Kapitel 36

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Alena

Ich kam gerade zusammen mit Lia und Sam vom Einkaufen. Wir hatten noch ein paar Besorgungen gemacht. »Was wollen wir für einen Film schauen?«, schloss ich die Tür hinter Lia und Sam. »Ich weiß nicht«, zuckte Lia etwas überfordert mit den Schultern. »Sammy?«, gab ich die Frage an ihn weiter. »Ähm...«, überlegte auch er eine Weile, bevor er den Kopf schüttelte. »Na gut. Was haltet ihr von die Eiskönigin. Ich bin mir sicher, dass der Film euch gefallen wird«, nahm ich den beiden ihre Jacken ab, um diese an die Garderobe zu hängen. »Okay«, nickten die beiden eifrig, während wir uns zusammen auf den Weg ins Wohnzimmer machten. »Ihr macht euch vorher aber noch bettfertig. Es ist schon kurz nach sechs. Okay?«, sah ich beide an. »Einverstanden«, kam es von Sam zurück. »Dann Abmarsch ins Bad«, folgte ich den beiden.

»Alle bereit«, sah ich Lia und Sam an, die sich unter der Decke an mich gekuschelt hatten. »Ja«, leuchteten die Augen der Kinder vor Freude. »Okay. Dann los«, startete ich den Film und sah genauso gespannt, wie die beiden Kinder neben mir auf den Bildschirm. Lias Kopf lag an meiner Schulter und sie hatte ihre Hand in meine geschoben, während ich sanft über ihre weiche Kinderhaut strich. Etwa bei der Hälfte des Films klingelte es plötzlich an der Tür. Verwirrt löste ich meinen Blick vom Fernseher und befreite mich aus der Decke. »Wer ist das?«, sah Sam mich fragend an. »Weiß ich nicht. Ich schau mal nach. Ihr könnt aber weiterschauen. Ich bin gleich wieder da«, ließ ich die beiden Kinder zurück, um nachzusehen, wer an der Tür war.

Als ich sie öffnete, erstarrte ich. Vor mir stand Scott. Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze und gesenktem Blick, lehnte er im Türrahmen. »Was willst du hier?«, verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Ich glaube, wir sollten darüber reden, was passiert ist«, hob er endlich seinen Blick. Seit dem Telefonat waren genau zwei Tage vergangen. Genau, wie er es Lia versprochen hatte. »Und wenn ich nicht mit dir reden will?«, hob ich herausfordernd eine Augenbraue. »Dann lass mich wenigstens kurz zu Lia. Ich hab es ihr schließlich versprochen«, rührten mich seine Worte. Denn es stimmte, er hatte es ihr versprochen. Und mit seinem Erscheinen hielt er sein Versprechen ein. »Wir waren gerade dabei einen Film zu schauen. Wenn du also nachher nochmal wiederkommen willst«, wollte ich ihn aus seiner Wohnung werfen.

Anstatt mir jedoch zuzustimmen, ignorierte er diese Tatsache einfach. »Habt ihr schon was gegessen?«, richtete er seine blauen Augen auf mich. »Nein«, schüttelte ich unsicher den Kopf, weil ich nicht wusste, worauf er hinauswollte. »Dann gehst du wieder zurück zu den beiden Kindern und ich mache in der Zeit Abendessen. Einverstanden?«, hielt er mir seine Hand hin. Doch ich ergriff sie nicht. »Scott...«, wollte ich ansetzen. »Lass es mich wieder gutmachen Alena. Bitte«, blitzte in seinen Augen Reue auf. Ich haderte mit mir selbst und kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. »Na schön. Aber lass es mich nicht bereuen«, wusste ich nicht, ob ich mich wirklich richtig entschieden hatte. »Das wirst du nicht«, schien er es ehrlich zu meinen.

Ich trat einen Schritt zurück und zog die Tür so weit auf, dass Scott eintreten konnte. »Wehe du bist nicht leise«, ermahnte ich ihn. »Alles klar«, nickte er kurz, bevor er in der Küche verschwand, die Tür hinter sich zuzog und mich ein wenig verdattert im Flur stehen ließ. Gott sei Dank besann ich mich darauf, dass zwei niedliche Kinder auf mich warteten und sich wahrscheinlich schon fragten, wo ich so lange blieb. »Wer war das?«, sah Sammy neugierig auf, als ich zurück ins Wohnzimmer trat. Dabei ging sein Blick über meine Schulter hinweg. Doch dort würde er niemanden finden. »Sawyer. Er wollte nur noch was wegen morgen wissen. Immerhin muss er euch beide morgen abholen, weil ich länger arbeiten muss. Okay?«, wechselte mein Blick zwischen den beiden Kindern hin und her. »Okay«, nickten sie gleichzeitig.

Die beiden nahmen meine Antwort so hin und kuschelten sich erneut an mich, als ich mich wieder zwischen die beiden auf meinen vorherigen Platz schob. »Wann kommt Scott wieder?«, fragte Lia mich mit halb geschlossenen Augen, während der Abspann des Films lief. »Bald. Er hat dich nicht vergessen«, strich ich dem kleinen Mädchen liebevoll ein paar blonde Strähnen aus der Stirn und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Wie aufs Stichwort erschien Scott im Türrahmen. Die beiden Kinder bemerkten ihn nicht sofort. Ich jedoch schon, weil mein Körper eine Art Scott-Radar bekommen hatte. Sobald er einen Raum betrat, war es schon vorbei und meine Aufmerksamkeit gehörte allein ihm. Und das nervte mich wirklich. Ich wollte nicht von ihm abhängig werden. Egal auf welche Weise.

Chicago BastardWhere stories live. Discover now