Kapitel 53 - Ohnmacht

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Als ich wieder das Bewusstsein ansatzweise erlange, befinde ich mich in meinem Hotelzimmer und liege im Bett. Ich trete immer wieder weg, wenn mein Kopf anfängt zu dröhnen oder die Schmerzen mich wieder übermannen. Ich höre, was die anderen sagen und erhasche einige Blicke in klaren Momenten, doch ich kann nicht unterscheiden ob ich schlafe oder wirklich wach bin. 

Ich bemerke Ann neben mir, wie sie einen Zugang legt und eine Infusion anschließt. Sobald sie das Ventil der Lösung aufdreht, spüre ich wie es an der Stelle, wo die Nadel in meine Haut geht, ein wenig kälter wird. Ich sehe Izumi und Yuudai an der Wand lehnen, wobei meine Freundin mich besorgt mustert und an ihren Fingernägeln kaut. Als ich meine Augen wieder schließe höre ich Kuina's Stimme und ich kann mir bildlich vorstellen, wie sich nervös auf ihrem Strohhalm herumkaut. Ich spüre, dass jemand meine linke Hand in seine nimmt und für eine Sekunde entspanne ich mich ein wenig. Doch mir wird klar, dass Chishiya meine Hand niemals in Anwesenheit von so vielen meine Hand nehmen würde. Deshalb drehe ich meinen Kopf zur Seite und erkenne, dass Katsu meine Hand leicht drückt. 

Ich überlege kurz sie wegzuziehen, was unhöflich wäre da er mich aufgefangen hat. Aber es fühlt sich einfach nicht richtig an und dieses Gefühl breitet sich von seiner Berührung bis in mein Knochenmark aus. Ich möchte unseren Griff lösen, doch eine Welle von Schmerzen überkommt mich und verkrampfe darunter. Mein Körper zuckt unkontrolliert und mein Griff um Katsu's Hand verstärkt sich automatisch. Ich stöhne immer wieder unter den Schmerzen auf und beiße meine Zähne fest zusammen, um nicht zu schreien. Ich spüre, wie Ann einen neuen Zugang an meinem Handrücken legt und eine neue Flüssigkeit in meinen Körper pumpt. 

Sobald diese Flüssigkeit ihre Wirkung entfaltet beruhige ich mich ein wenig und öffne erschöpft meine Augen. Mein Blick fällt auf den Mann im Sessel. Seine weißblonden vorderen Strähnen umrahmen sein Gesicht und ich bin unsicher, aber ich glaube einen wütenden Ausdruck in seinen Augen zu erkennen. Aber er sieht nicht mich an, sondern beobachtet den Mann neben mir. Eine neue Schmerzattacke erfasst mich und ich verliere wieder weitestgehend das Bewusstsein. Ich bekomme nur einige Wortfetzen mit, die meist keinen Zusammenhang zueinander haben.

"Sie hat eine Wunde am Hinterkopf. Die eine Rippe musste ich stückweit lockern", höre ich Anns fachliche Stimme.

"Sie meinte sie hat Blut gespuckt", sagt Kuina mit einen Schwung Besorgnis in der Stimme. 

"Blut?", höre ich Chishiyas Stimme und meine Augenlider flattern ein wenig. Ich würde gerne wieder zu ihm sehen, aber ich bin zu schwach um meine Augen zu öffnen. 

"Wie geht es dem klugen Köpfchen?", höre ich Satoru.

"Wann wird sie wieder wach?", erklingt irgendwann Izumi. 

Für einen kleinen Moment umschließt mich Dunkelheit und dann schrecke ich auf. Ich umschlinge sofort meinen Bauch mit meinem Arm und schreie leise. Ich möchte mich schon wieder in mein Kissen zurückfallen lassen, doch ich bemerke, dass der Raum leer ist. Ich war nur eine Minute weggetreten dachte ich, aber niemand ist mehr hier. Nicht Satoru, nicht Kuina, nicht Izumi oder Yuudai, nicht Chishiya, nicht Ann und ebenso wenig Katsu. 

Es klopft an der Tür und ich sage nur herein. Ein mir bekannter Mann im gelben Morgenmantel und einer Sonnenbrille mit runden Gläsern tritt ein. Hinter ihm kommt auch Aguni in mein Zimmer und ich versuche mich an die Wand hinter mich zu lehnen. 

"Sayuuri Liebes. Als ich gehört habe, dass es dir schlecht geht bin ich sofort her gekommen", sagt der Hutmacher mit einer schwungvollen Geste. Ich bemerke, dass Aguni's Aufmerksamkeit auf die angebrochene Salbe gerichtet ist und als er zu mir sieht, nickt ich ihm danken zu. Der Hutmacher schenkt wie bei jedem unserer Unterhaltungen einen Drink ein und reicht mir eines der Gläser.

"In dem Schrank dort ist noch eines, falls Aguni mittrinken möchte", sage ich und Aguni lächelt mich an. Er scheint nicht oft so nett eingeladen zu werden, da kann ich verstehen warum er immer grimmig aussieht. Der Hutmacher nickt nur und füllt auch sein Glas. Nachdem er es Aguni reicht setzt er sich auf meine rechte Bettseite und hält mir seinen Drink hin, um anzustoßen. Der Alkohol kann meine Schmerzen nur lindern, also trinke ich mein Glas in einem Zug aus. Der Hutmacher lacht amüsiert und nimmt es mir ab, um direkt nachzuschenken. 

"Wie lange war ich weg?"

"Ungefähr neun Stunden" 

Ich nehme das Glas entgegen und trinke es wieder aus. Während der Alkohol meine Kehle herunterläuft brennen meine Rippen um so mehr. Doch sobald er meinen Magen erreicht, lassen die Schmerzen ein kleines Stück nach. Der Hutmacher nimmt die Whiskyflasche und stellt sie auf meinen Nachttisch, um nicht noch einmal aufstehen zu müssen.

"Es ist immer wieder schön mit dir zu reden", lacht der Hutmacher und ich schenkt mir noch einmal nach, "Wir scheinen den selben Geschmack zu haben"

"In Sachen Alkohol, nicht in Frauen", antworte ich spaßeshalber und er lacht mit einer Mischung aus Herzlichkeit und Schauspielerei. Auch wenn ich ihn nicht solange kenne, habe ich das Gefühl, dass er sich immer mehr von sich selbst distanziert. 

"Morgen sobald du dein Bett verlassen kannst, bekommst du dein neues Zimmer. Eine Etage höher, geräumiger und mit integrierter Badewanne"

"Klingt gut, danke", sage ich höflicherweise. 

Wir trinken noch zwei Gläser zusammen, bevor er seinen Terminkalender nachgehen muss und noch etwas zu erledigen hatte. Bis zum nächsten Morgen besuchten mich alle meine Freunde oder Bekannten: Ann um nach meinen Werten zu sehen. Aguni um mir eine neue Tube Salbe zu bringen, Izumi um mir einen kalten Tee zu bringen und mich ein wenig aufzumuntern. Yuudai um mich zu einer neuen Runde Tischkicker herauszufordern, Kuina um mir ein neues Buch zu bringen. Katsu mit einem Tablett frischem essen, Satoru um mich zu lachen zu bringen und Niragi mit einem höhnischen Kommentar. Den einzigen, den ich nicht mehr gesehen habe ist Chishiya.  

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt