Kapitel 62 - Kaboom

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Ann hat die Versorgungstour auf den nächsten Tag gelegt und genügend Freiwillige aus dem Militärtrupp gefunden, die mit uns fahren. Ann war die starke Präsens von Aguni's Leuten nicht wirklich recht, aber der Hutmacher fand es wäre eine gute Idee. Mit zwei Autos haben wir uns auf den Weg zum Krankenhaus gemacht. In dem ersten Wagen saßen Ann, Chishiya und zwei von dem Militärtrupp. Ich musste in dem zweiten Wagen mit Niragi, einem Mann mit einer Handfeuerwaffe und dem Typen mit dem Schwert sitzen. Auf der Fahrt bemerke ich irgendwann, wie der Letztere mich stumm anstarrt, was mir irgendwann so auf die Nerven geht, dass ich einfach zurück starre. Nach einer Zeit scheint ihm das unangenehm zu werden und blickt endlich wieder aus dem Fenster.

Allgemein sind meine Nerven bis zum äußersten gereizt, denn er Mann vor mir trinkt die ganze Zeit Bier und Niragi hat das Radio auf volle Lautstärke gestellt. Warum konnte ich nicht einfach mit Ann fahren?

Nach schätzungsweise zwanzig Minuten fahren wir in die Tiefgarage des Krankenhauses und steigen aus den Fahrzeugen. Wir stellen uns in einem Halbkreis vor einem Plan des Gebäudes auf. Chishiya und Ann scheinen zu diskutieren, wie wir am besten vorgehen und in welche Stockwerke wir müssen. Währenddessen sehe ich Niragi nur wartend an und nachdem er betont die Augen verdreht, gibt er mir mein Messer. Das stecke ich mir wie immer hinter den Rücken in meine Hose und als der Schwerttyp neugierig auf die Klinge sieht, funkele ich ihn nur an.

„Also, ich und Sayuuri sehen uns die oberen zwei Stockwerke an. Chishiya übernimmt das Stockwerk danach mit zwei von dem Militärtrupp, Niragi du übernimmst die untere Etage mit einem deiner Soldaten"

Gorillas trifft es eher. Ich nicke nur bestätigend und bevor Niragi irgendetwas sexistisches sagen kann, von wegen wir brauchen doch jemanden, der uns zwei beschützt, zieht sie mich zum Treppenhaus mit.

„Übernimmst du das oberste Stockwerk?"

„Klar, nach was soll ich Ausschau halten?"

„Hier ist eine Liste von den Akten die ich brauche. Sonst alles was man gebrauchen könnte: Antibiotika, Beruhigungsmittel, Verbände, Skalpelle und Einweghandschuhe"

Verständlich nicke ich und wir trennen uns. Ich laufe noch ein Stockwerk weiter und lese auf dem Schild ‚Psychiatrie'. Na super.

Ich stehe vor einer großen Glastür und sehe nur ein Kartenlesegerät. Ich laufe um die Rezeption herum und suche nach einem dieser Kartenschlüssel, um weiter zu können. Ich breche mit meinem Messer eine der Schubladen auf und nehme die Karte eines Betreuers heraus. Nachdem ich es zaghaft durch das Gerät ziehe, erscheint ein grünes Licht und mit einem Schleusengeräusch öffnet sich die Tür einen kleinen Spalt. Die Karte behalte ich, falls die Tür wieder ins Schloss fällt.

Als erstes suche ich das Archiv mit den Patientenakten. Ich suche die Namen auf dem Zettel in den jeweiligen Registern und lege sie alle auf einen Stapel. Warum braucht Ann die Akten nur? Ich lasse die Akten erst einmal auf ihrem Platz und mache mich auf die Suche nach anderen nützlichen Dingen. Ich entdecke eine große, schwarze Sporttasche und leere deren Inhalt aus. Die eignet sich perfekt zum Transportieren. Ich packe erst die Akten ein und schmeiße dann alles an Medikamenten rein, die sich interessant anhören.

Niragi verhält sich seit unserem letzten Spiel zwar immer noch wie er selbst, aber ich komme damit eindeutig besser klar. Zu wissen, dass er nicht nur einfach Leute grundlos erschießt beruhigt mich ein wenig. Ich weiß nicht warum, aber meine Gedanken gehen automatisch zu Chishiya. Wie er gestern meinte, dass er heute mitkommt lässt mich immer noch grinsen. Es war wie als hätte es mir und Ann gegenüber eine völlig andere Bedeutung.  

Ein lauter Knall lässt mich zusammenfahren und ich sehe aus dem Fenster eine schwarze Rauchwolke. Ich laufe vorsichtig darauf zu und erkenne, dass der Rauch von einem Fahrzeugbrand kommt. Wie zur Hölle kann ein Wagen einfach so in die Luft fliegen, irgendetwas stimmt hier nicht. Ich schließe schnell die Tasche und schultere sie, bevor ich wieder aus dem abgesperrten Bereich gehe. Ich laufe zu dem Treppenhaus und sehe über das Geländer nach unten. Im selben Moment erscheinen drei weitere Köpfe. Ein Stockwerk unter mir kann ich Ann erkennen, ein Geländer unten drunter erscheinen sowohl Chishiyas weißblonde Haare als auch Niragis schwarzer Dutt.

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt