Kapitel 49

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*Finley POV*


„Ich an deiner Stelle würde mich jetzt nicht umdrehen", riet mir Jolie, die am Tisch mir gegenüber saß. Wir hatten Pause und es uns draußen an einem von den paar wenigen Tischen mit zusätzlichen Bänken gemütlich gemacht. Als ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah steckte sie sich gerade einen ihrer Möhren-Sticks in den Mund und biss geräuschvoll ab. „Okay", meinte ich dann nur und zuckte mit den Schultern. Wenn sie das von mir wollte dann würde ich es auch tun. Nur warum sagte sie so etwas?

„Also wirklich...", fing sie dann mit vollem Mund, kaute dann schnell auf und schluckte runter. „Ich würde mich an deiner Stelle auf gar keinen Fall umdrehen. Ich schwöre. Mach das bloß nicht." Sie deutete mit dem abgekauten Stück Möhre in ihrer Hand in eine Richtung hinter mir. Poppy schaute sich verwirrt um und sah dann Jolie an. „Warum sagst du sowas?", fragte Poppy ihre beste Freundin. Diese schnaubte und sagte: „Das sich Finley wirklich nicht umdreht, das wäre gefährlich. Er sollte das auf gar keinen Fall tun. Alarmstufe Rot, du verstehst?" Sie wedelte mit der Hand und sah dann mich an. Ich denke keiner von uns hier verstand was Jolie wollte. Oder doch, ich verstand das sie nicht wollte das ich mich umdrehte, sie sah aber nicht so aus als würde das folgen ihrer Worte sie besonders glücklich machen.

Frustriert knallte sie ihre Handfläche auf den Tisch.

„Hallo! Meine Güte Finley, dreh dich um!", sagte sie dann mit enormen Nachdruck und zeigte etwas heftiger mit ihrer Möhre in die Richtung, bevor sie sich die zwischen die Zähne schob und abbiss. „Ich dachte er soll sich nicht umdrehen?", fragte dann Poppy nach. Das dachte ich auch! Wir beide müssten wohl ein und denselben Gesichtsausdruck vorweisen, denn Jolie rollte mit den Augen und gab genervt von sich: „Kennt ihr das nicht? Normalerweise wenn Leute sagen dreht euch nicht um .. dann habt ihr euch gefälligst umzudrehen! Das ist ein ungeschriebenes Gesetz, kapische?"

„Aber dann macht man doch genau das Gegenteil von dem was der der es gesagt hat mit der Aussage bezwecken will. Dann sag doch gleich von Anfang an dass ich mich umdrehen soll! Fertig! Und sei nicht so .. und was ist kapische eigentlich für ein Wort? Sind wir bei der Mafia?", grummelte ich herum. Manchmal konnte Jolie echt anstrengend sein. „Meine Fresse, dreh dich doch einfach um oder nicht .. ist jetzt eh zu spät." Jolie schob sich den Rest ihrer Möhre in den Mund, zog ihre Schultern hoch und lehnte sich mit verschränkten Armen nach hinten.

Und plötzlich hatte ich eine Hand auf der Schulter, die fest zudrückte. Ich schluckte hart und meine Augen mussten so groß wie Teller sein. Bitte lass es .. mir egal wer, nur lass es nicht Aubrey sein. Bitte nicht! Das konnte ich nicht, das ging einfach nicht. Aber da sie mich bisher ignoriert hatte, glaube ich nicht das sie es sich jetzt wagte mich anzusprechen. Hoffentlich!

„Na was geht?" Die Stimme gehörte demjenigen den ich eigentlich noch weniger als Aubrey sehen wollte, den ich aber gar nicht für möglich gehalten hatte, da er normalerweise die Schule mied. Warum zum Teufel war er hier? Was machte er hier? „Noah!" Jolie begrüßte ihn mit einem Zweifinger-Salut und zwinkerte mir dann zu. So eine Ratte! Und ich dachte sie wäre meine beste Freundin.

Warum hätte sie mir nicht einfach sagen können von wegen: ‚Pass auf, hinter dir ist Noah und es sieht aus als ob er zu uns kommt. Hau ab solange du noch kannst!' Wäre das so schwer gewesen?

Er drückte nochmal kurz meine Schulter ehe er sich neben mich auf die Bank saß und die Frechheit besaß mich anzulächeln. Ich erzwang mir auch ein halbherziges Lächeln und hoffte er konnte das Fick-Dich in diesem erkennen. Was bildete er sich ein? Tauchte hier auf, tat so als sei alles gut.

„Was ist eigentlich mit deiner Freundin los? Du hättest ihren Blick sehen sollen als sie mich entdeckt hat! Die würde gut in ein Grusel-Kabinett passen .. wenn die in der Dunkelheit .. oder hinter einem Vorhang vorgesprungen kommt würde sogar ich mich einscheißen." Er lachte dreckig und sah dann in die Runde. Bis auf Jolie fand das keiner lustig. Danke Poppy! Wenigstens du bist auf meiner Seite! Poppy sah aus als wäre ihr das schrecklich unangenehm und als würde sie jeden Moment brechen.

„Das heißt defäkieren, mein Schatz!", meinte dann Jolie gackernd und warf mir einen vielsagend Blick zu. Den bekam sie aber auch. Sie bekam ein sehr, sehr großes Fick-Dich von mir. „Das du solche hochgestochenen Wörter kennst!", meinte dann Noah mit einem anerkennenden Nicken.

„Du weißt ganz genau was mit meiner Freundin los ist! Sie weiß schließlich von dem Kuss!", knurrte ich leise. „Das sie dich da ansieht als würde sie dich töten wollen ist doch klar!", fügte ich noch hinzu und verschränkte die Arme vor meiner Brust. War das hier alles zu fassen? „Ach ist das so ja?", feixte Noah und sah mich herablassend an.

„Außerdem ist Aubrey nicht mehr seine Freundin! Die haben gestern Schluss gemacht", informierte Jolie ihn über den momentanen Zustand meiner Beziehung. Auf welcher Seite war sie eigentlich? Auf meiner definitiv nicht. Und wenn doch dann war sie hiermit offiziell gefeuert! „Danke!", maulte ich sie sofort an. Sie zwinkerte mir zu.

„Ach echt? Naja, aber eure Beziehung war ja auch dem Ende nahe. War eine gute Entscheidung. Glaub mir. Und damit das du fremd gegangen bist, hast du eurer Beziehung ja auch nicht wirklich geholfen. War wohl doch nicht für immer .." Er sah mich wissend an und in seinem Blick funkelte etwas. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihm eine verpasst. Mit der Faust. Mitten auf die Nase. Ich wollte es knacken fühlen!

„Was soll das?", murrte ich, nachdem ich mich nach vorne gebeugt hatte und ihn böse ansah. „Du weißt ganz genau .. das zwischen uns... was soll die scheiße jetzt hier? Warum bist du überhaupt hier? Keine Lust mehr gehabt in deiner Wohnung vor dich hinzu gammeln?" Es widerstrebte mir total das hier auf dem offenen Schulgelände zu besprechen, aber ich wollte keines falls mit ihm alleine sein. Sein Lächeln erstarb und er erwiderte meinen Blick einfach nur, sagte nichts.

„Vielleicht solltet ihr das nicht hier besprechen", schlug uns Jolie vor, deren Blick merkwürdig war und sie sah bereit aus. Wofür? Als ob sie bereit wäre jeden Moment aufzuspringen um dazwischen zu gehen? „Ja, am besten bei Noah zu Hause! Und warum laden wir Steven nicht auch noch dazu ein? Wäre bestimmt super!" Ich merkte wie mir der Ton entglitt, also atmete ich tief durch. Und versuchte mich zu sammeln. War aber schwer wenn einem das Herz in den Ohren dröhnte und man das Gefühl hatte jeden Moment umzukippen.

Noah schnaubte, rollte mit den Augen und erhob sich dann. „Weißt du Finley ... wir können wirklich gerne mal darüber reden. Und dein Vorschlag klingt gut! Komm doch einfach nach der Schule zu mir nach Hause. Aber Steven kann ich leider nicht einladen, schade ich weiß." Er tätschelte mir die Wange, beugte sich vor und drückte mir seine Lippen auf die Haut. Und dann ging er einfach.

Wie vom Donner gerührt saß ich da. Er hatte mich auf die Wange geküsst. Auf dem Schulhof. Und jeder hätte es sehen können. Wer hatte das jetzt gesehen ..? Ich wollte mich gar nicht umsehen.

„Ich weiß ja nicht", meinte dann Jolie nach einer kleinen Ewigkeit. „Das war ..-" Sie stoppte kurz und ich sah sie wütend an. „Halt .. sei still! Ich will von dir nichts hören. Du bist überhaupt nicht hilfreich! Kein Stück. Das nächste Mal halt einfach die Klappe", schnauzte ich sie an, erhob mich vom Tisch und ging einfach.

Auf dem Weg ins Schulgebäude lief mir Aubrey über den Weg. Wir stoppten gut 3 Meter voneinander entfernt und sahen uns an, ehe ich den Kopf schüttelte und so schnell es mir möglich war im Gang verschwand.

Nichts von dem konnte ich gebrauchen!

Aubrey nicht, Noah nicht ...

Ich wollte keinen Liebeskummer und schon gar keinen zweifachen. Aber mein Herz schmerzte trotzdem und schien gebrochen zu sein. Und es stach in meine Brust, mit jedem Schlag ein bisschen tiefer. 

You are my Problem [boyxboy]Where stories live. Discover now