𝐘𝐀𝐍𝐆𝐈𝐍𝐈𝐍 𝐑𝐔̈𝐙𝐆𝐀𝐑𝐈

𝟒𝟐 | ٤٢

لا تدع الشجار يخترق حبك.  تفريق الجدال مع حبك

»𝑳𝒂𝒔𝒔𝒕 𝒆𝒔 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒛𝒖 𝒅𝒂𝒔 𝒅𝒆𝒓 𝑺𝒕𝒓𝒆𝒊𝒕 𝒆𝒖𝒓𝒆 𝑳𝒊𝒆𝒃𝒆 𝒅𝒖𝒓𝒄𝒉𝒃𝒓𝒊𝒄𝒉𝒕. 𝑼𝒏𝒕𝒆𝒓𝒃𝒓𝒆𝒄𝒉𝒕 𝒅𝒆𝒏 𝑺𝒕𝒓𝒆𝒊𝒕 𝒅𝒖𝒓𝒄𝒉 𝒆𝒖𝒓𝒆 𝑳𝒊𝒆𝒃𝒆.«

Inzwischen sind genau drei Tage vergangen und der Dezember hat noch zwei Tage, ehe er zu Ende geht. Die Zeit ist plötzlich so schnell vergangen, um genauer zu sein, ab dem Zeitpunkt als Azem wieder in meinem Leben getreten ist. Ich fühle mich seitdem in meiner selbst viel entspannter und gelassener. Auch wenn alles was um mich geschieht, alles andere als entspannt und gelassen ist, spüre ich eine ganz eigene Auswirkung von Azem, nach der ich mich sehne. Wohlbefinden. Sicherheit. Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen, mache mir um ehrlich zu sein auch Gedanken ob ich mich vielleicht zu sehr von der Vergangenheit beeinflussen lasse. Sowas habe ich noch nie zuvor gespürt! Unsere gemeinsame Kindheit prägen unzählige schöne Erinnerungen. Er war mein Seelenversteher. Ich bin gespannt was auf uns zukommt, kann es um ehrlich zu sein kaum erwarten aber mache mir auch viele Gedanken, ob alles nicht wieder ein Ende finden wird, genauso wie damals, als er weggezogen ist. Atme tief ein und wieder aus. Darüber sollte ich mir lieber keine Gedanken machen, bevor ich aus meinen Gedanken kein Entkommen mehr sehe. Zwischen Melek und Musa ist die Sache soweit ich weiß, noch immer nicht geklärt. Melek ist wieder am Arbeiten und ich glaube, es tut ihr auch gut sich in ihrer Leidenschaft als Modedesignerin zu verlieren.

Nach dem Fajr Gebet konnte ich nicht mehr einschlafen, weshalb ich beschlossen hatte, ein Buch zu lesen bevor ich in die Firma fahre. Das Buch heißt: Wer nie das Leid erblickt, wird nie die Freude sehen. Insbesondere das Kapitel Tränen und Lächeln hat mich heute besonders beeindruckt. Ich habe viele Stellen markiert und des Öfteren vom Buch hoch geschaut und über die gelesenen Worte nachgedacht. Ich liebe solche Bücher. Und es stimmt. Es ist etwas anderes wenn die Seele steht's etwas zum hungern hat anstatt sie immer satt ist. Die Satten sind die unglücklichen Menschen und das Seufzen in Sehnsucht der Hungernden die wohlklingender sind. Und ebenso ist die einzig glänzende Träne eines alten Mannes, die uns stärker beeindruckt als wenn ein junger Mensch sie vergießt. Die Tränen der Jungen sind zahllos im Vergleich zu einem gelben Herbstblatt, die im Wind zerstreut. Ich musste an meinen Opa aus dem Libanon denken. Azlan El Khalil. Ich habe ihn nie weinen gesehen. Nie bis der Tag kam, der mich in Ewigkeit Sehnsucht verurteilt hat. Doch seine Tränen haben parallel mit der Trauer etwas undefinierbares offenbart. Die Trauer benannte er als Egoismus und der Glanz seiner Tränen waren Glückseligkeit. Das seine Tochter als Muslimin gestorben ist. Alleine der Gedanke verleiht mir eine Gänsehaut. In sha Allâh sterben wir alle als Muslim und Muslimin.