Prolog

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Keine Ahnung, was ich mir dabei dachte diesen beiden Kindern zu helfen. Es sah mir auch überhaupt nicht ähnlich. Ich war schließlich nicht für meine außerordentliche Hilfsbereitschaft bekannt. Ganz im Gegenteil. Mir wurde Arroganz, Skrupellosigkeit und Härte nachgesagt. Aber garantiert nicht, dass ich zwei unbedeutenden Kindern, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, den Arsch rettete. Damit meinen eigenen Ruf schädigte und dieser nervigen und überengagierten Krankenschwester begegnete. Hätte mir das jemand vorher gesagt, hätte ich mich wahrscheinlich anders entschieden. Aber wer wusste das schon so genau.

21 Stunden zuvor

Ich kam gerade von meinem letzten Auftrag für heute. Ein kleiner Dealer schuldete uns Geld und ich wollte es eintreiben. Leider hatte dieser schmierige Typ es nicht so mit pünktlichen Abgaben. Nur war das nicht mein Problem. Dafür hatte er selbst jetzt einige mehr. In Form eines völlig misshandelten Körpers. Inklusive einigen gebrochenen Rippen, diversen Wunden und inneren Verletzungen. Wenn er Glück hatte, würde er schnell sterben und den morgigen Tag nicht mehr erleben, damit er sich diese furchtbaren Schmerzen ersparte. Wenn er Pech hatte, und darauf zählte ich ehrlich gesagt, durchlebte er die ganzen köstlichen Qualen, bevor seines endgültigen Ablebens und er begriff, dass er wirklich scheiße gebaut hatte.

Die Stadt wurde verschluckt von finsterer Dunkelheit. Es war kalt und der Winter kündigte sich langsam, aber sicher an. Die Straßen und Gassen, durch die ich lief, waren menschenleer. Gut, es war schon fast eins in der Nacht. Aber die Menschen waren schlau und hielten sich, nachdem es dunkel wurde, nicht mehr freiwillig draußen auf. Jedenfalls nicht in dieser Gegend. Das war nämlich mein Territorium. Und das bekamen ungebetene Gäste deutlich zu spüren. Die Menschen wussten ganz genau, was ihnen drohte und was nachts hier passierte. Von Überfällen, Entführungen und Mord war alles dabei.

Warum ich mich nicht fürchtete? Ganz einfach. Ich war derjenige, der diese Verbrechen beging. Zusammen mit den Mitgliedern meiner Organisation. Sowie ich es gern nannte. Obwohl die anderen Menschen uns wahrscheinlich als Verbrecher betrachteten, fanden wir den Namen The Unscrupulous besser. Doch das interessierte mich nicht die Bohne. Sollten die Leute denken was sie wollte, solange sie Angst vor uns hatten und uns nicht unnötige Probleme bereiteten, ließen wir sie größtenteils in Ruhe. Außer sie hatten etwas ausgefressen und verdienten nichts anderes.

Mein Handy klingelte laut in der absoluten Stille. Cole rief an. »Was gibt's?«, fragte ich genervt. »Alter chill mal«, versuchte er mich zu besänftigen. »Rück schon raus mit der Sprache Sackgesicht«, wurde ich wirklich ungeduldig. »Java hat angerufen. Er braucht dringend neuen Stoff. Am liebsten heute noch.« »Auf keinen Fall. Dieser Möchtegern Dealer soll den Ball flach halten. Er wird wohl bis morgen warten müssen. Sag ihm das. Und falls er weiter nervt, soll er sich einen neuen Lieferanten suchen«, erklärte ich ihm kurz angebunden. »Geht klar Boss«, wusste ich, dass er am Ende der Leitung brav nickte. »Dann bis morgen«, waren meine letzten Worte, bevor ich einfach auflegte.

Ich wollte mein Handy gerade in meine Jackentasche stecken, als ich plötzlich einen spitzen, angsterfüllten Schrei hörte und danach nichts als ohrenbetäubende Stille. Ich redete mir ein, lediglich nachsehen zu wollen, wer um diese Zeit noch in meinem Bezirk unterwegs war. Konnte aber selbst nicht leugnen, dass ich wissen wollte, was sich hier gerade abspielte. Ich beschleunigte meinen Schritt und lief in die Richtung, von der ich mir einbildete, dass der Schrei dort herkam. Ich wollte gerade um die Hausecke biegen, als ich eine leise aufgewühlte Stimme hörte, die nicht von einem Erwachsenen stammte.

»Sammy. Wach auf.« Die Stimme klang zart und jung. Unglaublich jung sogar. »Schnell Sammy. Bitte!«, wirkte dieses junge Kind gehetzt. »Na wartet ihr kleinen undankbaren Gören. Ihr werdet dafür eure gerechte Strafe bekommen. Vor allem du, kleines Mädchen. Meine Männer freuen sich schon auf dich«, tönte plötzlich ein dunkler, lallender Tenor aus der Gasse.
Meine Hand an meiner Waffe, bog ich in diese ein und versuchte das Bild, was sich mir gerade bot, zu verstehen. Ein kleines Mädchen umklammerte einen Jungen im Grundschulalter, während sie sich an die kühle Wand hinter ihr drückte. »Los komm her«, wollte der Mann gerade nach ihr langen, als das junge Mädchen weiter zurückwich und panisch: »Nein« rief.

