Kapitel 22

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*Finley POV*


„Hey!" Ich verspürte einen kräftigen Ruck an meinem Fuß und dann noch einen an meinem anderen. Ganz langsam wurde ich wach und fing an zu realisieren. Das ging der Person aber anscheinend nicht schnell genug also umfasste sie meine beiden Fußknöchel und zog einmal kräftig dran.

„Ey!", knurrte ich. Ich riss meine Augen auf und starrte ans Fußende, dort stand Aubrey. „Um Himmels willen! Was ist dein Problem?", fuhr ich sie an, drehte mich zur Seite und vergrub mich wieder in meine Kissen. „Wo kommst du überhaupt her?", fragte ich sie dann. Ach ja .. ich hatte ihr einen Haustürschlüssel für das Haus meiner Eltern gegeben, der größte Fehler meines Lebens.

„Durch die Tür! Und jetzt steh auf! Falls du es nicht vergessen hast, du hast ein Spiel! In 50 Minuten!" Sie zog wieder an meinem Fußknöchel und ich war wirklich in Versuchung einmal kräftig durchzutreten. „Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet. Hoch jetzt! Okay dann eben anders .." Ich hörte wie sich ihre High-Heels entfernten.

Wie oft habe ich ihr gesagt sie soll ihre Drecksdinger nicht im Haus tragen. Natürlich kamen ihre Worte zu mir an, aber mein Bett war einfach so schön. Und so weich und das Spiel interessierte mich im Moment einfach so gar nicht. Dann näherten sich die Klapperdinger wieder und sie machten bei meinem Kopfende halt.

Ich machte die Augen auf und starrte sie an. Sie stand direkt vor mir mit einer großen Schüssel. „Das ist kaltes Wasser. Ich habe sogar Eiswürfel mit rein gemacht. Wenn du nicht gleich aufstehst ..." Wie schnell hatte sie das fertig gemacht? Vielleicht war ich auch einfach wieder ein paar Minuten eingedöst.

Ihre gemachten Augenbrauen waren zusammengezogen und ihr Mund war verzerrt. Und sie warf mir den Todesblick zu, den bekam sie aber auch zurück. Sie sollte es sich nicht wagen! „1 ... 2 ...", begann sie zu zählen. Die Schüssel zitterte gefährlich in ihren zarten Händen. „Okay, okay!" Ich schälte mich aus der Decke, stieg aus dem Bett und nahm als erstes Aubrey die Schüssel ab.

„Wo ist eigentlich Jolie? Wollte sie nicht hier schlafen?", fragte sie zuckersüß. Und betrachtete mich. „Ähm, ja .. aber sie ist halt noch bei Rosa und Noah geblieben", sagte ich und schüttete die Schüssel im Waschbecken im Badezimmer aus. So eine Verschwendung. Aber was soll ich großartig damit anstellen? Einfrieren, für später?

„Wie meinst du das?", hakte Aubry nach, als sie hinter mir aufgetaucht war. Im Spiegel der über das Waschbecken befestigt war sah ich ihre zerknirschte Miene. „Sie ist noch da geblieben? Wann war sie denn da? Ihr wart doch gestern Abend hier .. oder nicht?" Sie lehnte sich an den Türrahmen.

Deshalb hatte ich die Regel festgelegt dass mich keiner anquatschen sollte wenn ich nicht hundertprozentig wach bin. Dann kommt nur unüberlegtes Zeug raus. „Ähm, naja .. wir waren hier. Wollten einen Film schauen, wie ich es dir gesagt habe", meinte ich dann und zog mir das Shirt aus. „Ich hab auch gar keine Zeit darüber zu reden. Ich muss schnell duschen und mich noch anziehen. Meine Sachen stehen schon im Wohnzimmer", informierte ich sie, drückte sie etwas weg, machte ihr die Tür vor der Nase zu und schloss sicherheitshalber ab.

So schnell wie ich konnte duschte ich. Ich wäre erst gar nicht duschen gegangen, weil ich hinter her sowieso nochmal hätte duschen müssen, aber ich fühlte mich dreckig und klebrig. Und es war ein wichtiges Spiel, da konnte ich nicht aussehen wie der letzte Penner.

Nur im Handtuch gehüllt verließ ich das Badezimmer. Niemand zu sehen, also sprintete ich in mein Zimmer, rubbelte die restlichen Stellen noch trocken und zerrte mir die ganzen Sachen an. Kurz rubbelte ich durch meine Haare, die würden in kurzer Zeit trocken sein.

So wie ich war ging ich ins Wohnzimmer, wo Aubrey mit meiner Sporttasche in der Hand auf mich wartete. Ihr Blick sprach Bände, sie sagte aber kein Ton. Ich schlüpfte in meine Schuhe und nahm ihr die Tasche ab. Zusammen gingen wir zu ihrem Auto und stiegen ein.

Die ganze Fahrt bis zum kleinen Stadion redeten wir kein Wort miteinander. Erst als sie auf dem Parkplatz eingeparkt hatte drehte sie ihren Kopf zu mir und schnalzte mit der Zunge. „Ich bin nicht sauer", sagte sie dann. Ich sah sie an, eine meiner Augenbrauen war hochgezogen. „Bist du nicht ..?", hakte ich vorsichtig nach.

„Nein. Natürlich nicht. Ich bin es mittlerweile gewohnt von dir angelogen zu werden. Es enttäuscht mich halt nur. Weil wir ein schönes Gespräch darüber hatte und es anscheinend nicht bei dir angekommen ist." Sie klang merkwürdig. So ruhig und gelassen. „Es ist nicht meine Schuld, okay? Ich wollte mit Jolie einen Film schauen, aber dann meinte sie auf einmal sie hätte Jacob angerufen und er würde uns abholen, dann hat er uns abgeholt ...", erklärte ich und wollte die Beifahrertür aufmachen, sie war verriegelt.

„Kannst du dir Tür bitte aufmachen?", fragte ich nach und sah sie an. Sie presste ihre Lippen aufeinander. „Ich weiß nicht, kann ich das? Das Spiel und deine Zukunft scheint dir nicht so wichtig zu sein, wie mir. Warum fahren wir nicht einfach los und sagen das Spiel ab?" Sie hatte den Kopf schief gelegt. Sie erinnerte mich stark eine Porzellanpuppe mit einem Sprung in der Schüssel.

„Das ist doch Schwachsinn. Frag Jolie, sie hat mich überredet. Und ich bin doch auch gar nicht dageblieben! Ich habe mich rechtzeitig nach Hause fahren lassen. Zum schlafen ist Noahs Bett nicht geeignet", murrte ich und fuhr mir durch die getrockneten Haare. „Bitte was?", quieckte sie. „Für was ist Noahs Bett denn dann geeignet? Warte, stopp. Du .. hast du was mit Noah?" Sie interpretierte schon wieder viel zu viel hinein.

„Meine Güte, nein! Ich habe nur etwas mit dir. Ich meinte das Noahs Bett nicht wirklich zum schlafen geeignet ist, da ich es schon probiert habe .. nach der Party und gestern bin ich auch eingedöst. Okay? Es ist ungemütlich und steinhart", erklärte ich, aber ich hatte das Gefühl es nicht gerade besser zu machen.

„Du schläfst in Noahs Bett, wieso das? Was soll das?" Aubrey hatte sich nun mit vollem Oberkörper zu mir gedreht und starrte mich nieder. „Hätte ich bei Rosa schlafen sollen? Oder Jacob! Mh? Hör doch auf Aubrey. Ich würde dich nie betrügen. Nicht mit Jolie, oder Noah .. oder sonst wem. Und jetzt lass mich raus, ich muss jetzt raus. Bitte!", flehte ich sie an. Mir war meine Zukunft nämlich nicht ganz so egal wie sie gerne behauptete.

„Ist es das? Will er deshalb so viel Zeit mit dir verbringen? Steht er auf dich? Ich weiß dass er schwul ist und sich nicht darum schert ob derjenige vergeben ist oder nicht. Willst du das? Stehst du etwa auch auf ihn?", meinte sie das alles wirklich ernst? „Mensch, nein! Er steht nicht auf mich und ich stehe nicht auf ihn. Ich bin nicht schwul. War es nie und werde es nie sein! Lass mich raus, bitte." Nun war ich richtig panisch. Wenn sie mich nicht raus ließ, dann würde ich ihre Scheibe einschlagen. Oder die Polizei rufen.

„Es tut mir leid", meinte sie dann geschlagen. Und einsichtig. „Ich .. ich weiß doch das ... ich verstehe eben nicht warum ihr so viel Zeit miteinander verbringen wollt." Sie entriegelte ihr Auto. „Ich .. es tut mir leid. Ich bin manchmal einfach .. eifersüchtig und .. ja .." Sie stieg aus dem Auto.

Ja, und verrückt. Vergiss verrückt nicht. Ich stieg ebenfalls aus und nahm mir meine Sporttasche. „Und dann fantasierst du. Ernsthaft? Ich und Noah? Ich will doch einfach nur unser Verhältnis wieder etwas aufbessern. Es gibt auch was anderes als Beziehung und Liebe und den ganzen Quatsch", redete ich ihr ein, oder vielleicht auch mir. Ich war mir nicht ganz so sicher was da abging, aber am Ende fantasierte ich einfach auch nur umher.

„Ja, okay, wenn du das meinst." Sie schmiegte sich an mich heran und legte einen Arm um meine Hüfte. 

You are my Problem [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt