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Amelia verschwand, genau wie angekündigt, nach 20 Minuten (fluchend) wieder. Zehn Minuten später machte sich auch Augusta auf den Heimweg, sammelte unten Neville ein, der wenig Begeisterung für Comicbücher hatte aufbringen können, sich allerdings hervorragend mit Harry verstanden hatte, den Jerry und er auf der Straße getroffen hatten. Und auch Minerva machte sich schließlich wieder auf den Weg zurück nach Hogwarts.

"In Ordnung", sagte Edyta, ein wenig verzweifelt, als alle Gäste wieder verschwunden waren, "jetzt noch einmal die lange Version...war ich zu lange in der Sonne oder sind gerade drei Frauen aus dem Kamin gekommen, haben gezaubert und sind dann wieder verschwunden?" 

Mary schenkte ihr noch ein wenig Tee nach und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. 

"Nein, das war real", sagte sie. "Ich glaube, du hast dir die ganze Geschichte verdient." 

Edyta sah sie und Remus erwartungsvoll an und Remus begann zu erzählen. Von der Zaubererwelt, von Hogwarts, vom Krieg. Von den Werwölfen. Von Lily und James und den Verstecken, von Sirius. Von Julies Zeugung und Geburt. 

Edyta hörte zu. Remus wusste, dass sie vermutlich ein Problem mit einigen Punkten hatte. Sie hatte nicht nachvollziehen können, warum er im Krankenhaus aushalf, sie betrachtete Jerrys Liebe zu Make-up und Kleidern skeptisch und sie hätte ihnen sicherlich nicht abgenommen, dass es Werwölfe und Zauberer gab. Aber vielleicht war sie einfach noch zu überwältigt von eben oder sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte, auf jeden Fall sagte sie nichts. 

Auf der Hälfte des Berichts nahm Remus eine Bewegung aus seinem Augenwinkel wahr, als Jerry sich in den Türrahmen lehnte und zuhörte. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass es auch für ihn das erste Mal war, dass er die ganze Geschichte hörte, an einem Stück. 

Es war eigentlich längst überfällig. 

Am Ende schien Edyta zu beschließen, sich auf die aktuellen Ereignisse zu fokussieren. 

"Also macht diese Amelia jetzt irgendetwas Illegales, sodass ihr Harry auch noch aufnehmen könnt", fasste sie zusammen. "Und dann habt ihr drei Kinder im Haus, von denen keins mit euch biologisch verwandt ist." 

"Jules ist meine Tochter", korrigierte Remus, "sie sollte immer meine Tochter sein, auch wenn wir keine Gene teilen. Und Jerry mag vielleicht nicht biologisch mit uns verwandt sein, aber er ist Familie." 

Edyta zögerte. 

"Es ist sehr viel", sagte sie dann. Remus und Mary nickten beide. 

"Das ist es", stimmte Mary zu, "aber wir sind immer noch wir. Wir können zaubern, aber wir tun es die meiste Zeit nicht. Jerry und Jules sind nicht mit uns verwandt, aber sie sind unsere Kinder. Jerry und Remus reisen zum Vollmond an einen sicheren Ort, wo sie sich verwandeln, aber die restliche Zeit sind sie normale Menschen. Remus ist mit Sirius verheiratet, Jerry mag Make-up. Das war alles schon vorher so." 

Edyta schwieg eine Weile, dann musterte sie Remus. 

"Ist das der Grund, warum es im Flur jetzt so warm ist?", fragte sie. "Ist das euer...Voodoo?"

Remus lachte leise in sich hinein und kratzte sich am Hinterkopf. 

"Äh...ja, ich wollte nicht, dass Harry beim Lesen friert", gestand er. Edyta blinzelte. 

"Kannst du das im ganzen Haus machen?", fragte sie. "Die Energiepreise sind der Wahnsinn in letzter Zeit." 

~~~~~

Und so drehte sich die Welt weiter. Edyta wusste bescheid und irgendwie änderte es...gar nichts. 

Die Tage verstrichen im Schneckentempo. Amelia hatte um eine Woche gebeten, aber als Remus einen gefühlten Monat später das nächste Mal auf den Kalender schaute, war gerade einmal Montag und es waren nur zwei Tage vergangen. 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt