Kapitel 25

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*Finley POV*


Langsam wurde ich wach, drehte mich unter ächzen und stöhnen auf die andere Seite. Ich wartete darauf dass die Bauarbeiten in meinem Kopf loslegten, dass die Wände eingerissen wurden und dadurch alles zum Einsturz brachte, aber mein Kopf fühlte sich einfach nur dumpf an. Und es pochte, aber es war definitiv auszuhalten.

Gott, hatte ich immer ein Schwein wenn es um den berühmten Schädel danach ging. Es war meist nur ein Schädelchen. Hatte ich das von meiner Mutter? Oder von meinem Vater? Selbst nach meinem ersten großen Besäufnis ging es mir am Tag danach super. Über das Gekotze auf dem Weg zum Auto und dann nach Hause will ich gar nicht reden.

Ich schälte mich aus der Decke und stieg aus dem Bett, danach wankte ich zum Schrank und suchte mir ein sauberes Shirt und eine neue Boxershorts raus. Ich hatte immer noch die gleichen Sachen wie gestern am Leib und wenn ich die nicht sofort loswerden würde, hatte ich Angst dass es nie wieder möglich sein würde.

Ich ging zum Badezimmer, das gegenüber von meinem Zimmer war, die Tür ließ ich sperrangelweit auf. Hier zu Hause war ja sowieso niemand. Ich machte mich nackig und stieg in die Dusche und ließ das eiskalte Wasser auf meinen Körper prasseln. Ich liebte eiskalte Duschen, so für den Frische-Kick waren die Dinger echt unschlagbar.

Schnell seifte ich mich ein und spülte schließlich den ganzen Schaum vom Körper. Dann stieg ich aus der Dusch, schnappte mir das Handtuch und rubbelte mich komplett trocken. Meine Klamotten und das Handtuch bugsierte ich in den Wäschekorb. Gähnend verließ ich das Bad und wäre dann fast an einem Herzinfarkt gestorben. Auf dem Flur stand Noah. „Ich dachte mir doch das ich was gehört habe." Er grinste schief und musterte mich. „Wie geht's dir? Ich habe dir Frühstück gemacht ... also eigentlich war es für mich, aber es war am Ende doch ganz schön viel für eine Person. So ist halt noch was für dich übrig." Seine Augen glänzten vor lauter Schelm.

Und ich stand einfach nur da und starrte ihn an. Dann fiel mir ein das ich mit offener Tür geduscht hatte und unsere Dusche besaß klare Duschwände, keine mit Sichtschutz, nein nein. Es wäre Noah ein leichtes gewesen mich einfach beim Duschen zu beobachten. Mein Blick ging zur Tür, dann wieder zurück zu Noah. Ich lief feuerrot an. Bis ich Noah genauer betrachtete. „Ist das mein Shirt?" Ich ging zu ihm und nahm den Saum meines Shirts zwischen meine Finger. Da fiel mir noch was auf. Er trug nur eine Boxershorts. Und das sah nach meiner aus! Ich zog das Shirt noch etwas hoch.

„Ja, ich habe es mir aus dem Schrank geholt. Du hast so fest geschlafen, du warst kaum wach zu bekommen und wenn dann hast du komisches Zeugs gemurmelt", meinte er total gelassen. „Ich habe mir auch eine deiner Boxer ausgeliehen.. falls das okay ist", fügte er dann noch hinzu, weil es ja sowieso nichts mehr genützt hätte es abzustreiten. „Du hast was? Du kannst doch nicht einfach an meine Unterwäsche gehen!", brauste ich auf und ließ das Shirt los. „Und vor allem einfach anziehen .." Das machte man doch nicht.

„Du hast geduscht ..", bemerkte ich und betrachtete sein frisch gewaschenes Haar, das etwas zu wirr vom Kopf Abstand. „Hätte ich auf dich warten sollen? Dann hätten wir es zusammen machen können. Wenn dich das mit der Unterwäsche stört, dann .. ich kann sie auch gerne ausziehen." Er zwinkerte mir zu. „Ich habe mein Shirt und Boxershorts übrigens mit in den Wäschekorb getan." Dann drehte er sich um und ging den Flur entlang, bog dann links ab und stieg dir Treppe herunter.

„Ich werde sicher nicht deine Unterwäsche waschen. Was soll denn das?" Ich ging ihm hinter her. Folgte ihm bis zur Küche. Wo es wunderbar duftete. Nach gebratenem Speck und Rührei. Und Toast. 

Und wahrscheinlich werde ich seine Unterwäsche waschen, aber er konnte doch nicht einfach davon ausgehen. Zum einen machte ich meine Wäsche nicht mal selber, das tat meine Mutter oder Aubrey.

„Es tut mir leid!", meinte Noah. Ich sah ihm an das er es nicht ernst gemeint hatte. „Und wo ist deine Jeans?", fragte ich ihn, nachdem ich mich an den Tisch gesetzt hatte. Es stand alles bereit und war komplett für uns beide gedeckt. „Oben in deinem Zimmer. Sonntags früh zieht man keine Jeans an, das ist Gesetz", meinte er dann und setzte sich zu mir an den Tisch.

„Du hast Frühstück gemacht? Woher weißt du wo alles ist ..?", hakte ich nach und beäugte das Ganze vorsichtig. „Ich habe keine Demenz, okay? So lange ist das doch auch nicht her wo ich hier praktisch jeden Tag ein- und ausging. Tu mal nicht so als würdest du gerade das 8te Weltwunder entdecken." Er lächelte mich an und bestrich sein Toast ganz dünn mit Butter. „Willst du Orangensaft?", fragte er nach, aber ohne meine Antwort abzuwarten goss er einfach Orangensaft in mein Glas. „Ich hoffe es schmeckt, auch wenn ich weiß das man mit Rührei und Speck nicht wirklich viel falsch machen kann, aber man weiß ja nie." Er pikste mit der Gabel einen Rühreiklumpen auf und stopfte sich ihn in den Mund.

Oh Gott, was war hier nur los? Ich wollte ja essen, aber das ganze machte mich gerade etwas stutzig und ließ tausend Fragen in meinem Kopf aufkommen. „Ich dachte nur .. das du ..naja. Alles irgendwie vergessen wollen würdest und man kann Sachen ja auch sehr gut verdrängen. Und bisher hatte ich gedacht das du alles was mit mir zu tun hatte, super verdrängt hättest ..." Meinte ich vorsichtig. Es war ja auch so, aber mir erging es ja nicht anders. Ich hatte versucht Noah zu verdrängen, bisher hatte es gut geklappt. Vielleicht redete ich es mir auch einfach nur ein, weil es einfacher war.

„Ich habe es versucht, wirklich. Aber das ging nicht. Ich weiß wo alles in euren Haus ist, ihr habt ja kaum etwas verändert. Selbst der Fleck Rotwein ist immer noch auf dem Sofa. Ich weiß noch wann du Geburtstag hast. Ich weiß euer Festnetztelefon immer noch auswendig", meinte er und starrte dabei sein Rührei an und dann stopfte er sich einen größeren Klumpen in den Mund vielleicht wollte er sich einfach nur vom sprechen abhalten.

„Das haben wir abgeschafft. Das Festnetztelefon, meine ich. In der heutigen, ultramodernen Zeit brauchen wir doch kein Festnetz mehr, alle sind jetzt über Handy zu erreichen", erklärte ich ihm und fing dann auch an zu essen. Natürlich wusste ich auch noch wann er Geburtstag hatte. Zwar wusste ich die Nummer seiner Eltern nicht mehr, aber das schien ja auch gar nicht mehr relevant zu sein. Ich wüsste nur zur gerne was da vorgefallen ist.

„Bereust du es ..?", fragte dann Noah. Was meinte er jetzt damit? Damit konnte er so vieles meinen und doch nichts. „Was bereue ich?", hakte ich nach, vorsichtig weil mir seine Stimmlage nicht gefallen hatte. „Das mit uns beiden. Also .. damals, wo wir noch beste Freunde waren. Wir haben uns geküsst. Und dann .. hast du mich ignoriert." Er hörte auf zu erzählen, lieber steckte er sich ein Stück Speck in den Mund.

„Das hatte überhaupt nichts mit dem Kuss zu tun. Denkst du dass ich deshalb keinen Kontakt mehr zu dir wollte? Das lag daran das du angefangen hattest zu klauen. Gut, das klauen ging noch, aber dann hast du andere schikaniert, dich geprügelt. Du hast mit Typen abgehangen, ich hatte super Schiss vor denen gehabt. Ich wollte ja weiter mit dir befreundet sein, ich wollte dir helfen. Und dann haben wir uns damals geküsst, ich hatte gehofft das es irgendwas bringen würde .. das es anders werden würde. Da meine Freundschaft ja nicht mehr gereicht hatte um dich bei mir zu behalten, dachte ich dass mehr helfen könnte. Aber nichts hatte sich geändert und .. ja." Ich kaute hochbeinig auf dem Rührei umher. 

„Und meine Eltern haben mir ja dann auch noch den Kontakt verboten. Und alle haben mir immer wieder eingeredet wie schlecht du doch wärst. Ein Kind kann man so leicht manipulieren." Es war schön es nur Noah auch mal persönlich zu sagen, als immer nur davon zu fantasieren wie es mal wäre. „Das tun sie immer noch. Alle .. bis auf Jolie vielleicht", fügte ich mit hinzu.

„Ich werde mich nicht ändern, nur weil du wieder in mein Leben getreten bist", sagte dann Noah, er hatte seinen Kopf gehoben und sah mich an. „Ich weiß. Das erwarte ich nicht", meinte ich dann. Noah nickte und grinste dann. 

You are my Problem [boyxboy]Where stories live. Discover now