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"Gebrannte Mandeln! Gebrannte Mandeln! Gebrannte Mandeln!" 

Jules marschierte voran über den Weihnachtsmarkt, die Augen klar auf das Objekt seiner Begierde gerichtet - den Süßigkeitenstand. Ihm dicht auf den Fersen Harry, nur knapp dahinter Avni und Leda, die beiden jüngeren Reza-Töchter. Jerry, Triv und Jhalak versuchten, sich als Teenager möglichst cool zu geben, aber auch in ihren Augen stand klar die Begeisterung über die zahlreichen dargebotenen Möglichkeiten, sich einen Zuckerschock zu verpassen. 

Mary, Remus, Nimit und Taneesha schlenderten ihren gesammelten Kindern hinterher, Sirius als Tatze an Remus' Seite, angeleint, auch wenn das immer eine unangenehme Situation für sie beide war - aber auf einem Weihnachtsmarkt war das natürlich verpflichtend. 

Es hatte sich über die Jahre, die Remus und Mary nun schon im Ligusterweg lebten, zur Tradition entwickelt, dass sie am 26. Dezember gemeinsam auf den Jahrmarkt gingen. Die Jacksons waren mal dabei, mal nicht - dieses Jahr feierten sie Weihnachten bei Quinns Eltern in York. Die Rezas waren immer in Little Whinging, als Hindus feierten sie kein Weihnachten, also waren es freie Tage, wie andere auch und auch der Lupin-Clan hatte nicht wirklich ein anderes Ziel. 

"Ok, ich bin bereit, meinen Geldbeutel zur Verfügung zu stellen", erklärte Mary laut und gesellte sich zu den Kindern, die begeistert verkündeten, wo die soeben erschienenen finanziellen Mittel als erstes investiert werden sollten. Taneesha stupste ihren Mann an und nickte in Richtung der vier großen, dunklen Augenpaare, die bittend zu ihren Eltern schauten. Nimit seufzte übertrieben und legte dann ebenfalls einen Schritt zu. Sirius zog in die gleiche Richtung und Remus gab die Leine an Jerry weiter, sodass sein Mann im Zentrum des Geschehens sein konnte, seinem Lieblingsplatz. 

Zurück blieben nur Remus und Taneesha, eigentlich albern, also beschloss er, auch einen Schritt zuzulegen und sich mit ins Gewimmel zu stürzen, aber Taneesha hielt ihn am Ärmel fest. Remus sah sie überrascht an, sie wirkte nervös. 

"Ich wollte dich was fragen", sagte sie leise. Remus hielt inne, musterte sie. 

"Klar", sagte er und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Sie waren etwas außerhalb vom großen Tumult, abseits von den Buden und Fahrgeschäften, auf die die Kinder so schnell wie möglich wollten. 

"Es geht um Jhalak", sagte Taneesha leise. Remus' Augen suchten die zweitälteste Reza-Tochter. Er kannte die Sechzehnjährige nicht besonders gut, sie war nicht so oft im Buchladen wie Avni und auch nicht so eng mit Jerry befreundet wie Triv. Sie war die einzige der vier Mädchen, die mit ihrer Kleidung und ihrem Make-up aktiv die indische Herkunft der Familie zu verfolgen schien. Ansonsten hatte Remus sie als Freigeist kennen gelernt. Gelegentlich erzählte Jerry davon, dass Jhalak Künstlerin werden wollte, aber mehr wusste er nicht über sie. 

"Was ist mit ihr?", fragte er neugierig. Taneesha wurde ein wenig rot und sah sich um, als wollte sie sicher gehen, dass niemand ihr Gespräch mitbekam. 

"Sie ist...äh...naja, also...sie hat uns gesagt, dass sie...hm." Taneesha lachte etwas verlegen. "Also, es gibt da dieses Mädchen in ihrer Klasse und sie...und da dachte ich, weil du auch..." 

Remus musste leise lachen, als er endlich verstand, was sie ihm zu sagen versuchte. 

"Willst du mir sagen, dass Jhalak lesbisch ist?", schlug er vor. Taneesha nickte erleichtert. "Und weil du weißt, dass ich schwul bin, dachtest du du fragst mich..." Er zögerte, runzelte die Stirn. "Was genau willst du mich fragen?"

Taneesha zuckte etwas hilflos mit den Schultern. 

"Ich will nur wissen, ob sie...naja...ist sie ok?" Sie sah unsicher zu Remus hoch. "Sollte ich was tun? Was...was mache ich jetzt? Mache ich überhaupt etwas?" 

Der Buchladen im LigusterwegWhere stories live. Discover now