Kapitel 124 - Vorahnungen

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Tiefenentspannt atme ich aus und genieße das Gefühl des weichen Stoffes der Decke auf meiner Haut. Ein bekanntes Geräusch dringt in meine Ohren und während die metallenen Rohre in den Wänden preisgeben, dass fließendes Wasser durch sie hindurchläuft, seufze ich ausgeruht in mein Kissen. Noch im Halbschlaf drehe ich mit geschlossenen Augen meinen Kopf in Richtung Badezimmer und kuschele mich weiter in die leicht nach Minze riechenden Bettbezüge. Ich dämmere leicht vor mich hin, bis ich höre wie das Duschwasser abgestellt wird und ein verschmitztes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.

Er müsste jeden Moment aus dem Badezimmer kommen und alleine bei dem Gedanken breitet sich ein angenehmes Kribbeln in meiner Bauchgegend aus. Keine Sekunde später öffnet sich die Badezimmertüre und ich öffne zum ersten Mal meine Augen, um Chishiya anzusehen. Leider trägt er nicht wie erwartet ein Handtuch um die Hüfte, sondern seine  alltäglichen Sachen. Der einzige Unterschied zu seinem normalen Auftreten im Hotel ist, dass von einigen seiner hinteren Haarsträhnen vereinzelt Wasser heruntertropft und er den Reißverschluss seiner Weste nur halbherzig geschlossen hat, wodurch der metallene Henkel immer wieder auf Höhe seiner Bauchmitte klimpert.

Mit meinem rechten Fuß ziehe ich, mit zugegeben provokativen Hintergedanken, das weiße Bettlaken um meinen Körper weiter nach unten, bis es mein Steißbein erreich und meine nackte Haut freilegt. Ich muss mir leicht auf die Unterlippe beißen, um nicht über mich selbst zu lachen und versuche es mit einem Schmunzeln zu quittieren.

Ich muss nicht lange geduldig warten, bis ich seine Aufmerksamkeit errege und sein Blick zu mir schweift. Ein freches Grinsen unterdrückend schließe ich meine Augen, kann jedoch seinen Blick über meinen Körper gleiten spüren. Ein verstohlenes Lächeln stielt sich auf meine Lippen und obwohl er gerade abgelenkt scheint, meine nackte Rückenpartie zu mustern, versuche ich es zu verbergen und drücke mein Gesicht verschlafen in das Kissen. Ich höre ein schnaufendes Grinsen, dennoch sagt mir sein Aufzug, dass er etwas geplant hat und sich deshalb schon angezogen hat.

"Wirklich, jetzt schon?", murmele ich nur und entspanne mich augenblicklich, als sich in die Matratze zu meiner rechten ein bisschen eindrückt. Ohne die Augen wieder aufzuschlagen weiß ich, dass er sich zu mir an den Bettrand gesetzt hat und ich erwarte schon ein abweisendes Kommentar. Doch als ich seinen warmen Atem plötzlich auf meiner Haut spüre seufze ich genüsslich aus und genieße es, wie die Luft welche seine Lungen verlässt meine Schulter streift. Ein angenehmer Schauer breitet sich in mir aus und als er meine Haare im Nacken leicht zur Seite schiebt, entfährt mir ein angenehmer Laut.

Ich lege meinen Kopf in seine Richtung und als er leicht mit seinem Zeigefinger stumm über mein Kinnpartie  streift, drehe ich mich zu ihm und ziehe ihn sanft zu mir.

"Sicher dass du jetzt schon gehen musst?", flüstere ich, wobei ein leicht enttäuschter Unterton nicht zu vermeiden war. Instinktiv wandert mein Blick zwischen seinen Augen hin und her, während eine seiner vorderen Haarsträhnen mich leicht an der Wange kitzelt. Vorsichtig fahre ich mit der Kuppe meines Zeigefingers seinen Wangenknochen nach und wandere mit verträumten Blick auf diese Berührung abwärts und nach hinten zu seinem Nacken. Als ich wieder in seine Augen sehe treffen sich unsere Blicke und ich stelle fest, wie er die ganze Zeit über meine Gesichtszüge fasziniert beobachtet hat.

"Ich habe vor mir den Neuen ansehen, Arisu. Kuina und ich wollten uns mal mit ihm unterhalten", antwortet er. Ich ziehe meine Augenbrauen leicht zusammen, Chishiya redet nicht gerade freiwillig mit den Menschen im Beach, wenn er nicht irgendeinen Plan verfolgt. Oh man, sollte ich mich da raushalten? Wenn jemand weiß was er tut, dann Chishiya. Automatisch zuckt mein Mundwinkel nach oben und auch wenn es nur für eine Millisekunde ist, scheint der Mann neben mir es zu bemerken. Ich glaube mir ist niemals richtig bewusst gewesen wie erleichternd es ist zu wissen, dass so gut wie kein Spiel ihn besiegen könnte. Nehmen wir zum Beispiel Yuudai und Izumi. Ich möchte mir nicht vorstellen wie es ist, zu einem Spiel aufzubrechen und während man versucht zu überleben, sich Sorgen um den anderen machen muss.

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt