Kapitel 34

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*Finley POV*


„Was. Hast. Du. Getan?" Jolie sah erst die Tür ungläubig an aus der Noah eben verschwunden war und dann mich. „Du .. er ist gegangen. Einfach abgehauen. Willst du nicht hinter her? Geh ihm hinter her!" Meine total betrunkene, beste Freundin kam auf mich zu, packte mich am Arm und zerrte daran. „Nu mach schon, sonst ist er weg!" Ihre Augen waren aufgerissen. Was stellte sie sich bitte vor? Soll ich Noah hinter her rennen und dann was? Mich entschuldigen? Und dann war alles wieder gut? Wohl kaum.

„Vielleicht ist es besser so", meinte ich und befreite mich von Jolies Klammergriff. Abgeschlagen setzte ich mich auf den Rand der Badewanne, meine Ellbogen stützte ich auf meine Knie und mein Gesicht legte ich in meinen Handflächen ab. „Ach, Finley ...", seufzte Jolie und setzte sich neben mir. Ihre Hand legte sie auf meinen Rücken.

„Du hast ihn ganz schön zur Sau gemacht", stellte sie fest. Ich nickte und sagte: „Ich weiß."

„Du hast ihm echt verletzende Sachen an den Kopf geworfen!", führte sie es weiter aus. Als ob ich das nicht selber wusste, da brauchte ich nicht noch Jolie um mir das nochmal unter die Nase zu reiben. „Warum hast du mir nichts davon erzählt? Du weißt ich hätte dich unterstützt. Ich hätte dir helfen können ..", murmelte sie. Ihren Oberkörper lehnte sie gegen mich und da ich etwas vorgebeugt saß legte sie ihren Kopf auf mein Schulterblatt ab.

„Du hättest nur deinen komischen .. du hättest nur daran gedacht was du willst! Du hättest alles daran gesetzt dass ich mich von Aubrey trenne und mit Noah meine neu entdeckten schwulen-oder-was-auch-immer Gefühle auslebe. Ob ich will oder nicht!", murrte ich. „Ich bin doch kein Homo-Monster. Also wirklich ... ich bin nicht heterophob, okay? Das du dass von mir denkst. Klar würde ich es nicht schlimm finden wenn du auf Jungs stehst .." Ich unterbrach sie in dem ich tief und herzhaft seufzte.

„Du stehst auf Noah, also stehst du zwangsläufig auf Jungs! Sieh es ein, es ist doch gar kein Drama." Ihre Hand strich sanft über meinen Rücken. „Das ist doch auch nicht mein Problem!", murmelte ich energisch. „Das ich auch auf Jungs stehe, ist eigentlich ganz in Ordnung. Damit komm ich klar." Mein Blick auf die Bodenfliesen gerichtet.

„Denk nur an die ganze Auswahl die du hast. Gott wie ich dich beneide, aber die Gute-Homo-Fee hat halt entschieden dass ich nur auf Muschis stehe. Verflucht sei der Anti-Pimmel-Stab!" Jolie gluckste vor sich hin, dann aber bemerkte sie dass sie wohl vom Thema abgekommen ist und fing sich wieder. Für eine betrunkene gar nicht schlecht.

„Dein Problem ist ..?", fragte sie nach. „Das es Noah ist. Und das ich noch mit Aubrey zusammen bin, natürlich. Ich liebe Aubrey. Aber .." Die Worte blieben mir im Halse stecken und kurz dachte ich, ich würde daran ersticken. „Du magst Noah auch? Und nicht nur.. du findest ihn nicht nur geil? Es ist nicht nur die Lederjacke und die stählernen Muskeln die dich schwach machen?", riet sie und damit lag sie vollkommen richtig.

„Nein. Es ist ja nicht .. ich meine du weißt das er mein erster Kuss war, das war auch nicht einfach so gewesen. Ich wollte ihn schon küssen. Ich wollte ... wenn er nicht abgerutscht wäre, dann .." Die Worte waren einfach schwer zu fassen und vernünftig aneinander zu reihen. Vielleicht wollte ich der Wahrheit auch nicht ins Auge blicken. Und wenn ich es einfach nicht aussprach, dann konnte ich es auch immer noch verdrängen.

„Dann wärst du jetzt mit Noah zusammen, anstatt mit Aubrey", vervollständigte sie meinen in der Luft hängenden Satz. „Aber wenn du nicht mehr mit Aubrey zusammen wärst, was dann? Ihr würdest aus irgendeinem Grund Schluss machen, der nichts mit Noah zu tun hat, was dann? Würdest du dann zu Noah gehen? Würdest du mit ihm zusammen kommen?" Das sind Fragen über die ich mir auch schon Gedanken gemacht hatte, aber da ich bisher noch keine befriedigende Antwort hatte, hatte ich es einfach gelassen.

„Ich weiß es nicht. Ich .. glaube nicht. Das klingt jetzt schlimm, ich weiß. Aber Noah ist Noah! Und mal davon abgesehen dass ich Aubrey liebe und vorhatte mit ihr ein Leben aufzubauen! Sie hat über Heirat gesprochen, über Kinder kriegen, übers zusammen ziehen.. das alles will sie mit mir machen. Was genau kann ich davon mit Noah machen?" Ich richtete mich auf und sah Jolie an.

„Du bist 17, Finley, nicht 30. Und Noah ist 18. Ihr seid jung, verdammt. Die Dinge können sich ändern. Das war damals das man unter 20 schon Eltern wurde und geheiratet hat, das macht doch heutzutage kaum einer mehr! Mach doch nicht immer nur das was du für richtig hältst oder was andere für angemessen halten!" Natürlich hatte Jolie recht. Klar wollte ich nicht mit 20 schon verheiratet sein, Kinder haben und in einem Haus mit Aubrey wohnen. Aber es ist doch auch irgendwie schön zu wissen dass man das kann. Das das in greifbarer Nähe ist.

„Aber angenommen ich will das. Irgendwann. Wenn ich 25 bin, oder so! Glaubst du das Noah der Typ für sowas wäre? Ich mach mit Aubrey Schluss, wegen einem Typen mit dem ich sie betrogen hab .. super Grundlage, nebenbei gesagt! Bin dann mit dem Typen zusammen .. der keinerlei Zukunftsperspektive hat und auch nichts dafür tut! Der regelmäßig trinkt und sich prügelt! Die Schule schwänzt! Der eigentlich alles vögelt was einen Schwanz hat!" All das machte mich so verdammt wütend.

„Aber er mag dich und du magst ihn", meinte dann Jolie, sie musterte mich vorsichtig.

„Das reicht doch aber nicht!", brauste ich auf. „Wenn ich das jetzt so weiterführe, dann werde ich .. ich bin auch so schon verliebt in ihn. Das wird doch nur schlimmer! Ich bin mir nicht mal sicher ob er mich mag, okay. Vielleicht bin ich auch einfach nur .. sein nächstes Opfer. Und wenn ich ihn ran gelassen habe, dann hat er kein Bock mehr einen auf Best Buddy zu machen." Ich hätte am liebsten angefangen zu heulen. Meine Augen brannten schon.

„Vielleicht ändert er sich ja? Wer weiß. Er war die ganze letzte Woche in der Schule, wegen dir! Noah ist doch auch nicht dumm, wenn er mal eine Arbeit mitschreibt dann hat er einigermaßen gute Noten, das hat mir Rosa erzählt. Du könntest ihn doch retten .." Für sie mag das vielleicht annehmbar klingen, für mich klang das furchtbar. „Noah mag dich. Da bin ich mir sicher. Für dich könnte er sich ändern."

„Aber davon kann ich doch nicht ausgehen?" Es war einfach absurd es anzunehmen und ein furchtbares Badboy-Buch-Klischee. Ich musste davon ausgehen das sich Noah niemals änderte, auch nicht für mich. Und das eine Beziehung mit ihm unter diesen Aspekt sinnlos wäre.

„Also bleibst du mit Aubrey zusammen und hofft das deine Gefühle für Noah sich in Luft auflösen?" Jolie erhob sich vom Badewannenrand. „Im besten Fall, ja", gab ich zu. Mein Plan war nicht perfekt, aber er war das Beste was ich zu bieten hatte. Ohne irgendjemanden zu verletzen. Bis auf Noah, vielleicht ...

„Okay, von mir aus. Aber du weißt ich bin da für dich und ich werde dich unterstützen, egal für was oder wen du dich entscheidest. Ich liebe dich, okay?" Sie nahm meine Hand. Ich stand auf und schlang meine Arme um meine beste Freundin.

You are my Problem [boyxboy]Where stories live. Discover now