Kapitel 70

4.4K 393 84
                                    


*Finley POV*


„Ich hoffe ich habe alles gefunden was du brauchst." Sie stellte die zwei großen schwarzen Reisetaschen vor ihrem Bett ab und sah mich an. Ich hatte es mir hier drinnen gemütlich gemacht und die Tausend Kissen um mich herum errichtet wie einen Schutzwall. „Meine Mutter bringt uns gleich was zu essen und Tee", informierte sie mich, kam zu mir und setzte sich auf die Bettkante.

„Meine Mutter meinte das du so lange bleiben kannst wie du willst." Sie räumte ein paar der Kissen zur Seite und krabbelte in meinen warmen Schutzwall und schmiegte sich an mich. „Das ist nett von ihr", murmelte ich heiser und starrte die ganze Zeit auf einen Punkt an der Wand.

„Ja, irgendwie schon. Ich hatte erwartet das sie wieder die üblichen Sprüche reißen wird, von wegen das du perfekt für mich wärst und das sie hofft das du mir das Lesben-Gen mit einer heißen Nacht austreibst .. aber sie hat nichts in der Richtung gesagt. Ich bin stolz auf sie." Sie nickte anerkennend.

Dann vibrierte mein Handy das ich auf den Nachttisch abgelegt hatte. „Stell es aus. Die ganze Zeit vibriert es. Immer und immer wieder. Ich werde noch verrückt",  gab ich seufzend von mir. „Okay, du bist zwar nicht körperlich eingeschränkt, aber ich lasse dir das durch gehen, weil ich wahnsinnig Mitleid mit dir habe." Sie kämpfte sich wieder aus dem Bett und schnappte sich das Telefon vom Nachttisch, Jolie schaltete es aus.

„Das war dein Ex-Macker. Und das ist nicht das erste Mal das er anruft. Du hast auch Anrufe von Aubrey und deiner Mutter. Gott, die sind ja echt hardcore drauf." Sie lehnte sich gegen den Kissenberg und sah auf meinen Handy-Bildschirm. „Du hast auch Nachrichten. Soll ich sie dir vorlesen?" Sie sah mich an und ich schüttelte den Kopf.

„Deine Mutter wollte mir erst nicht deine Sachen geben, dann habe ich ihr mal so richtig die Meinung gegeigt und sie hat angefangen zu heulen. Ist das schlimm wenn mich das total befriedigt hat? Und wenn schon. Aubrey war nicht mehr da, aber das war auch besser für sie. Schwanger oder nicht, dem Mädchen hätte ich ein neues Gesicht verpasst." Jolie hielt immer noch mein Handy in der Hand.

„Deine Mutter meinte dann auch dass du dich morgen mal melden sollst. Sie und dein Vater haben einen riesen Streit gehabt, er schläft heute Nacht wohl nicht zu Hause. Ich dachte immer dein Vater ist einigermaßen nett, aber er ist doch nur ein homophobes Stück Scheiße",  knurrte sie.

„Die Liste der Leute denen ich mal so richtig wehtun möchte wird länger und länger. Aubrey, Rosa, deine Mutter, dein Vater ... Noah." Sie sprach den Namen mit Bedacht aus. Und ließ sich den richtig auf der Zunge zergehen. Das Handy in ihrer Hand fing an zu vibrieren. „Wenn man vom Teufel spricht",  murrte sie. Ich sah wir ihr Finger auf den grünen Hörer zielte. „Halt",  bat ich sie, doch da war es schon zu spät.

Sie hatte angenommen, sich das Handy ans Ohr gedrückt und stieg aus dem Bett. „Nein, hier ist nicht Finley",  meinte sie, noch relativ ruhig für ihren eigentlichen Gemütszustand. Aber ihre Körperhaltung war angespannt und ihr Gesichtsausdruck schrie ihre Wut hinaus.

„Jolie",  meinte ich und schälte mich aus der Decke und krabbelte zur Bettkante. Mein Körper fühlte sich so ausgebrannt und leer an. Sie sah mich an, schüttelte den Kopf und ging ein paar Schritte Richtung Schreibtisch. „Nein, ich werde ihn dir nicht geben, was glaubst du wer du bist? Halt die Klappe, Wichser." Sie setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl und ihr Gesicht wurde roter und roter.

„Hast du nicht schon genug angerichtet? Ich warne dich, rufst du noch einmal an, dann komme ich zur dir und breche jeden einzelnen Knochen in deinem verlogenen Arschloch-Körper! Hast du mich verstanden?!",  knurrte Jolie lautstark in den Hörer. Und in der Zeit wo sie das gesagt hatte öffnete sich die Tür und Jolies Mutter kam herein mit einem Tablett, als sie sah das Jolie wütend in ihr Telefon brüllte drehte sie ohne ein weiteres Wort um und schloss die Tür hinter sich wieder.

„Das ist hier keine Verhandlung, mir scheiß egal was du meinst jetzt tun zu müssen, du hast jegliches Recht verloren dich Finleys Freund zu nennen. Ja, er ist bei mir und wenn schon. Tauchst du hier auf, rufe ich die Polizei. Genug Gründe um deinen Arsch in den Knast zu befördern gibt es ja." Jolie sah mich an und dann wieder weg, hatte ihre Hand zur Faust geballt. Sie hörte angespannt zu und rollte dann mit den Augen. „Dann komm zur Schule und warte ab was passiert!" Knurrte sie. Ich war mittlerweile bei ihr und riss ihr das Telefon aus der Hand. Jolie protestierte und griff wieder danach. „Nein!", meinte ich zu ihr und drückte mir den Hörer ans Ohr.

„Finley?" Noahs Stimme hörte sich schrecklich an, aber das war mir im Moment egal. Zum einen weil ich es ihm sowieso nicht abkaufte. „Hör auf mit dieser Show! Was willst du denn jetzt noch? Du hast alles erreicht was du wolltest! Lass mich in Ruhe verdammt! Ich habe genug scheiße um die Ohren! Meine Eltern haben mich rausgeschmissen und ich werde wohl doch Vater. Und als ich dachte das du.. für mich da sein würdest.. muss ich erfahren dass du mich nur verarscht hast. Alles war eine Lüge!" Ich merkte wie meine Augen wieder anfingen sich mit Tränen zu füllen und das obwohl ich angenommen hatte das ich schon längst leer wäre.

„Hasst du mich denn so sehr?", murmelte ich und ich hörte wie er am andere Ende der Leitung tief Luft holte. „Ich .. habe dich gehasst, als ich den Plan gemacht habe. Aber das tue ich nicht mehr, schon nicht mehr seit ich vor deiner Tür aufgetaucht bin und dich zum ersten mal wieder sah. Ab da an .. es tut mir so leid. So schrecklich leid. Ich liebe dich."

Ich presste die Augen zusammen und setzte mich aufs Bett. „Ich würde dir so gerne glauben. Ich kann nicht ... ich will nicht." Meine Stimme war nur noch ein Hauchen, ein letzter Versuch. „Aber ich meine das doch ernst. Ich will mit dir zusammen sein, ob Aubrey jetzt schwanger ist oder nicht. Ich gebe dir alle Zeit die du brauchst, okay? Nur gib uns nicht auf",  bat er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Mach's gut, Noah." Und damit legte ich auf. Betrachtete das Handy in meiner Hand, dann stand ich auf und schmiss es so fest ich konnte gegen die nächste Wand. Es zersprang in Einzelteile. Genau wie ich.

Jolie zuckte erschrocken zusammen und sah mich dann an. Erschöpft ließ ich mich wieder ins Bett sinken, krabbelte wieder in meinen Schutzwall zurück, aus dem ich nie wieder raus wollte. Ich würde hier drin sterben und so wie es sich anfühlte war es gleich soweit. Alles schmerzte, jeder Gedanke war ein Schuss und die Splitter meines Herzens rissen mich von innen heraus auf. Ich verblutete, ertrank.

„Alles wird gut",  flüsterte mir Jolie leise zu, als sie sich neben mir hingelegt hatte und es immer und immer wiederholte, wie ein Mantra. Währenddessen strich sie mir sanft mit der Handfläche über den angespannten Rücken. „Ich bin bei dir", murmelte sie und küsste sanft meine Schläfe. 

You are my Problem [boyxboy]Where stories live. Discover now