Kapitel 17 - Ein fröhlicher Abend

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Der Hutmacher scheint leicht erstaunt, als wir ziemlich früh in das Hotel zurückkehren. Ich beschließe in Richtung Poolanlage zu laufen, doch als ich Kuina's Stimme höre, drehe ich mich noch einmal zu ihr um.

"Ich komme gleich nach"

Ich nicke ihr zu und suche die Anlage nach Izumi ab. Alles ist wie immer komplett überfüllt was mich ein wenig wundert, da gestern so viele gestorben sein sollen. Plötzlich legen sich von hinten Arme um meinen Hals und als Izumi's Gesicht erscheint, lache ich mit ihr. 

"Da bist du ja Sayuuri"

An ihrer Stimme erkenne ich, dass sie schon getrunken haben muss. Ich drehe mich zu ihr und sie nimmt mein Handgelenk, um mich zu der hinteren Bar zu ziehen. Sie packt meine wunde Stelle und ich verziehe leicht das Gesicht, doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Das Spiel heute habe ich ohne einen kleinen Kratzer überstanden, weshalb ich mich nicht beschweren sollte. Ich springe wie so oft hinter den Bartresen und Izumi nimmt vor mir auf einem Barhocker platz. 

Ich beginne mir einen Cocktail zusammen zu mixen und denke ein wenig über das Spiel nach. Als das Mädchen durch den Laser getötet wurde, hat es mich ehrlich gesagt nicht wirklich interessiert. Ich wollte sie zwar aufhalten damit sie nicht unnötig stirbt, aber es war zu spät. Irgendwie seltsam, wie schnell ich in dieser kurzen Zeit abgestumpft bin. Ich frage mich, ob ich vielleicht auch ein schlechter Mensch geworden bin. Ich meine, dass was ich Yuudai gesagt habe hat sich nicht einfach geändert. Jemanden zurückzulassen kommt für mich nicht in Frage und ich hätte ihn auch noch getragen, wenn das Beach weiter entfernt gewesen wäre. 

Aber sobald diese mechanische Frauenstimme bekannt gibt, dass das Spiel beginnt ändert sich irgendetwas. Ab diesem Zeitpunkt bin ich voll konzentriert, aber schalte ich dadurch auch meine Emotionen weitestgehend ab? Ich habe in meinen letzten Spielen nicht wirklich darauf geachtet, ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich überhaupt bei einem Spiel darauf geachtet habe. Aber ist es nicht verständlich, dass wenn man um sein überleben kämpft, nicht stehen bleibt und um den Verlust eines Menschen trauert. 

Ich bemerke, wie eine Hand vor meinem Gesicht hin und her winkt und blicke die Person leicht erschrocken an. Kuina sitzt vor mir und während sie auf ihrem Strohhalm kaut, bildet sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich weiß nicht wie sie es geschafft hat, aber ich kann sie mittlerweile ziemlich gut leiden.

"Du bist heute ziemlich oft mit deinen Gedanken woanders", bemerkt sie und ich schenke ihr auch ein breites Lächeln. Ich schüttele den Mixbecher und fülle die Flüssigkeit aufgeteilt in zwei verschiedene Gläser, bevor ich ihr einen zuschiebe. Sie zwinkert mir dankend zu und wir drei unterhalten uns, während wir an unseren Getränken nippen. 

"Ihr wart ziemlich schnell zurück, was war es für ein Spiel?"

"Karo 3", antworte ich.

"Ja, mit Ann und Sayuuri war die einzig schwere Aufgabe dieses Fischgehirn herunter zu bekommen"

Bei dem Gedanken trinke ich einen großen Schluck, da ich noch das Gefühl habe den Fisch schmecken zu können. Als Kuina mein Gesicht sieht lacht sie und tut es mir nach. Izumi sieht uns nur fragend an, doch sie beschließt gar nicht genauer nachzufragen. 

Wiedermal schweift mein Blick über die Anlage. In den letzten Tagen habe ich mir automatisch eingeprägt, wo die meisten sich immer aufhalten. Die Neuzugänge feiern alle am Beckenrand oder im Pool, währen die, die schon länger hier im Beach sind die Gruppentische unter den Palmen auf der rechten Seite belegen. Der Militärtrupp sitzt auf seiner Lounge und behält neben dem Eingang zum Außenbereich alles im Blick. 

Yuudai scheint mittlerweile zu ihnen zu gehören, denn er sitzt sehr oft bei ihnen in letzter Zeit. Vielleicht ist er auch einer ihrer neuen Anwärter, denn er trägt noch keine Waffe bei sich. Meine Gedanken wirbeln wild herum, da immer wieder Leute meine Sicht versperren und die Musik ziemlich laut ist. Von dem Dach aus hat man einfach einen viel besseren Ausblick und kann sich konzentrieren. Ich höre plötzlich ein schlürfendes Geräusch und sehe in mein Glas. Ich war wohl so in Gedanken versunken, dass ich nicht gemerkt habe wie ich mein Glas austrinke. Leicht verwundert sehe ich nochmal in das Glas und spüle es aus. 

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt