Kapitel 8

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*Finley POV*


„Finley!", begrüßte mich Jolie stürmisch. Sie hatte sich hinten auf die Rückbank gesetzt und quetschte sich mit dem Oberkörper nach vorne zwischen die Sitze um mir die Arme um den Hals zu wickeln. Dass sie dabei den Beifahrersitz ebenfalls umarmte störte sie weniger.

„Pass doch auf!", knurrte Aubrey die fast von einem Ellenbogen getroffen wurde.

„Du siehst so fertig aus, musstest du gestern doch noch nach Hause laufen?", fragte mich Jolie, nachdem sie mir einen Kuss auf die Wange gedrückte hatte und Aubrey dabei einen schelmischen Blick zu warf. „Aber anscheinend habt ihr euch ja wieder vertragen. Gab es etwa heißen Versöhnungssex?" Jolie kicherte leicht, als sie sich wieder nach hinten in ihren Sitz gelehnt hatte.

Poppy neben ihr brachte nur ein kleinlautes „Hey." zustande, was Aubrey ignorierte, weil sie wieder mal nur Augen für Jolie hatte. „Irgendwann nehme ich keinen von euch mehr mit!", giftete sie herum. „Ich habe doch gar nichts gemacht", verteidigte sich Poppy. Aber wie auch ihr ‚Hey' traf das auch nur auf taube Ohren.

„Mit dir will ich heute gar nicht reden Prinzessin. Wer meine hinreißende Persönlichkeit nicht ehrt, der ist meine Aufmerksamkeit auch nicht wert. Also reiß dich zusammen, ehre mich wie ich es verdiene und dann kannst du mich auch wieder ansprechen", erklärte Jolie Aubrey in einem verhältnismäßig ruhigen Tonfall.

„Wie bitte?" Mit hochrotem Kopf drehte sich Aubrey zu Jolie nach hinten. „Du hast mich verstanden", erwiderte Jolie, mit einem gelangweilten Blick. „Fahr jetzt los, Aubrey", meinte ich dann. Die Situation war eh schon total beschissen und auch nicht mehr zu retten. Und ich denke mal dass keiner von uns hier Anwesenden zu spät zur Schule kommen will.

„Ich bin deine Freundin und du lässt es zu das sie so mit mir redet!", fauchte sie nun mich an. „Was soll ich sonst tun? Ich brauche dich doch nicht verteidigen. Das bekommst du schon alleine gebacken. Und du bist auch keinen einzigen Deut besser! Also, was regst du dich auf? Und jetzt fahr' los!", sagte ich bestimmt.

Aubrey drehte sich wieder nach vorne um und sie tat doch tatsächlich das worum ich sie gebeten hatte.

„Also, Fin. Warum siehst du so fertig aus? Sie hat dich doch nicht etwa wirklich laufen lassen?" Jolie fuhr ihre Schiene weiter, als wäre nichts passiert. Langsam war ich so der Meinung dass ich der einzige hier im Auto war der Aubrey mochte. Und Jolie das Ganze nur ertrug weil sie mich mochte. Und Aubrey schien auch nur wegen mir Jolie zu ertragen. Scheiße, ich war der verdammte Leim der die Mädels zwang aneinander zukleben.

„Doch. Also, nein. Sie hätte mich laufen lassen, wenn ich denn hätte laufen müssen", erklärte ich Jolie. Aubrey neben mir tat so als hätte sie Scheuklappen auf und würde einzig und alleine nur die Straße sehen und hören. War wahrscheinlich auch das Beste.

„Was meinst du denn damit?", hakte Jolie nach. „Nachdem du weg warst stand ich erst mal da und wusste nicht weiter. Ich hatte wirklich mit dem Gedanken gespielt zu laufen. Aber dann tauchten Rosa und Noah auf", erzählte ich.

„Finley, willst du wirklich erzählen wie tief du gestern gesunken bist?", fragte Aubrey nach. Und sie warf mir einen warnenden Blick zu. Natürlich will ich das erzählen, Jolie ist meine beste Freundin. „Aber .. was frage ich dich eigentlich. Jolie wird die Geschichte lieben. Schließlich ist Jolie die Königin der Tiefen Abgründe."

„Nun pass mal auf, Prinzessin." Jolie beugte sich vor. „Du hast recht. Ich bin die verdammte Königin und wenn du noch ein falsches Wort sagst dann darfst du mir meine Schuhe ablecken", knurrte Jolie mit einer leisen, bedrohlich klingenden Stimmlage.

„Leute!", versuchte ich es. Jolie lehnte sich sofort wieder in ihren Sitz zurück. „Nichts passiert! Also erzähl weiter. Noah und Rosa." Jolie freute sich richtig darauf dass ich ihr die Geschichte erzählte. Wahrscheinlich nur deshalb weil es Aubrey auf die Palme zu bringen schien.

„Sie haben sich angeboten mich nach Hause zu fahren. Aber irgendwie kam alles anders. Sie haben mich verarscht und sind dann schließlich zu sich nach Hause gefahren. Und haben mich dann auf ein Bier eingeladen. Und joah .." Als ich kurz mal eine Denkpause einlegte, grätschte Aubrey sofort in meine Erzählung hinein.

„Ich durfte ihn dann mitten in der Nacht abholen. Er hat gestunken wie eine verdammte Kneipe und .." Weiter kam Aubrey aber gar nicht, da Jolie sie nun unterbrach.

„Warte was? Du hast mit Noah und Rosa abgehangen? In ihrer Wohnung? Gott, ich möchte dein Leben! Bitte, bitte lass uns tauschen!" Jolie war Feuer und Flamme und ein stolzes Grinsen zierte ihr Gesicht, als ich mich nach ihr umgedreht hatte.

„Habe ich doch gesagt. Jolie freut sich, das du in der Woche betrunken von deiner Freundin abgeholt werden musst", meinte dann Aubrey säuerlich. „Stopp! Wenn ich und Finley tauschen dann warst du für die letzte Zeit seine Freundin", erwiderte Jolie.

„Bin ich die einzige die das hier total unverantwortlich findet? Poppy? Wie findest du das?" Ihr Blick fixierte Poppy im Rückspiegel. „Ähm ..." Poppy verharrte stumm in ihrem Sitz. „Du brauchst nicht zu antworten, Schatz", meinte Jolie zu Poppy. „Lass Poppy daraus. Sonst interessierst du dich auch nicht für sie. Oder für einen anderen als Finley." Sagte Jolie und erwiderte Aubreys giftigen Blick im Rückspiegel.

„Aber du bist doch seine beste Freundin. Gerade du müsstest es doch verstehen das es totaler Müll ist." Aubrey murrte wieder Jolie an. „Nein, eigentlich finde ich das nicht Müll. Finley, warum hast du denn mit Noah und Rosa abgehangen und bist nicht Beispielweise nach Aubrey gelaufen?", fragte Jolie nun mich.

„Es hat Spaß gemacht und ich dachte ich könnte Noah wieder ein bisschen unsere Freundschaft aufleben lassen. Schließlich waren wir auch mal beste Freunde. Im Grunde genommen waren Aubrey, Noah und ich die aller besten Freunde", erklärte ich Jolie, die Situation.

„Und da ist das Problem. Aubrey. Es geht dir sicher gar nicht darum dass er mitten in der Nacht bei dir angerufen hat. Oder das er in der Woche trinkt. Es geht dir um die Leute mit denen er abhängt...", fing Jolie an, wurde aber unterbrochen.

„Natürlich geht es mir um die Leute!", fauchte Aubrey. „Das sind totale Loser. Noah und Rosa werden nie etwas in ihrem Leben gebacken bekommen und ich will nicht dass mein Freund abrutscht. Und ich ihn nachher unter irgendeiner Brücke besuchen darf", wetterte sie weiter.

„Aber Finley hat doch schon kaum Freunde! Weil du eine intolerante Bitch bist, die Angst hat ihr Schoßhündchen zu verlieren." Jolie war richtig in Fahrt. Könnten wir das nicht auf später verlegen? Ich hatte Lust noch weiter zu leben und nicht in einem Verkehrsunfall zu sterben. Aber Gott sei Dank waren wir schon fast bei der Schule.

„Hey!", meinte ich dann zu Jolie. „Ich verteidige, also bleib ruhig", richtete sie ihr Wort kurz an mich.

„Du machst doch jeden fertig der sich Finley auch nur auf Zehn Metern nähert. Und ich finde es gut das er mit Noah abhängt, der Junge hat wenigstens keine Angst vor dir. Und Rosa wird dir sicher auch den Hintern versohlen und das nicht auf die gute Weise. Vielleicht wachsen Finley jetzt endlich einmal ein paar Eier." Jolie grinste bei jedem Wort immer breiter.

Während Aubrey sich das gefallen ließ fuhr sie auf den Schulparkplatz und schaffte es ordnungsgemäß einzuparken. Gerade als Aubrey sich umdrehen wollte, beugte sich Jolie zu mir. „Solltest du das nächste Mal wieder mit den beiden abhängen, dann nimm mich mit!" Und mit diesen Worten hatte sie sich abgeschnallt und das Auto verlassen.

Poppy ging ihr sofort hinter her.

Und übrig blieben Aubrey und ich. 

You are my Problem [boyxboy]Where stories live. Discover now