Ohne groß über mein Handeln nachzudenken, näherte ich mich den dreien. »Was wird das?«, sprach ich mit einschüchternder Stimme. Der Typ war im Vergleich zu mir ziemlich schmächtig und schwach. Aber für die beiden Kinder war das vollkommen egal. Gegen ihn hätten sie selbst zusammen keine Chance gehabt. Vor allem, da der Junge nicht bei Bewusstsein war. »Das geht sie einen Scheißdreck an«, keifte er mir entgegen. »Wahrscheinlich wäre das so, wenn das hier nicht mein Bezirk wäre. Von daher würde ich sie freundlich bitten, schnellsten von hier zu verschwinden, um mir die Unannehmlichkeiten zu ersparen«, ließ ich mich von diesem Halbstarken nicht einschüchtern.

»Wer glauben sie, wer sie sind? Sie Lackaffe!« »Scott Devon. Freut mich sie kennenzulernen«, grinste ich fies, weil ich sah, wie sich seine Augen merklich weiteten, als die Erkenntnis kam. Er hatte also schon von mir gehört. Das war gut. Sehr gut sogar. Und deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er Reißaus nehmen wollte. »Einverstanden. Ich sammle nur noch ein, was ich verloren habe und dann bin ich weg«, beugte er sich erneut zu den beiden Kindern runter, als ich ihn aggressiv an der Schulter packte. »Die Kinder bleiben hier«, warf ich einen prüfenden Blick auf eben diese. Das kleine Mädchen hatte ihre Augen ängstlich zusammengekniffen und hielt den kleinen Jungen noch immer fest umklammert.

Ich war zwar egoistisch und skrupellos, aber ich würde diesem Penner die beiden Kinder nicht einfach überlassen. Vor allem nicht nach seiner Androhung dem Mädchen gegenüber. »Niemals!«, weigerte er sich. »Seien sie nicht so dumm und hören sie auf mich«, schob ich ihn gegen die Wand auf der anderen Seite. Hauptsache von den beiden wehrlosen Kindern weg. »Natürlich... Sicherlich nicht«, lachte er mir ins Gesicht. »Das war die falsche Antwort«, sagte ich noch zu ihm, bevor ich ihm einen ordentlichen Kinnhaken verpasste, woraufhin er sofort zusammensackte. Ein letzter Schlag auf die Schläfe und schon war er ebenfalls bewusstlos. Normalerweise hätte ich diesen Spinner erschossen, aber selbst ich besaß so viel Anstand nicht vor den Augen von Kindern einen Menschen umzubringen.

Dann wandte ich mich den Kindern zu und trat langsam an sie heran. Mit schiefgelegtem Kopf sah ich auf die beiden kleinen Wesen herunter, wobei ich feststellte, dass das Mädchen ihre Augen wieder geöffnet hatte. Als ich registrierte, dass sie wie Espenlaub zitterte, da sie lediglich einen dünnen Pullover trug, der auch schon bessere Tage gesehen hatte, zog ich augenblicklich meine dicke Jacke aus, ging in die Hocke und legte sie über die beiden Kinder. In dem Moment dachte ich nicht darüber nach, wie mein Gesicht aussah. Das war gerade vollkommen egal. Und das hatte ich vorher wirklich noch nie gesagt.

Das Mädchen schreckte bei meiner Berührung zurück. In ihren Augen spiegelte sich nichts, als pure Angst. Mit einer solchen Reaktion hatte ich aber schon fest gerechnet. »Ich tu dir nichts«, hob ich abwehrend meine Hände. Sie sagte nichts, musterte mein ganzes Gesicht eingehend, bevor sie schließlich leicht nickte. »Was ist passiert?«, versuchte ich ein paar Informationen zu bekommen. Doch sie sprach nicht. Ich hatte gehört, dass sie sprechen konnte, aber sie war so verängstigt und misstrauisch, dass sie es gerade nicht tat. Nachdem ich sie nochmals abgescannt hatte, jedoch keine auffälligen Verletzungen, außer ein paar Kratzern und Schürfwunden, finden konnte, widmete ich meine Aufmerksamkeit auf den Jungen.

Seine Stirn zierte eine große Platzwunde, aus welcher einiges an Blut kam. Denn unter seinem Kopf und auf der Hose des Mädchens hatte sich bereits eine große Menge Blut gesammelt. Ich fühlte seinen Puls und stellte beruhigt fest, dass dieser vorhanden und relativ stabil war. »Na schön«, atmete ich geschafft aus, lehnte mich leicht nach vorn, griff in meine Jackentasche, weshalb das kleine Mädchen abermals zusammenzuckte, und zog mein Handy heraus. »Ich rufe einen Krankenwagen«, teilte ich dem Mädchen kurz mit.

Dieses schüttelte panisch den Kopf. »Nicht! Sie finden uns«, überhörte ich ihre Worte fast. »Dort findet euch niemand. Versprochen«, wählte ich den Notruf, um einen Krankenwagen zu alarmieren. Ich verschwand aber noch bevor dieser eintraf, damit mich die Polizei, die garantiert mitkam, nicht verhaftete. Darauf konnte ich wirklich getrost verzichten.

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Hey Leute.

Das ist der Prolog von meinem neuem Buch. Ich hab während meiner Semesterferien fleißig daran gearbeitet, um euch nicht mehr allzu lange warten zu lassen.

Ihr könnt gerne einen Kommentar schreiben, wie euer erster Eindruck ist und was ihr von dem Anfang haltet. Das würde mir sehr helfen.

Jetzt wünsche ich euch erstmal noch einen schönen Abend.

LG lenlavie

A/N: Schreibt auch gerne, ob ihr das erste Kapitel wollt? Und natürlich ist ein 🌟 auch immer gern gesehen.

Bei 5 Kommentaren und 10 🌟 gibt es das nächste Kapitel. 😇

Chicago BastardWhere stories live. Discover now