Kapitel 12

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*Finley POV*


„Dann bis morgen!" Es war Schulschluss und Jolie gab mir einen Schmatzer auf die Wange, drehte sich um und schnappte sich Poppy, die wie immer nur ratlos daneben stand. Das arme kleine Ding. Wie gerne würde ich ihr das ganze irgendwie leichter machen, alles irgendwie verständlicher. 

Poppy war nicht dumm, sie hatte super Noten aber sie verstand meist die einfachsten Dinge des Lebens nicht und Zusammenhänge waren ihr meist gar nicht klar. Aber zum Glück hatte sie Jolie, die an ihrer Seite war. Und ich tat mein bestes, was irgendwie weniger war als das was ich eigentlich will.

Aubrey wartete schon an ihrem Auto auf mich und schnalzte dann mit der Zunge, als sie Jolie und Poppy sah die bei Jolies Mutter ins Auto stiegen. „Traut sie sich etwa nicht mehr zu mir ins Auto?", fragte sie monoton, aber ich konnte den unterdrückten garstigen Unterton heraushören.

„Du hast gesagt du willst sie nicht mehr mitnehmen und sie will auch gar nicht mehr mit dir fahren! Also ist es doch für uns alle am besten wenn sie hier nicht auftaucht und sich am Ende noch mit dir anlegt", gab ich zu bedenken.

„Weißt du .. ich würde ihr liebend gerne mal ein paar Haare herausreißen. Oder auf ihre hässlichen, breiten Füße trampeln." Dabei ging ihr Blick zu ihren Mörder-High-Heels die gefühlt 30 Zentimeter hoch waren. Guter Gott, wie konnte sie in sowas laufen? Und vor allem: Wie konnte sie mit sowas Autofahren? War sowas überhaupt erlaubt?

„Gewalt ist keine Lösung und Schatz, ich liebe dich aber Jolie würde dich fertig machen", sagte ich ehrlich und der Meinung war ich auch. Klar hatte Aubrey Fingernägel und High-Heels, die typischen Waffen einer Barbiepuppe, aber Jolie hatte Muskeln und Eier. Das wäre ein Match was ich schon gerne sehen würde, aber das musste ja nun nicht sein. „Jolie würde nichts davon unbeantwortet lassen, das weißt du."

„Denkst du dass ich gar keine Chance gegen sie hätte?", fragte sie, sie klang weder sauer noch beleidigt, sie schien einfach nur nach meiner Meinung zu fragen. Aber ich würde die Frage erst beantworten wenn ich im Auto saß, also stieg ich schließlich ein und Aubrey auch.

„Du hast eine Chance und du würdest sicher auch ein paar Sachen austeilen, aber du bist nicht gut im einstecken. Und denkst du wirklich gerade darüber nach ob du dich mit Jolie prügeln sollst?" Skeptisch betrachtete ich meine Freundin als sie das Auto startete und vom viel zu vollen Parkplatz fuhr.

„Nein. Also schon. Klar, meinst du wie oft ich schon darüber nachgedacht habe ihr eine Gabel in den Hals zu stecken? Aber das sind Fantasien. Und ich .. wollte einfach mal deine Meinung hören, nichts weiter. Ich brech' mir doch keinen Nagel bei der ollen Kuh ab. Die Maniküre ist schweineteuer", zeterte sie herum, ihren Blick immer auf die Fahrbahn gerichtet. „Und ich weiß doch wie sehr du auf meine Nägel stehst." Jetzt grinste sie.

„Ja, da hast du recht." Sie hatte jetzt keine super langen Nägel, das wäre für mich auch ein No-Go und ein totaler Abturner, aber ein bisschen Nagel musste schon sein. Es durfte ruhig kratzen. „Aber noch mal zu Jolie ... sie ist meine beste Freundin, das ändert sich auch nicht nur weil du sie nicht magst. Und egal aus welchen Grund auch immer du auf sie eifersüchtig bist, da ist nichts. Jolie steht nicht auf Männer und das werde ich sicher auch niemals ändern können. Okay?" Ich legte eine Hand auf ihren Oberschenkel.

„Jolie mag mich ja auch nicht. Und .. was ist wenn sie versucht dich zu überreden mit mir Schluss zu machen? Sie redet ja sicher auch nicht besser über mich. Irgendwann, vielleicht ... " Sie klang nicht mehr ganz so selbstsicher wie sonst.

„Dann sage ich ihr das gleiche. Das du meine Freundin bist und ich mit dir zusammen bleibe, egal was Jolie sagt. Natürlich würde ich es besser finden wenn ihr euch verstehen würdet ...", sagte ich, wurde aber unterbrochen bevor ich weiter sprechen konnte. „Ich hab es doch versucht! Ich habe versucht mir ihr klar zu kommen!" Nun klang sie verzweifelt. „Ich weiß, ich weiß. Aber es hat halt nicht geklappt", versuchte ich sie zu beruhigen.

„Es ist auch gar nicht schlimm", redete ich weiter. Irgendwie war es ja schon schlimm, wer weiß wie lange ich das noch so aushalten konnte mir von beiden Seiten diese Scheiße anhören zu müssen. Nicht das ich mich zwangsläufig doch irgendwann zwischen eine der beiden entscheiden muss. Vielleicht hatten sie einfach nur eine Phase und in ein paar Wochen war alles wieder gut.

Den Rest der Strecke zu ihr nach Hause blieben wir stumm. Es gab auch gar nichts was wir noch hätten besprechen können. Es gab da schon eine Sache, aber für die wollte ich mir noch etwas Mut zusammen sammeln.

Als wir die Auffahrt rauf fuhren, fiel mir auf das das Auto ihrer Eltern gar nicht da war. Die ganze Woche war es schon weg gewesen. „Wo sind denn deine Eltern schon wieder?", fragte ich nach. Die konnten schlecht schon wieder Urlaub haben.

„Die haben sich eine Eigentumswohnung gekauft. 2 Minuten von der Kanzlei entfernt. Das Haus war ihnen einfach zu weit weg und es hat einfach viel zu lange gedauert bis sie da waren." Sie klang unbeteiligt und vielleicht war sie ja auch selber der Meinung das ihr das alles am Arsch vorbei gehen würde, aber ich nahm an das es nicht stimmte. Vielleicht hoffte ich auch einfach nur dass es stimmte. „Sie müssen die noch renovieren. Und alles."

„Und da lassen sie dich einfach alleine im Haus?" Für mich war das ein Ding der Unmöglichkeit. Natürlich hatten Aubreys Eltern Geld und von mir aus durften sie es auch zum Fenster herauswerfen, aber sie konnten doch ihre Tochter nicht einfach hier alleine zurücklassen mit dem riesen Haus. Meine Eltern konnten sich gerade so das kleine Haus leisten in dem wir lebten. Und sie waren fast immer da, wenn sie nicht gerade Verwandte besuchten.

„Alle zwei Tage kommt die Haushaltshilfe .. und ansonsten habe ich doch dich!" Sie strahlte mich an und stieg aus dem Auto aus. Ich tat es ihr gleich. „Aber .. findest du das okay?", hakte ich nach und lief hinter ihr her zur Eingangstür.

„Was finde ich okay? Sollen sie doch in der Wohnung glücklich werden. Vielleicht überschreiben sie mir zum 18ten das Haus und dann kannst du zu mir ziehen und es gehört uns!" Die Idee schien ihr sichtlich zu gefallen.

„Aber das ist doch fahrlässig und Verletzung der Aufsichtspflicht." Das Thema ließ mir einfach keine Ruhe. In der ganzen Zeit wo ich mit Aubrey zusammen war und auch schon davor wo wir nur beste Freunde waren habe ich ihre Eltern zwar kennengelernt aber vielleicht ganze 10 Mal gesehen.

„Willst du weiter über meine Eltern reden?" Sie schloss die Tür auf, warf ihre Handtasche auf die Kommode und zog sich ihr Top über dem Kopf. „Ich wüsste viel bessere Dinge die du mit deinem Mund machen könntest." Sie legte ihre Arme um meinen Hals und drückte ihre Lippen auf die meinen.

Erst mal völlig perplex von der plötzlichen Eskalation des Ganzen machte ich überhaupt nichts. Bis Aubrey mich schmollend ansah und mit ihren Wimpern klimperte. Ich starrte sie einfach nur an. Sie löste sich von mir und ging den Flur entlang. Sie trug einen schwarzen Spitzen-BH, der mehr Spitze war als alles andere.

Während ich sie so betrachtete, ihren flachen Bauch, das silberne Kügelchen in ihren Bauchnabel, die Rippenpartie die deutlich zusehen war und ihre Brüste, die die perfekte Größe hatten, schoss mir das Bild von Noah in den Kopf und bevor ich mir Gedanken darüber machen konnte warum, ging ich schnell auf Aubrey zu. Packte sie am Hintern und hob sie hoch. Sie schlang ihre Beine um mich und dann küssten wir uns stürmisch. 

You are my Problem [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt