6

1.5K 181 211
                                    

Minerva kam am nächsten Tag am späten Vormittag, um Jules und Harry zu einem Ausflug in die Winkelgasse abzuholen. 

"Wie macht sie das?", fragte Remus irritiert, während er und Mary das Geschirr vom Frühstück abwuschen. "Sie ist Lehrerin an einem verdammten Internat. Woher nimmt sie die Zeit, unsere beiden Energiebündel auf irgendwelche Abenteuer mitzunehmen?" Er schüttelte verwirrt den Kopf und reichte einen Teller an Mary weiter, die mit dem Geschirrtuch bewaffnet neben ihm stand. 

Harry und Jules rannten zwischen ihren beiden jeweiligen Zimmern hin und her und schienen sich aufgeregt zu beraten, was sie anziehen würden, um möglichst "zauberig" auszusehen (Jules hatte letztens einen Spitzhut in Remus' Schrank gefunden und seitdem waren die beiden in einer Phase). Mary grinste. 

"Es ist Professor McGonagall", sagte sie nur und stellte den Teller in den Schrank. Remus zuckte mit den Schulter. Das war vermutlich ein gutes Argument. Wer auch immer den Fehler gemacht hatte, Minerva McGonagall einen Zeitumkehrer zu autorisieren, hatte offensichtlich keine Ahnung gehabt, welche Naturgewalt er lostrat. Oder war das Risiko kalkuliert eingegangen. Vermutlich war es Amelia gewesen. 

"Hat sie gesagt, was sie mit ihnen machen will?" 

Mary zuckte mit den Schultern und schob schwungvoll die Besteckschublade zu, die daraufhin laut schepperte. 

"Sie wollen auf jeden Fall in die Winkelgasse und ich bilde mir ein, Harry meinte irgendwas von einem Museum", sagte sie. Remus schmunzelte. Seit Harry angefangen hatte, aufzutauen und mehr eigene Vorschläge zu machen, was er gerne machen würde, waren sie praktisch Dauergast beim Naturkundemuseum in London. Jules und Jerry mussten nicht lange überzeugt werden und jetzt hatte er drei dinosaurierbegeisterte Miniexperten im Haus (nicht, dass ihn das störte - Remus liebte Museen). 

"Hast du was von Jerry gehört?", wechselte Remus das Thema und zog den Stöpsel des Spülbeckens. Mary wischte mit einem Geschirrtuch über den Tisch und grinste. 

"Keinen Mucks", meinte sie. "Ich glaube, er und Triv schlafen noch. Teenager." Sie hängte das Tuch an seinen Haken. "Na gut, ich werde mich mal fertig machen. Ich würde mich dann gleich einfach direkt dem Abenteuertrupp anschließen. Brauchst du noch was aus der Winkelgasse?" 

Remus überlegte, dann schüttelte er den Kopf. 

"Ich werde vermutlich die nächsten Tage sowieso mal selbst hin müssen", prophezeite er. "Ich werde die Ruhe heute nutzen, um einen Schlachtplan zu machen, wie wir Peter schnellstmöglich finden. Heute Nachmittag hab ich einen Flohpulver-Termin mit Amelia, ich bin sicher, wir haben dann entweder einen Plan, für den ich irgendwelche Zutaten brauche oder keinen Plan - dann brauche ich Bücher." 

Mary schmunzelte. 

"Viel Glück bei der Recherche", sagte sie. "Ich drück dir die Daumen, dass du was findest. Ich hab ungefähr hundert schlechte Witze, die ich Sirius erzählen will." 

Remus stöhnte auf. 

"Nicht den mit den Gespenstern", protestierte er. Mary grinste böse. 

"Wo wohnen die meisten Gespenster?", fragte sie. Remus griff nach ihren Schultern und schob sie in Richtung Flur. 

"Du solltest dich jetzt wirklich dringend fertig machen", entschied er nachdrücklich. Mary lachte und entzog sich seinem Griff. 

"In Buh-dapest!", rief sie noch und verschwand unter lautem Gelächter über ihren eigenen Witz (den sie schon ungefähr fünfzig Mal erzählt hatte) im Treppenhaus nach oben in ihr Zimmer. Remus seufzte tief - er brauchte dringend Sirius zurück, der Humor in diesem Haus wurde immer schlechter. 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt