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Achtung, das Kapitel ist ein bisschen heavy. Nicht sad-heavy, nicht Taschentuch-heavy, aber thematisch ein bisschen drückend, nur als Vorwarnung.

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Natürlich gingen sie nicht am gleichen Abend los und stahlen Harry von den Dursleys. Remus beharrte auf seiner Meinung: ohne einen festen Beweis würden sie niemals damit durchkommen, weder bei den Muggeln noch bei den Zauberern. Am Ende würden er und Mary wegen Kidnappings angeklagt und was würde dann aus Jerry und Julie? 

Nein, aber sie waren sich einig, dass falls Mary Wind von irgendetwas tatsächlich Substanziellem bekäme, sie zumindest nicht viel auf Dumbledores Meinung geben würden. 

Sie warteten. 

An einem Mittwoch Mitte September schloss Remus am frühen Nachmittag den Laden auf. Montags und Mittwochs öffnete er erst 14:00 Uhr, die Gründe dafür band er niemandem auf die Nase, aber er log auch nicht, wenn jemand fragte. Anne war überrascht gewesen, Edyta hatte es mit hochgezogenen Augenbrauen hingenommen, die Rezas hatten noch nicht gefragt. 

Er wusch sich die Hände, in der Hoffnung noch mehr vom Geruch von Desinfektionsmittel abzuwaschen, aber es half nichts. Er drehte das Schild im Fenster auf "geöffnet" und begann, einige Bücher zu sortieren, während ein bisschen Kundschaft hinein und hinaus plätscherte. 

Gegen 14:30 wurde er unruhig - Jerry war noch nicht da. Er war theoretisch diesen Nachmittag im Laden eingeteilt und während er generell nicht der pünktlichste Mensch der Welt war, war er doch in seiner Ausbildung im Laden normalerweise sehr gewissenhaft. Noch viel wichtiger, er trug für gewöhnlich immer etwas Kleingeld mit sich herum und wenn er sich so viel verspätete, suchte er sich meist eine Telefonzelle und sagte Bescheid. 

14:45 juckte es Remus in den Fingern, seinen Zauberstab herauszuholen (er war nie weit weg, auch wenn er ihn nicht am Körper trug - alte Gewohnheit) und einen Suchzauber auszuführen. Er beschloss, noch bis 15:00 Uhr zu waren, bevor er seine vollen Helikopter-Eltern-Flügel ausfuhr. Jerry war siebzehn, wenn man Taneesha glauben konnte, war es eher ungewöhnlich, dass er normalerweise so gewissenhaft Verabredungen hielt. 

Jerry kam um 14:57 in den Laden gestolpert und Remus verfluchte sich innerlich, dass er nicht früher in den vollen Alarm geschaltet hatte. 

"Was ist passiert?", fragte er scharf, als er Jerry in der Mitte des Ladens traf. Jerry blinzelte Richtung Fußboden. 

"Tut mir leid, dass ich so spät bin", murmelte er. Remus schloss kurz die Augen. 

"Nein", sagte er dann leiser und sanfter. "Ich meinte" - er deutete auf den Schmutz auf Jerrys Kleidung und die große Schramme quer über seinem Gesicht - "was ist passiert?"

Jerry wischte sich unwirsch übers Gesicht, zuckte allerdings zusammen, als er direkt in den Kratzer fasste. Remus schob ihn schnell vor sich her in sein Büro, warf den beiden Kunden, beides Nachbarinnen, die er vom Sehen her kannte, noch einen entschuldigenden Blick zu.

Unter seinem Schreibtisch hatte er einen Verbandkasten. Er hatte gelernt, dass es immer gut war, einen zur Hand zu haben, wenn man mit einem Siebzehnjährigen, einer Fünfjährigen und einer Mary Macdonald zusammenwohnte und nach den Vollmonden war er gelegentlich auch ganz hilfreich.

"Bist du okay?", fragte er leise, während er vorsichtig mit einem Tuch den Schnitt säuberte. Jerry nickte. 

"Sie waren nicht super glücklich, dass ich einen Rock getragen habe", murmelte er. Remus seufzte frustriert. Er spielte mit den Fingern am Saum des arg malträtierten Rockes herum.

Remus legte seine Hand auf Jerrys. 

"Jer, du musst vorsichtig sein", sagte er leise. "Ich hasse es, dass ich dir das sagen muss, weil ich es dir nicht sagen müssen sollte, aber...du musst aufpassen, wenn du Röcke und Make-up in der Öffentlichkeit trägst. Daran ist nichts falsch", schob er schnell hinterher, als Jerry den Mund öffnete, "aber du machst dich zur Zielscheibe und ich will nicht, dass sie dir weh tun." Er sah Jerry prüfend an. "Wie viele waren es?" 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt