Um dich an ihn zu binden?", schlug sie vor. Remus klappte die Kinnlade herunter. 

"Das kannst du nicht ernst meinen!", zischte er leise und er rief es nur nicht laut, weil er sich geschworen hatte, vor Julie niemals die Stimme zu heben. Mary hob die Hände. 

"Natürlich nicht, du Idiot", sagte sie. "Aber aktuell stehen wir mit leeren Händen da. Wenn wir ihn rausholen wollen, brauchen wir eine Arbeitshypothese, was passiert ist und dazu muss einer von uns für einen guten, den echten Sirius argumentieren und einer von uns für einen völlig absurden Ersatzsirius, der ein Miststück ist und Lily und James ausgeliefert hat. Ich dachte mir, als lokaler Feigling, der einsthaft darüber nachgedacht hat, die Seiten zu wechseln um zu überleben und am Ende die nur bedingt ehrenwertere Strategie eines Fake-Todes gewählt hat, argumentiere ich mal für letzteres." 

Der Buchladen im LigusterwegWhere stories live. Discover now