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طوبى للناس الذين جعل الله قلوبهم في قلوبهم ليحبوا الخير

»𝑾𝒐𝒉𝒍 𝒅𝒆𝒏 𝑴𝒆𝒏𝒔𝒄𝒉𝒆𝒏, 𝒅𝒆𝒏𝒆𝒏 𝑨𝒍𝒍𝒂̂𝒉 𝒅𝒊𝒆 𝑳𝒊𝒆𝒃𝒆 𝒛𝒖𝒎 𝑮𝒖𝒕𝒆𝒏 𝒊𝒏𝒔 𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒈𝒆𝒍𝒆𝒈𝒕 𝒉𝒂𝒕

Heute ist Freitag, mit dem Montag gemeinsam mein Lieblingstag der Woche und ich habe seit heute Morgen leichte Halsschmerzen

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Heute ist Freitag, mit dem Montag gemeinsam mein Lieblingstag der Woche und ich habe seit heute Morgen leichte Halsschmerzen. Meine Brüder und Baba sind vor einer halben Stunde gemeinsam in die Moschee gefahren, um das Freitagsgebet zu verrichten. Draußen ist es stark bewölkt und auf der Wetter-App meines Handys wird Regen erwartet. Da ich aktuell nicht beten kann und das Haus ebenfalls nicht alleine verlassen soll, habe ich es mir mit meinen Unterlagen im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Das dritte Semester meines Architekturstudiums hat bereits letzten Monat begonnen und ich merke, wie der Inhalt der Module immer mehr an Intensität gewinnt. Ich freue mich! Das dritte Semester bedeutet die Hälfte meiner Studienzeit, doch ich fühle mich so, als ob ich erst gestern mit dem Studium begonnen habe. Es kommt mir alles so surreal vor, wie schnell die Zeit vergeht. Blicke raus in den Garten, während ich nach meiner Tasse greife, um einen Schluck von meinem Herzkirsche-Tee zu nehmen. Wer hätte gedacht, dass die damals siebzehnjährige Züleyha ihr Abitur erfolgreich abschließt, sich mit achtzehn in das Jurastudium stürzen will, doch plötzlich im Architekturstudium landet wie der Großteil ihrer sechs Brüder? Hört sich alles so simpel an, doch das war es keineswegs. Auch wenn es schulisch gesehen für mich nie etwas eine besondere Herausforderung war, denke ich trotzdem nicht gerne an die Zeit zurück.

Die Erziehung der Kinder mit dem richtigen Glauben ist eine große Angelegenheit.

Menschen können grausam sein und das bereits in einem Kindesalter. Sechs ältere Brüder zu haben, hat selbstverständlich seine Vorteile, doch wie alles seine Vorteile hat, hat alles auch seine Nachteile. So musste ich mit Lehrern kämpfen, welche das Trio Amir, Amin und Said gehasst haben, hatte von Anfang an direkt den Respekt meines Physiklehrers, der meine beiden ältesten Brüder Aschraf gemocht hat und die ganze Aufmerksamkeit der Mädchen aus der höheren Klassen, die alle Interesse an meinem Bruder Latif hatten.
Während alle Zeitschriften, Schminke und Jungs im Kopf hatten, hatte ich nur im Kopf Anwältin zu werden. Keine Freunde in der Schule, nur meine Schulbücher und meine Stifte, die selbstverständlich zu meinem Erfolg in der Schule beigetragen haben. Baba war immer stolz auf meine Leistung und hat mich überall so gut er kann unterstützt. Damals als ich mich für die Universität beworben hatte, wusste ich noch nicht, dass es islamisch gesehen mir nicht erlaubt ist. Damals waren auch alle dagegen gewesen, da ich unbedingt ins Strafrecht gehen wollte. Die Monatelangen Diskussionen mit Latif haben immer mit meinen Heulattacken in meinem Bett geendet.

Schließlich habe ich es geschafft Baba zu überreden und dann konnte mir natürlich keiner mehr etwas sagen. Das hat an einem Sonntagabend für starken Streit zwischen Latif und Baba geführt, worüber ich mich bis heute schlecht fühle. Meinetwegen haben die beiden sich gestritten und sind im Streit schlafen gegangen. Mama ist das beste Beispiel, dass man niemals im Streit schlafen gehen sollte. Keiner garantiert uns den nächsten Tag und der große Brand damals hat alle gemeinsamen Träume ausgelöscht.
Die Absage der Universität, welche wie Regentropfen in mein E-Mail Fach geprasselt sind, haben mich zusätzlich in eine große Enttäuschung gezogen. Ich hatte so fest daran geglaubt gehabt, dass ich in Berlin Jura studieren würde. Auch wenn ich es nie in Anbetracht gezogen habe, meine Lieblingsstadt in Deutschland zu verlassen, habe ich mich schlussendlich trotzdem in anderen Städten beworben. Egal wo, Hauptsache ich studiere meinen Wunschstudiengang und eröffne irgendwann meine eigene Kanzlei. Das Ergebnis von meiner Massenbewerbung für ein Jurastudium? Absagen. Derzeit kam mir es so komisch vor, dass ich mit meinem 1,3 Abiturschnitt von jeder Stadt absagen erhalten habe. Heute vermute ich, das Latif seine Finger im Spiel hat.

Alleine ihm das gedanklich zu unterstellen fühlt sich falsch an. Ich liebe meinen Bruder und mein Bruder würde das nicht tun, auch wenn Latif vermutlich die Mittel dazu hätte. Atme leise aus und betrachte meine frisch geschnittenen Nägel. Ich habe sie vor einer Stunde geschnitten und gefeilt. Jetzt sind sie wieder schön kurz und sauber. Etwas, was ich jeden Freitag mache, da es Sunnah ist. Eine Verhaltensweise von unserem Propheten Muhammad ﷺ. Ich lege sehr viel Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild. Das habe ich schon immer und bis vor kurzem habe ich geglaubt, dass dies einen großen Aufwand erfordert, Kosten miteinbezogen, bis ich realisiert habe, dass regelmäßig fünf Mal am Tag die rituelle Gebetswaschung zu nehmen bereits vieles erfüllt.
Alles wofür wir nach einer Lösung in dieser Welt suchen, steckt bereits im Islam.
Sowohl für die Reinigung der Seele als für den Körper offenbart der Islam alles, was wir brauchen. Die Gefahr blind in der Welt untergehen ist hoch. Unsere Mitmenschen, die uns an das Gebet erinnern hingegen unbezahlbar. Es ist mir eine große Bereicherung in eine Familie aufgewachsen zu sein, die stark an den Islam gebunden ist. Ich bin großteils in den Moscheen aufgewachsen und pflege unvergessliche Erinnerungen an diesen heiligen Ort.

Trotzdem schaffe ich es nicht fünfmal am Tag zu beten, obwohl es dafür keinen Grund gibt. Alpträume, Panikattacken, Einflüsterungen belasten meine Seele. Immer wenn ich bete, werden die Belastungen weniger und dennoch schaffe ich es nicht, das Beten beizubehalten. Gerade wenn ich mich daran gewöhne, werde ich durch meine Periode unterbrochen und wieder fällt es mir mit der Eingewöhnung schwer.
    Eine große Motivation ist der geplante Gebetsraum im Keller, an dessen Einrichtung ich beteiligt sein werde. Ich habe mir gestern Abend einen Teppichboden im Internet angeschaut, doch war mit der Farbe nicht ganz zufrieden also geht die Suche nach dem perfekten Boden weiter. Seufzend ziehe ich meinen Cardigan um meinen Körper und greife nach meinem Handy. Ich warte den ganzen Tag auf eine Antwort von Melek, ob die Modeschule sie angenommen hat oder nicht. Melek ist die einzige Freundin, die ich habe, eine treue Wegbegleiterin. Wir kennen uns seitdem wir, kurz gefasst in die Windel machen und da unsere Mütter sehr gute Freundinnen waren, verbrachten wir dementsprechend schon früher sehr viel Zeit miteinander. Sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter sind wir zwar zwei komplett unterschiedliche Menschen, jedoch ähneln wir uns an gewissen Punkten sehr.

In einem Punk wo wir uns überhaupt nicht ähneln ist die Fachrichtung in unserer Berufswahl. Während ich mich schon immer für Gesetze, Räumlichen Design und Wissenschaft interessiert habe, hat Melek lieber eigene Kleidung entworfen und Spaß daran empfunden sich und andere Menschen professionell zu schminken. Ihr Traum war es ursprünglich immer eine Modedesignerin zu werden doch wie das Schicksal wollte, hat sie zuvor ihre Ausbildung zu Make-up Artistin gemacht und will nun ihren Beruf wechseln.


Freitags gibt es eine Stunde, in der Gott jedem Muslim, wenn er betet und Gott um etwas bittet, bestimmt das gewährt, worum er bittet.

Wohl den Menschen, denen Allâh die Liebe zum Guten ins Herz gelegt hat.

𝐘𝐀𝐍𝐆𝐈𝐍𝐈𝐍 𝐑𝐔̈𝐙𝐆𝐀𝐑𝐈Where stories live. Discover now