2 - Wie die Mutter so der Sohn

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Es überraschte Remus kein Stück, dass die anderen Lehrer in Hogwarts über ihn tuschelten. Soweit er wusste, war sich zwar niemand darüber im Klaren, dass er ein Werwolf war, aber er war im Vergleich zur restlichen Lehrerschaft verhältnismäßig jung, seine praktischen Unterrichtsmethoden anscheinend deutlich anders als die seiner Vorgänger, er hatte schon zweimal Besuch von Sirius gehabt, von dem er nicht laut verkündete, dass sie verheiratet waren, aber es auch nicht verschwieg, wenn jemand fragte und unter den Erstklässlern war sein Sohn.

Vermutlich hätte er selbst auch über sich geredet, wenn es jemand anders gewesen wäre und er hatte nicht einmal eine besondere Neigung zu Klatsch und Tratsch. Ganz anders sah das bei den Personen im Lehrerzimmer aus. Treibende Kräfte waren, so wie er es mitbekommen hatte, Aurora Sinistra und Septima Vektor und genau die waren es auch, die ihn an einem Mittwoch im November eiskalt erwischten.

"Wie ist sie eigentlich privat so?", fragte Aurora, die gerade an ihrer Teetasse nippte, als er den Raum mit einem Schwung Aufsätzen im Arm betrat.

"Wer?", erkundigte er sich, während er den Stapel Pergament auf dem Tisch ablegte und dann hinüber zum Kamin ging, wo der Wasserkessel vom Feuer warmgehalten wurde.

"Minerva", half Septima ihm auf die Sprünge. Remus schüttelte den Kessel, aber er hörte kein plätschern. Leer, also. Er ging hinüber zum Wasserhahn, um ihn wieder aufzufüllen und musterte die beiden Frauen kritisch.

"Wer sagt, dass ich sie privat kenne?", versuchte er, sich herauszureden. Beide tauschten einen Blick.

"Dein Sohn war vor zwei Tagen hier, um etwas anzugeben und hat sie dabei Mama genannt", berichtete Aurora. Remus fluchte innerlich. Er musste dringend aufhören, gegen Mary zu wetten, wenn es um Lukes Dreistigkeit ging.

"Na das war bestimmt ein Versehen", startete er noch einen zweiten Versuch, sich und Luke zu retten.

"Sie hat ihn nicht korrigiert", zerstörte Septima diesen Plan sofort. "Und ihn geduzt."

Remus seufzte leise.

"Entspannt", antwortete er, weil er wusste, dass er hier ohnehin nicht rauskommen würde. "Sehr amüsant. Mit einer Vorliebe für Kinder."

Aurora und Septima wechselten einen weiteren Blick, bevor sie sich noch ein Stück weiter nach vorne lehnten.

"Ist sicherlich nicht leicht, unter ihr aufzuwachsen", spekulierte Aurora. Remus zuckte mit den Schultern, setzte jetzt endlich den Teekessel aufs Feuer und gab ihm einen liebevollen Stups mit dem Zauberstab, um das eiskalte Wasser aus dem Hahn schneller in Richtung des Tees zu bringen, den er gerade wirklich dringend brauchte.

"Die Kinder scheinen es ja gut weggesteckt zu haben", erwiderte er. Septima kicherte.

"Dass sie als Großmutter großartig ist, das dachte ich mir", sagte sie. "Als Mutter hingegen...?"

Remus drehte sich langsam zu den beiden um und kniff die Augen zusammen. Dann verschränkte er die Arme.

"Moment", sagte er dann. "Wie genau denkt ihr beiden, dass Minerva und ich zusammenhängen?"

Aurora hob die Schultern.

"Da du nicht McGonagall heißt, nehme ich dann, dass sie deine Schwiegermutter ist", erklärte sie. "Was großartig ist, weil wir dich jetzt über sie ausquetschen können. Sie erzählt nie etwas von sich selbst! Ich wusste nicht einmal, dass sie Kinder hat!"

"Ich meine, wenn du den Namen deiner Frau angenommen hast, dann könnte es natürlich auch sein, dass sie tatsächlich deine Mutter ist", ergänzte Septima. "Würde ich an eurer Stelle auch nicht laut herumposaunen, ehe jemand vorschnell Vetternwirtschaft ruft."

Remus musterte die beiden fasziniert. Er schätzte sie als Lehrerinnen und als Menschen wirklich sehr, aber es war beeindruckend, wie mühelos sie aus einer kleinen Situation - nämlich dass Luke Minerva Mama genannt hatte - eine riesige Intrige aufblasen konnten, an deren Ende Vetternwirtschaft stand.

"Es war Dumbledores Idee, mich einzustellen", erstickte er dieses spezielle Gerücht im Keim. "Minerva hatte damit nichts zu tun." Soweit er wusste, aber das würde er ihnen sicher nicht auf die Nase binden. "Und sie ist nicht meine Mutter!"

Der Teekessel begann, zu fiepen, Septima und Aurora tauschten einen Blick. Remus sah sie böse an und goss sich seinen Tee auf. 

"Wer ist nicht deine Mutter?", hörte er jemanden hinter sich fragen. Er drehte sich zur Tür herum, durch die anscheinend jemand eingetreten war, während der Kessel das Geräusch übertönt hatte und seufzte. Denn mit perfektem Timing hatte natürlich Minerva selbst den Raum betreten, wie konnte es auch anders sein. 

"Du", erklärte er trocken. "Tee? Wasser ist gerade fertig." 

"Ja, bitte." Minerva ließ sich auf einen herumstehenden Sessel fallen. Remus goss für sich und sie jeweils eine Tasse auf. Dass er nicht fragen musste, wie sie ihren trank, half vermutlich ihrem Fall nicht weiter. "Und wie genau kommt jetzt jemand auf die Idee, dass du mein Sohn sein könntest? Dazu bin ich gar nicht alt genug." (Remus beschloss, nicht das zu sagen, was Sirius jetzt ganz sicher laut ausgesprochen hätte.) "Und so viel Glück hätte ich im Leben erstmal haben müssen." 

Remus war sich sehr sicher, dass er rot wurde. 

"Also bist du seine Schwiegermutter?", fragte Aurora, dreister als Remus es ihr zugetraut hätte. 

Minerva zuckte mit den Schultern und nippte an ihrem Tee. 

"Wäre ich fast geworden. Ich hätte Sirius damals direkt adoptiert, wenn ich gekonnt hätte. Aber Euphemia war schneller." Sie grinste. "Fakt ist, ich bin weder Remus' Mutter noch die seines Mannes, noch die ihres gemeinsamen Co-Elternteils. Ich habe einfach ihre gemeinsamen Kinder eine Weile als Katze ausspioniert, wurde von Luke dazu genötigt, eine Maus zu essen, als er fünf war und es sehen wollte, habe dann Harrys Kidnapping begleitet und hinterher beschlossen, da ich in diesem Leben wohl keine eigenen Kinder und Enkel mehr bekomme, werde diese Gören es schon tun." Sie nahm noch einen großen Schluck von ihrem Tee, trank die Tasse dann in einem Zug aus und erhob sich wieder von ihrem Stuhl. "Und nun komm, Sohnemann, die nächste Stunde beginnt." 



Hi, ich weiß, das erste Bonuskapitel ist ein Jahr her. Ich habe nichts zu meiner Verteidigung zu sagen. Ich habe keine Ahnung, ob es mit den anderen schneller geht. Ich plane immer noch fest, die anderen auch irgendwann zu veröffentlichen. Euch einen schönen Frühling!

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