Kapitel 27

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*Finley POV*


Aubrey knallte die Schranktür zu und warf das Handtuch auf die Spüle. „Er ist furchtbar! Er provoziert voll! Das macht mich total sauer. Und du machst bei der ganzen Scheiße auch noch mit." Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und sah mich an.

„Bei welcher Scheiße mache ich mit?" Ich rollte mit den Augen und lehnte mich gegen die Küchentheke. Ich hatte keine Lust mit ihr über irgendwas zu diskutieren. Wieso war sie keine normale Freundin die sich freute dass sie bei ihrem Freund war? Ich hatte Aubrey an der Backe, die immer nur meckerte. Da halfen meine Gefühle auch nicht immer um darüber hinweg zu sehen.

„Noah ist so ein Arschloch. Und er weiß es. Er weiß genau wie er mich kriegt", murrte sie. Ja, da war sie wohl nicht die einzige. Noah wusste auch genau welche Knöpfe er drücken musste um mich noch wahnsinniger zu machen. „Nicht jeder will dich kriegen, okay? Nicht jeder tut Dinge nur um dir auf die Nerven zu gehen." Ich schnappte mir das Handtuch das auf der Spüle lag und hängte es ordentlich über den länglichen Herdgriff. Wie soll das bitte schön trocknen, wenn das als Knäuel auf der Spüle lag?

„Doch klar. Jolie, Noah, selbst du! Du machst auch einige Dinge, nur weil du weißt dass sie mich aufregen. Genau wie eben. Warum müsst ihr euch umarmen? Warum .." Sie schüttelte den Kopf und aus ihrer Kehle drang ein Laut der puren Verzweiflung. Aubrey war komplett eifersüchtig. Auf alles und jeden, oh Gott. Sie wäre sicher auf ein Handtuch eifersüchtig, wenn ich es mehr Beachtung schenken würde als ihr.

„Sowas machen Freunde. Die umarmen sich auch ab und zu mal", bemerkte ich und verließ die Küche. Der Stuhl kratzte auf den Fliesen und im nächsten Moment war sie hinter mir. „Aber .. ich habe dir gesagt dass ich das nicht mag. Du kannst gerne Zeit mit ihm verbringen, aber du musst mir das doch nicht so unter die Nase reiben wie toll ihr euch doch versteht", murrte sie. Ich wirbelte herum und funkelte sie an.

„Was ist eigentlich dein Problem? Du hast was gegen Jolie, gegen Noah, gegen alle die mir wichtig sind .. ein Wunder das du nichts gegen meine Mutter hast. Wäre auch creepy auf die eigene Schwiegermutter eifersüchtig zu sein. Oder nicht?" Ich legte den Kopf schief. „Hör doch auf Scheiße zu reden, Finley. Das ist doch nicht dein Ernst? Wenn du dich wie ein richtiger Freund verhalten würdest, dann müsste ich mir auch nicht solche Gedanken machen", erwiderte sie.

„Ich verhalte mich doch wie ein richtiger Freund! Oder nicht? Was soll ich tun, mh? Was willst du von mir? Willst du dass ich keine Freunde mehr habe und nur an deiner Seite klebe? Das ist doch schon fast der Fall! Ich gehöre doch dir, voll und ganz! Was willst du noch?" Dafür dass ich hier gerade log, brachte ich das ganze voll überzeugend rüber.

Fast alles an mir gehörte Aubrey. Meine Gegenwart, meine Zukunft. Mein Körper, mein Herz, meine Seele. Und dann gab es da einen kleinen Teil, ein kleines Stück. Tief vergraben. Und das gehörte Noah, dem alten Noah und unserem ersten Kuss und die Hoffnungen die damit verbunden waren. Aber der alte Noah existierte nicht mehr, aber dafür der neue. Und dieser hatte den kleinen Teil gefunden, ausgegraben und nun spielte er kräftig damit umher.

Und was tat ich? Da ich es natürlich nicht geplant hatte mich in Noah zu verlieben, hatte ich auch keinerlei Gegenmaßnahmen parat. Es war ja nicht mal geplant dass er auftaucht und wieder was mit mir zu tun haben will. Es war geplant dass ich mit Aubrey zusammen bleibe. Ich hatte es gehofft. Auch wenn ich jung war und so viele Optionen offen hatte, wie Jolie es mir immer einzutrichtern versuchte.

Ich wollte aber keine anderen Optionen, ich wollte Aubrey. Nur leider kann ich ihr nicht mehr das alles geben, was sie anscheinend braucht. Nicht mehr alles von mir konnte ihr gehören. Und das tat mir leid für sie.

„Ich weiß das du mir gehörst, ich weiß dass du mich liebst. Ich weiß das alles!", krakeelte sie herum. „Aber es fühlt sich nicht so an, okay! Ich kann doch auch nichts dafür. Ich weiß das ich viel verlange und anhänglich bin und eifersüchtig. Ich weiß das! Ich will mich ja zusammenreißen, aber dann .. lügst du mich an und verbringst so viel Zeit mit Noah. Ich wollte gerne für dich da sein. Gestern .. wegen der Beerdigung deiner Tante und ich wollte mit dir den Sieg feiern, aber dann fährst du mit Noah weg .." Ich Gesicht lief rot an, aber sie schrie nicht. Sie redete nur ein bisschen lauter.

„Ich habe dich doch gefragt! Du hast gesagt das es okay sei, warum verwendest du das jetzt gegen mich?", fragte ich sie. Ich versuchte neutral zu bleiben, auch wenn ich merkte dass sich meine Stirn kraus gezogen hat. Ich bekam es aber hin meinen Ton zu mäßigen.

„Ich wollte nicht wieder die blöde Freundin sein, die dir nichts erlaubt! Und ich dachte wenn du lieber Zeit mit Noah verbringst .. und er dir besser helfen kann beim verarbeiten .. dann .. dachte ich dass es okay sei. Wenn du mich bei solchen Dingen nicht gebrauchen kannst, ist das okay. Ich bin nicht die einfühlsamste Freundin, das weiß ich. Ich weiß auch das ich oft Dinge sage die nicht in Ordnung sind. Ob zu dir oder Noah oder zu Jolie. Oder sonst wem, okay? Aber .. ich wäre halt gerne für dich da gewesen, anstatt nur zu zusehen wie andere für dich da sind und ..." Sie verstummte um tief Luft zu holen. „Ich will für dich da sein. Ich will nicht immer nur diejenige sein die eine Schulter zum anlehnen braucht .. weil ich eine beschissene Emotionale Achterbahn bin. Ich will auch mal die starke Schulter sein! Ich weiß das dir der Tod deiner Tante trotz allem zusetzt, aber anstatt zu mir zu kommen, gehst du zu allen anderen .." Sie hatte den Kopf in den Nacken gelehnt.

„Also im Endeffekt, bist eigentlich sauer auf mich weil ich .. weil du mich nicht trösten durftest?", fragte ich vorsichtig. Sie war doch komplett verrückt. Sie nickte, verbarg ihr Gesicht in ihren Händen und fing an zu schluchzen. Ihre Schultern bebten. Ich konnte nicht anders als leicht zu lachen.

„Hey, komm her." Ich ging auf sie zu und schlang meine Arme um ihren Oberkörper. „Siehst du!", schniefte sie. „Jetzt musst du mich wieder trösten", beschwerte sie sich und verbarg ihr Gesicht in meiner Halskuhle. „Wenn ich dich was frage, dann will ich auch ehrlich hören was deine Meinung ist. Immer. Ob ich mich dann danach richte ist eine andere Sache", neckte ich sie. „Aber hätte ich gewusst das du mich so unbedingt trösten wollen würdest, dann .. hätte ich das doch zugelassen. Ich hätte mich in mein Bett verkrochen, bitterlich geweint und du hättest mir dann sanft über den Arm streichen können." Ich grinste.

All diese Diskussion nur deswegen. Wenn Aubrey eine Sache störte, dann störte sie einfach alles und ich musste sie dann irgendwie wieder beruhigen.

„In welchen Club wart ihr eigentlich?", fragte sie nach, ihre Stimme zitterte immer noch leicht, aber wenigstens flossen keine Tränen mehr. „Naja, dem Club außerhalb der Stadt .. mit dem großen Parkplatz und dem fetten Neon-Schild ..", erklärte ich ihr. „Warte! Das ist ein Schwulen-Club, oder etwa nicht?" Sie löste sich von mir und sah mir ins Gesicht. Ihr Wangen waren nass und ihre Augen und Nase gerötet.

Ich nickte und grinste sie verschwörerisch an. Sie schüttelte nur mit dem Kopf.

„Okay, okay. Super! Mein Freund geht also in Schwulen-Clubs feiern", meinte sie, sie sah aber gar nicht mehr sauer aus, nur unendlich müde. „Hättest du was dagegen wenn du das nächste Mal feiern gehst mich mitzunehmen? Egal mit wem, oder wo?", fragte sie. Sie wollte mit? Wirklich? Ich weiß ja nicht ob das so eine gute Idee ist.

„Bist du sicher?", hakte ich nach, sie nickte aber nur, drehte sich von mir weg und verschwand in der Küche.

Die nächste Party wird sicher der Kracher. Noah und Jolie freuen sich bestimmt jetzt schon. 

You are my Problem [boyxboy]Where stories live. Discover now