Kapitel 67

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Scott

einen Monat zuvor

Meine Lidern fühlten sich bleischwer an, weswegen ich einige Anläufe brauchte, um diese zu öffnen. Das beißende Licht der Neonröhren brannte sich unangenehm in meine Netzhaut, sodass ich gezwungen war meine Augen wieder fest zusammenzukneifen. Als ich sie ein weiteres Mal blinzelnd öffnete, brannte das Licht nicht mehr ganz so sehr. Dafür meldete sich nun mein brummender Schädel. Ich hob meine Hand an meinen Kopf und stellte verwundert fest, dass in meiner Hand eine Injektionsnadel steckte. Mit meinen Augen scannte ich den Raum ab und stellte verwundert fest, dass ich nicht mehr in der Lagerhalle war, sondern in einem komplett weißen Raum. Vollkommen verwirrt wollte ich mich aufsetzen, als ich aufgehalten wurde. »Du musst liegen bleiben«, drückte eine Hand mich zurück in die Kissen.

Von der plötzlichen Berührung zuckte mein ganzer Körper zusammen, was mir ein gequältes Stöhnen entlockte. Meine Augen fuhren zu der Person herum und langsam wurde meine Sicht klarer und eine junge Frau erschien neben mir. »Wer...?«, klang meine Stimme rau und Wörter zu formen, tat noch nie so höllisch weh. Sofort wurde mir ein Glas gereicht, welches ich annahm und einen Schluck trank. »Wer sind sie? Und wo bin ich?«, rieb ich mir dir Stirn. »Ich bin Irina. Irina Welsh«, antwortete sie mir sachlich nüchtern. »Welsh. So wie diese Jugendamt Mitarbeiterin Welsh?«, versuchte ich ihre Worte zu verstehen. »Ja. Das war meine Mum«, überraschte mich ihr völlig normaler Tonfall. »Sag mir nicht, dass diese Frau noch am Leben ist«, konnte ich nicht glauben, dass mein Plan nicht aufgegangen war. »Nein. Sie ist tot.«

»Und du bist nicht sauer?«, hob sich fragend meine Augenbraue. »Warum sollte ich? Ich wusste schon immer, dass meine Mum ein schlechter Mensch ist.« »Bist du das Mädchen, von dem sie mir erzählt hat. Ihre Tochter, die ihr mit 6 Jahren vom Jugendamt weggenommen wurde?« »Ja. Die bin ich«, nickte sie. »Aber... Wie komme ich dann hier her? Wenn du keinen Kontakt mit ihr hattest?« »Hat sie dir das erzählt? Ausgenutzt hat sie mich. Und hätte ich gewusst, was sie vorhat, hätte ich ihr niemals so viel von Alena erzählt.« »Hä?«, blickte ich nichts verstehend drein. »Sie hat mich damit erpresst, mir meinen Sohn wegzunehmen und ihn zu verkaufen, wenn ich nicht George über Alena ausquetsche. Es tut mir leid«, traten Tränen in ihre Augen. Die aber nicht, wegen ihrer Mum dort waren. »Du musst dich nicht entschuldigen. Ich versteh das. Ich hab zuhause auch zwei Kinder sitzen, für die ich alles tun würde«, dachte ich an Lia und Sam. Und Alena.

»Aber, wie bin ich hierher gekommen? Ich hab die Halle in die Luft gesprengt und ich war glaube ich auch drin...«, wusste ich nicht mehr genau, ob meine Erinnerung richtig war. »Ja. Du lagst neben meiner Mum. Aber im Gegensatz zu ihr, hast du noch gelebt. Ich hab nicht weiter darüber nachgedacht und dich dort rausgeschliffen. Ich konnte doch Scott Devon nicht einfach sterben lassen«, wischte sie ihre Tränen weg und lächelte. Nach ihren Worten musterte ich ihren Körper. Sie war nicht allzu klein und auch nicht zu schmal, aber einen Kerl mit meinem Gewicht zu ziehen. Hut ab dafür. »Danke, dass du dich um mich gekümmert hast. Aber ich muss zurück nach Chicago.«, unternahm ich einen neuen Versuch mich aufzusetzen. Diesmal hinderte Irina mich nicht daran. Aber weit kam ich trotzdem nicht, da mich ein heftiger Schmerz durchfuhr.

»Fuck!«, atmete ich angestrengt ein und aus. »Ich hab dir gesagt, dass du liegen bleiben sollst. Aber wer nicht hören will, muss fühlen«, machte sie sich an dem Krankenhausleibchen zu schaffen, dass ich trug. Sie zog es ein Stück nach oben und entblößte eine große Brandnarbe. »Was ist denn da passiert?«, fuhr ich mit dem Finger die Narbe nach. »Bevor ich dich gefunden habe, war schon ein brennender Balken auf dich gefallen. Daher die Narbe.« »Aber, wie kann sie schon so gut aussehen?«, runzelte ich die Stirn. »Ähm ja...«, fuhr sie sich nervös mit ihren Händen über ihre Oberschenkel. »Jaaa?«, zog ich das Wort fragend in die Länge. »Du lagst zwei Monate im Komma Scott. Deine Familie glaubt, dass du tot bist. Und dein Leben stand zwischenzeitlich wirklich auf der Kippe«, offenbarte sie mir. »Was?«, konnte ich nicht fassen, was sie mir soeben erzählt hatte.

Chicago BastardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt