Kapitel 65

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*Finley POV*


„Du siehst wirklich verdammt gut aus!", meinte Jolie und betrachtete mich von oben bis unten. Ich trug ein hellblaues Hemd, meine beste dunkle Jeans und meine liebsten Turnschuhe. Das bereitete mir auch alles kein Kopfzerbrechen, das was mir Gedanken machten waren meine Haare. Egal was ich tat sie lagen einfach nicht richtig. Jolie hatte auch schon Hand angelegt. Sie fand es gut, ich eher nicht so.

„Mach dir nicht ins Hemd!", wies Jolie mich mit einem fetten Grinsen zurecht. „Deine Haare müssen eh nur für ein bis zwei Stunden so aussehen, danach kümmert sich Noah um das Styling." Sie zwinkerte mir zu. „Haha", murrte ich und zog an meinem Hemd umher bei dem ich das Gefühl hatte es würde mir die Luft nehmen, vielleicht lag es auch einfach daran das ich ein Date mit Noah hatte.

Mit meinem festen Freund. Warum war ich eigentlich so nervös? Ist ja nicht so als müsste ich ihn von mir überzeugen oder ihn rumbekommen. Das Date bestand ja auch aus zwei Teilen, dem Essen und .. dem Nachtisch wie Jolie es so schön gesagt hatte.

„Mein Baby wird heute flach gelegt!" Freudestrahlend und glucksend ließ sie sich plumpsend auf mein Bett nieder. „Pst!", ermahnte ich sie schnell. Meine Eltern wussten dass ich heute eine Verabredung hatte und meine Mutter wusste auch dass es sich um einen Jungen handelte, um den Jungen über den ich schon mit ihr gesprochen hatte. Aber sie mussten ja nicht alles wissen.

„Was denn? Ich freu mich eben." Sie sah mich an und grinste breit. „Du weißt aber das ich schon Sex hatte oder?", fragte ich sie und wusste dass ich sie damit ärgerte. Prompt verdrehte sie die Augen und machte ein Würggeräusch. „Ja mit Aubrey, etwas was wir mal ganz schnell vergessen werden. Und außerdem ... du weißt ja dass der Sex anders ist und du magst an sich keine Jungfrau mehr sein, aber du bist eine Popo-Jungfrau .." Sie hatte den Kopf schief gelegt. „Das wird sich ja heute ändern", freute sie sich.

Ich schluckte hart. „Woher willst du wissen das .. ich es bin der..", fing ich an, konnte aber nicht weiter reden zum einen da mir das etwas unangenehm war und zum anderen weil Jolie anfing zu lachen, nach ein paar sich endlos anfühlenden Sekunden später hatte sie sich beruhigt und sah mich amüsiert an. „Finley du bist kein Top. Du bist ein süßer Bottom. Auf jeden Fall in der Beziehung mit Noah", erklärte sie mir.

„Woher willst du das wissen?", fragte ich sie und merkte wir mir die Hitze in den Wangen stieg. Jolie sah mich an als hätte ich ihr gerade eine sehr dumme Frage gestellt, dann sagte sie: „Ich bestreite es nicht das du Top-Qualitäten hast oder hättest .. aber im Vergleich zu Noah, bei dem du sofort siehst was abgeht .. Mir fällt es halt schwer es sich anders herum vorzustellen. Und glaube mir, als Bottom bist du mehr als nur gut dran. Vor allem bei einem so heißen Top wie Noah." Nun stand sie auf, ging zu mir und stellte sich neben mir hin.

Gemeinsam betrachteten wir uns in meinem großen Spiegel.

„Habe ich dir schon mal gesagt wie sehr ich mich für dich freue?", fragte sie. Ihren Arm legte sie um meine Schulter und zog mich dicht an sich heran. „Ein paar Mal schon, ja", meinte ich dann. „Und dabei geht es mir gar nicht mal so sehr darum das du endlich Teil der LGBTQ-Community bist. Du weißt gar nicht wie sehr ich mir das immer gewünscht habe .." Sie lächelte seelig und sah an einen fernen Punkt.

„Ich habe eine leise Vorstellung davon", riss ich sie aus ihren Tagträumen. Jolie lächelte und sprach weiter: „Nein, darum geht es mir nicht. Du bist mein bester Freund. Und lass das nicht Poppy hören .. aber du bist mein Lieblingsmensch. Und ich bin froh dass du glücklich bist. Mal abgesehen von der ganzen Scheiße die eigentlich um dich herum abgeht ... du findest immer mehr zu dir selbst, zu dem was du willst. Egal was andere davon halten." Sie nahm ihren Arm von meiner Schulter und entfernte sich von mir.

Ich sah auf mein Handy, noch Zehn Minuten dann würde Noah hier sein. Also nicht hier, sondern ein paar mehr Häuser weiter würde er auf mich warten. „Ich glaube ich will schon hingehen, ob ich hier warte oder dort ist doch auch egal", informierte ich Jolie und steckte mein Handy in meine Hosentasche.

Zusammen verließen wir mein Zimmer und gingen die Treppe herunter. Meine Eltern waren nicht da, die waren bei Freunden. Erst wollte meine Mutter gar nicht gehen nachdem ich ihr das mit dem Date erzählt hatte, aber ich konnte sie doch überreden. Sie hatte ja gehofft den Jungen mal kennen zulernen oder ihn wenigstens ansehen zu dürfen. Von der Idee war ich aber nicht sonderlich begeistert wie man sich vorstellen konnte.

Noah hätte ja auch jetzt gut vor dem Haus parken können, aber ich wollte nicht dass irgendwelche Nachbarn das sahen. Die würden das nachher noch meinen Eltern weiter tratschen. Die Nachbarschaft war im Großen und Ganzen ja schön, aber die Leute die hier wohnten waren mir suspekt.

„Aber vergiss morgen nicht. Okay?", erinnerte mich Jolie als wir das Haus verließen und die Straße herunter gingen. Ich nickte. „Werde ich nicht", meinte ich dann und hatte meine Hände in meine Jeanstaschen gestopft. „Noah weiß das du morgen mit ihr sprechen willst?", hakte sie nach. „Ja, er weiß es. Ich habe mit ihm telefoniert. Er wollte unbedingt mit, aber das will ich nicht. Es reicht mir schon das du mit kommst." Mein Blick auf war den Boden gerichtet.

„Er will doch einfach nur für dich da sein", sagte sie und natürlich hatte sie recht, das wusste ich auch. Aber die Art und Weise wie er es sein würde bereitete mir Kopfzerbrechen. „Das weiß ich. Aber mir reicht es schon aus das ich dich davon abhalten muss sie umzubringen ohne dass wir überhaupt wissen ob sie wirklich schwanger ist oder nicht. Er hasst sie noch mehr als du es tust."

Wir erreichten den Treffpunkt und blieben stehen.

„Verständlich. Ich kann mir auch vorstellen das der Junge eine ungeheure Angst haben muss", meinte sie dann und sah mich an. „Was? Wovor denn? Vor Aubrey? Er ist nicht derjenige der dann plötzlich Vater ist." Das verwirrte mich, warum sollte Noah bitte Angst vor dem Ergebnis haben? „Klar wird es scheiße für ihn sein aber ... Er meinte er wird sein bestes geben."

„Natürlich wird das scheiße für ihn sein. Du bist sein Freund, der dann plötzlich Vater ist und eine Verantwortung gegenüber dem Kind und dessen Mutter hat", versuchte sie mir zu erklären. „Und dann wird er mich verlassen, weil er merkt dass er keinen Bock auf sowas hat", prophezeite ich.

„Oder du wirst ihn verlassen weil du plötzlich merkst dass du doch mit Aubrey zusammen sein willst, sei es wegen dem Kind oder etwas anderem", warf sie ein. Das ließ mich aufschnaufen. „Bullshit. Ich werde Noah nicht verlassen und schon gar nicht wegen Aubrey", murrte ich. Das kam überhaupt nicht in Frage.

„Aber wäre ich Noah würde ich Angst davor haben. Der Junge den ich liebe hat ein Kind mit seiner ersten großen Liebe. Und ich stehe dazwischen und warte nur darauf bis meine erste große Liebe einsieht dass ich ein Fehler war und störe. Das er doch viel lieber mit der Mutter seines Kindes zusammen sein will." Sie zuckte mit den Schultern.

Ich schüttelte den Kopf. „Das ist totaler Quatsch. Das wird nicht passieren." Alleine die Vorstellung brachte mich zur Weißglut. So etwas würde ich Noah nicht antun. „Das weißt du nicht. Du weißt nicht was dann sein wird." Sie deutete auf eine Richtung und als ich hinsah sah ich Noahs Auto vorfahren.

„Nein weiß ich nicht. Aber .. das wird auf jeden Fall nicht so eintreffen." Den Blick den ich Jolie zu warf war eisern. Sie nickte, beugte sich vor und küsste mich auf die Wange bevor sie sich umdrehte und verschwand.

Ich stieg in das Auto das neben mir angehalten hatte.

You are my Problem [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt