23

1.1K 142 64
                                    

Remus, Sirius, Mary und Regulus waren allesamt ratlos, wie sie das Projekt der Zerstörung von potenziell vier weiteren Horkruxen angehen sollten. Wo sollten sie anfangen? Wo sollten sie suchen? Es war frustrierend und Regulus stürzte sich sofort wieder in eine Recherche, auch wenn Remus keine Ahnung hatte, was genau er eigentlich recherchierte. Er, Mary und Sirius, hauptsächlich mangels großer Alternativen, gaben sich Mühe, ihr normales Leben wieder aufzunehmen, während sie das Horkrux-Problem in ihrem Hirn im Hintergrund laufen ließen, in der Hoffnung, dass ihnen irgendwann etwas Kluges dazu einfallen würde.

Und der Alltag brachte ja genug Trubel mit sich. Für Remus so zum Beispiel Anfang Juli, etwa eine Woche nach Regulus' Besuch bei Slughorn, als ihn ein seltener Gast überraschte. Von all den Leuten, die abends kurz vor Ladenschluss im Ligusterweg auftauchen konnten, hatte Remus vermutlich mit ihr als allerletztes gerechnet.

"Jhalak", begrüßte er sie überrascht, als sie kurz vor sechs zur Tür hereinkam und sich etwas verlegen an den Regalen herumdrückte. "Was machst du hier? Bist du nicht in London?"

Sie schüttelte den Kopf, stieß sich jetzt doch vom Regal mit den Atlanten ab und kam zu ihm an den Ladentisch.

"Ich war für Ledas Geburtstag hier", erklärte sie und jetzt fiel Remus auch wieder ein, dass Taneesha letztens erzählt hatte, dass ihre jüngste Tochter heute sechzehn wurde (vor allem ging es in dem Gespräch um die Frage ob sie eine Party schmeißen durfte oder nicht). Er lächelte.

"Ist Jerry auch mitgekommen?", fragte er. Jhalak schüttelte den Kopf.

"Musste arbeiten."

Remus war für einen Moment abgelenkt, als die letzten Kunden des Tages an die Theke traten, um ihre Einkäufe zu bezahlen. Aber er musterte sie aus dem Augenwinkel - es war sehr offensichtlich, dass sie etwas auf dem Herzen hatte.

"Was macht das Studium?", begann er ein zwangloses Gespräch, während er das Schild an der Tür auf "geschlossen" drehte und sich dann umsah, wo ganz dringend ein wenig aufgeräumt werden musste. Jhalak zuckte mit den Schultern.

"Ich arbeite an meinem letzten Projekt", erzählte sie, "eine Reihe an Skulpturen, die sich mit der Ausbeutung Indiens durch die Briten beschäftigt. Sie sind fast fertig, aber ich muss auch noch eine Ausarbeitung schreiben, also hab ich noch eine ganze Menge Arbeit vor mir."

Remus nickte beeindruckt.

"Das klingt aber ziemlich interessant."

Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Remus gab es zurück, dann entdeckte er ein Regal, das wirklich dringend seiner Aufmerksamkeit bedurfte. Jhalak stellte ihre Handtasche an der Tür ab.

"Kann ich dir was helfen?", bot sie an. Remus sah sie interessiert an.

"Es ist nicht nötig", sagte er, "aber wenn du etwas tun willst, kannst du gerne schon einmal mit Kehren anfangen."

Sie nickte schnell und holte den Besen aus dem Hinterzimmer. Er sah ihr entgegen, als sie zurückkam und musterte sie mit schräg gelegtem Kopf.

"Verrätst du mir noch, was du auf dem Herzen hast?", fragte er dann, weil er das Gefühl hatte, dass sie einen kleinen Stupser ganz gut gebrauchen konnte. Sie wurde ein wenig rot und spielte am Stiel des Besens herum.

"Es ist ein bisschen albern", sagte sie leise. Er zog die Augenbrauen hoch.

"Für albern bin ich immer zu haben", erinnerte er sie schmunzelnd. Sie lachte etwas unsicher.

"Ich habe ein paar Fragen", murmelte sie dann. "Und ich kenne niemanden außer dir, dem ich sie stellen kann, der tatsächlich eine Antwort haben könnte." Sie zögerte. "Also...ich kenne niemanden außer dir und Sirius."

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt