Kapitel 18 - Wollen wir wetten?

3.4K 185 20
                                    

Wir redeten die ganze Nacht. Hin und Wieder gesellten sich auch andere Beachmitglieder zu uns und es wurden die verrücktesten Geschichten erzählt. Als es langsam hell wurde, brachten Kuina und ich Izumi auf ihr Zimmer, da sie ziemlich viel getrunken hatte. Ich wurde erst gegen vier Uhr Nachmittags wach und stellte mich zuerst unter die Dusche. Das kalte Wasser hat mir geholfen wach zu werden und mich vor Kopfschmerzen zu bewahren. Den Rest des Tages verbringe ich damit ein Buch zu lesen, welches mir Kuina gestern noch geliehen hat. 

Da das Diamantspiel gestern einen niedrigen Schwierigkeitsgrad hatte, habe ich mich dazu entschlossen heute wieder zu spielen. Ich ziehe mir meine übliche Kleidung für die Spiele an und laufe in die Eingangshalle. Ich nehme mir einen der Zuweisungszettel von Ann und positioniere mich ein wenig abseits unter der Empore, von welcher aus der Hutmacher seine Rede hält. Motiviert stürmen die Leute nach draußen zu den Autos, während ich stehen bleibe und noch einen Moment mit meinem rosa Gummiball spiele. 

"Hm. Wir sind wohl zusammen eingeteilt"

Ich drehe mich um und sehe Chishiya, welcher mit seinem typischen Blick die selbe Nummer hochhebt, die auch ich habe. Er trägt die Kapuze seiner weißen Weste, wodurch man nur die vorderen beiden weißblonden Strähnen sieht. Sein Gesicht wirkt dadurch entspannt, doch seine Augen um einiges kühler. 

"Kommst du?"

Er dreht sich schon um und ich hüpfe neben ihn, damit ich nicht hinter ihm laufen muss. Es fühlt sich einfach richtig an, neben ihm zu laufen. Während der Autofahrt werden wir wahrscheinlich kein Wort wechseln, so wie ich ihn kenne. Und im Spiel konzentriert man sich wohl eher darauf, am Leben zu bleiben. 

"Wollen wir wetten?", frage ich ihn und seinem Blick nach zu urteilen habe ich ihn ein bisschen neugierig gemacht. Er sieht zu mir während er seine Augenbrauen ein wenig höherzieht, doch sein Grinsen wird breiter.

"Was für eine Wette?"

"Ob das Spiel ein Herz-/Kreuz-/Karo- oder Pik-Spiel ist"

"Und was gewinne ich, wenn ich richtig liege?"

"Du meinst falls du gewinnst. Und keine Ahnung, was willst du?"  

Er bleibt stehen, sieht nachdenklich gerade aus und nickt kaum merklich. Ich bleibe neben ihm stehen und schaue ihn wartend und gespannt an. So gleichgültig wie er gegenüber Menschen ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass ihm irgendetwas einfällt. Vielleicht findet er es eine bescheuerte und kindische Idee. Wohlmöglich überlegt er, ob er in Zukunft mich wie die meisten hier ignorieren wird.

"Wenn ich gewinne, darf ich in dein Zimmer"

Ich schaue ihn überrascht und überrumpelt an. Mein-mein Zimmer? Ich bleibe neben ihm stehen und er grinst breiter, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkt. Das verunsichert mich nur noch mehr und als er sich wieder in Bewegung setzt bleibe ich noch einen Moment stehen.

"Dein Zimmer gibt einen Einblick, wer du bist"

"Warum willst du wissen wer ich bin?", lache ich leicht verlegen und hole ihn wieder ein, indem ich die letzten drei Stufen auf einmal nehme.

"Vielleicht will ich dich einfach nur kennenlernen"

Oder mich eher nur einschätzen können. Es würde ihm einen Vorteil in schwierigeren Spielen mir gegenüber verschaffen, aber irgendwie klingen die letzten Worte schön aus seinem Mund.

"Okay, und wenn ich gewinne..."

"Falls du gewinnst", unterbricht er mich mit einem kleinen Lachen und ich schüttele nur lachend den Kopf. Sieh mal einer an, er kann auch humorvoll sein.

"Dann kann ich dir drei Fragen stellen und du musst ehrlich antworten"

"Zwei Fragen"

"Du darfst mein ganzes Zimmer sehen und ich bekomme nur zwei Fragen?"

"Das ist mehr, als jeder hier im Beach zusammen von mir weiß"

Klingt fair. Ich nicke bestätigend und hebe ihm die Hand hin. Er sieht sie erst belustigt an, ergreift sie dann aber. Ich grinse triumphierend und das selbe, warme Gefühl in meiner Brust von gestern breitet sich wieder aus.

"Pik", sagt er sofort, lässt meine Hand aber noch nicht los. Verdammt, das wollte ich eigentlich wählen. Ich kaue mir leicht auf meiner Unterlippe herum und überlege mir eine andere Spielkarte, denn sonst wäre unsere Wette sinnlos. 

"Diamant"

"Na schön"

Wir laufen zusammen zu dem uns zugeteilten Auto. Es warten schon drei Männer in dem Auto und sowohl der Fahrersitz als auch der Beifahrersitz sind schon besetzt. Chishiya öffnet die Tür und sieht mich wartend an. Ich kann mir schon denken, dass er es nicht aus Höflichkeit tut, sondern weil er nicht eingequetscht auf der mittleren Bank sitzen möchte. Ich sehe ihn nur mit verdrehten Augen an und rutsche dann in die Mitte, damit Chishiya neben mir Platz nehmen kann.  

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt