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Es wurde besser. Nicht schlagartig, nicht auf magische Weise (ok, vielleicht auf ein bisschen magische Weise, weil Mary einen Trank gefunden hatte, der tatsächlich Wunder wirkte), aber es ging bergauf. 

Die düsteren Gedanken waren noch immer da, aber Sirius wurde besser darin, mit ihnen umzugehen. Remus hatte ewig hin und her überlegt, wie sie es schaffen könnten, ihm einen Therapeuten zu organisieren. Am Ende hatte Sirius vorgeschlagen, dass sie vielleicht damit anfangen konnten, dass er mit Remus sprach. Es war nicht das gleiche, aber Moony hatte recht (wie so oft): es half. 

Sirius hatte sich auch endlich mal ein Bild davon geschaffen, was genau er eigentlich mit seiner Flucht ausgelöst hatte. Amelia ging, laut Professor McGonagalls Aussage, immer noch die Wände hoch. Sie hatte anscheinend außerdem eine gewisse selektive Wahrnehmung entwickelt, als sie den Ligusterweg 32 nach ihm abgesucht hatte. Sirius hatte keine Ahnung, was Remus und Mary getan hatten, um die beiden Frauen so bedingungslos auf ihrer Seite zu haben, aber er würde den Teufel tun und es hinterfragen. 

Freitag, genau eine Woche vor Weihnachten, streifte er durch die Wohnung und überlegte, womit er jetzt den Nachmittag verbringen sollte. Bis eben hatte er durch seine alten Sachen sortiert, geschaut, was davon er noch tragen wollte und was sich eher nach "21-Jähriger Rebell" anfühlte als nach "28-jähriger Vater". Nicht, dass er sich jetzt ein Beispiel an Remus' karierten Hemden und seinen Cardigans nehmen würde (er liebte seinen Mann sehr, aber sein Kleidungsstil war eine Katastrophe), aber wollte auch nicht zu den Leuten gehören, die mit knapp 30 immer noch auf peinliche Art und Weise versuchten, wie 20 auszusehen. Ihm war diese Übergangszeit ein wenig verloren gegangen, aber gut. Jetzt hatte er einmal seinen Schrankinhalt betrachtet und ein paar Sachen aussortiert, die er später Jerry zeigen wollte, vielleicht hatte er Spaß daran. 

Aufgrund mangelnder Alternativen entschied er sich, wieder als Hund zu Remus hinunter in den Laden zu gehen (die Kinder, die ihn streichelten waren ein großer Bonus) - aber vorher brauchte er einen Snack. Er betrat nichtsahnend die Küche und hielt prompt inne. 

Jules war alleine hier und schien gerade aktiv daran zu arbeiten, auf die Arbeitsfläche unter dem Tassenschrank zu klettern. Sirius lehnte sich gegen den Türrahmen und beobachtete ihn. Er rückte gewissenhaft den kleinen Tritthocker heran, auf dem Sirius ihn schon mehrfach hatte stehen sehen, wenn er Remus beim Kochen half, von da zog er sich hoch auf die Arbeitsplatte, dann richtete er sich auf seinen Knien auf (Sirius ging in Alarmbereitschaft, um gegebenenfalls zwei große Schritte zu machen und ihn aufzufangen, sollte er fallen), öffnete den Schrank und seine Hand verschwand zielsicher darin. Wenige Sekunden später tauchte sie fest um einen Mini-KitKat geschlossen wieder auf. Jules schloss die Schranktür, dann schien er Sirius zu entdecken und er erstarrte. Sirius schmunzelte. 

"Hi", sagte er und hob grüßend die Hand. Schnell ließ Jules die KitKat-Hand hinter seinem Rücken verschwinden, aber die Tatsache, dass er noch immer auf der Arbeitsplatte kniete, sorgte dafür, dass ihm das keinen ernsthaften taktischen Vorteil einbrachte. "Ist das Dads geheimer Schokoladenvorrat?"

Jules schien immer noch nicht zu wissen, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er nickte. Sirius grinste. 

"Er wird unkreativ mit seinem Verstecken", sagte er. "Hinterste Tasse im Schrank? Nicht sehr schwer zu finden."

Jules begann, sich zurück in eine sitzende Position zu bewegen, um von der Arbeitsplatte herunter zu rutschen und jetzt ging Sirius doch hin und bot ihm eine Hand an, die er nach kurzem Zögern ergriff, aber sofort wieder los ließ, als er mit beiden Füßen auf dem Boden stand. 

Er war wirklich winzig - er ging Sirius bis ungefähr zum Bauchnabel, aber seine schmale Statur ließ ihn noch kleiner wirken. Die wilden Locken auf seinem Kopf (die er von Laura hatte, aber sie hätten genauso gut von Remus sein können), verstärkten diesen Effekt noch, genau wie die riesigen grauen Augen und der eine fehlende Schneidezahn (er war vor einigen Tagen ausgefallen und das war ein wirklich großes Event gewesen). 

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