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Es war lange, wirklich lange her, dass Remus zuletzt von einem sprechenden Patronus aufgesucht worden war. 

Er lag gerade mit Sirius gemeinsam auf der Couch im Wohnzimmer. Der Fernseher lief im Hintergrund, aber keiner von ihnen achtete wirklich darauf, was spielte. Remus hatte die Augen geschlossen und döste, wie es für einen Sonntagnachmittag mehr als in Ordnung war. Seine eine Hand fuhr, eher unterbewusst, durch Sirius' Haar. Der lag zu großen Teilen auf Remus, dessen andere Hand ihn festhielt, damit er von der schmalen Couch nicht herunterfiel, sollte Remus sich bewegen. Sein Gesicht war an Remus' Schulter gedrückt, ein Arm recht nutzlos zwischen ihnen eingeklemmt, der andere lag locker über Remus. Seine Finger hatten sich unter Remus' T-Shirt gestohlen und strichen vorsichtig in kleinen Kreisen über seinen Bauch. 

Es war die Art zweisame Idylle, die man in einem Haushalt mit fünf Menschen äußerst selten bekam, aber gerade waren alle unterwegs. Luke hatte sich Abhilfe von der Langeweile durch die Abwesenheit seiner Freunde geschaffen, indem er sich spontan mit neuen Kindern einige Straßen weiter bekannt gemacht hatte. Remus hatte keinen blassen Schimmer, von wo er seine grandiosen sozialen Fähigkeiten hatte, aber es war beeindruckend. Er machte sich auf jeden Fall keine Gedanken, dass sein Sohn in Hogwarts keinen Anschluss finden würde. Jetzt erst einmal war er draußen und tobte wahrscheinlich durch den Wald am Ende des Viertels. 

Mary war oben. Sie war die letzten paar Tage mit ihren Schülern unterwegs gewesen und hatte heute Morgen verkündet, mal einen Tag nur für sich alleine zu brauchen. Remus wusste nicht genau, womit sie ihre Zeit verbrachte, aber im Grunde ging es ihn auch nichts an. Sie alle hatten sich ein bisschen Zeit allein mehr als verdient. 

Harry hatte nach dem gemeinsamen Frühstück erklärt, er wolle ein bisschen was "erledigen". Auch bei ihm wusste Remus nicht genau, was das bedeutete, aber er kannte Harry gut genug, um zu wissen, dass er keine Dummheiten machen würde. Also hatte er ihm die Erlaubnis gegeben, in die Winkelgasse zu flohen. Eine kleine besorgte Stimme hatte er schon im Hinterkopf, aber ihr wusste er genug entgegenzusetzen. Harry kannte die Gasse gut und in zwei Wochen würde er ohnehin mit Hogsmeadeerlaubnis nach Hogwarts zurückkehren, spätestens dann war er also eh außerhalb ihrer Kontrolle, wenn es ums Einkaufen ging. 

Und Jerry und Jhalak, die immer noch in Little Whinging waren, waren gemeinsam unterwegs bei einer zweiten Runde Wohnungs- und Atelierbesichtigungen. 

"Wenn du nicht nach Hogwarts gehen würdest, könnten wir das hier ab September jeden Tag haben", murmelte Sirius gegen Remus' Hals. Er schmunzelte. 

"Bereust du es etwa, mich überredet zu haben, Lehrer zu werden?", scherzte er. 

"Hmpf", machte Sirius. "Nee. Ich bereu' nur, dass du dann weg bist und ich niemanden mehr zum kuscheln habe." 

"Mary kuschelt bestimmt mit dir, wenn du sie fragst", erinnerte Remus seinen Mann schelmisch. 

"Hmpf", machte Sirius noch einmal. "Na hoffentlich doch. Sonst suche ich dich in Hogwarts heim." Er friemelte seinen Arm zwischen ihnen hervor und stützte sich darauf, sodass er Remus anschauen konnte. "Ich kenne noch genug Geheimgänge, um dich nachts zu besuchen." 

Remus musterte ihn amüsiert. 

"Du könntest auch einfach tagsüber durchs Schlosstor reinkommen", schlug er vor. "Ich glaube nicht, dass irgendwer etwas dagegen haben kann, wenn ein Lehrer von seinem Ehemann besucht wird." 

Sirius verdrehte die Augen. 

"Das ist ja aber langweilig", protestierte er. "Es ist sowieso seltsam, dass so wenig Lehrer verheiratet sind. Will keiner von denen mehr vom Leben als auf Schüler aufzupassen?" 

Remus musterte ihn streng. 

"Es ist nichts falsch daran, ohne eine Beziehung zu leben", schalt er Sirius. "Wenn sie damit glücklich sind. Ich meine, schau dir Mary an, sie ist technisch gesehen auch single."

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