Kapitel 28

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Alena

»Entschuldige bitte«, war mir meine Aktion von eben im Nachhinein extrem peinlich. »Schon gut«, tat Scott das ganze ohne weiteres ab, bevor er fortfuhr. »Jetzt leg dich wieder hin und schlaf weiter. Ich geh runter aufs Sofa«, wollte er sich abermals abwenden. Doch ich hielt ihn erneut zurück. »Ich geh runter. Du schläfst in deinem Bett«, versuchte ich ihn zu überzeugen. »Da du hier anscheinend sehr gut schläfst und du dich morgen wieder um die beiden Kinder kümmern musst, zieh ich freiwillig um aufs Sofa. Wie klingt das?« Scheiße!, dachte ich für mich. Sprach es aber nicht laut aus. Ansonsten würde Scott mich wahrscheinlich für völlig verrückt halten. Da ich mit meinen eigenen Vorstellungen gerade so beschäftigt war, bemerkte ich erst sehr spät, dass Scott schon wieder an der Tür stand. Die Klinke bereits in der Hand.

»Wenn du dir mit Sawyer das Sofa teilen willst, kannst du gerne runtergehen?« Abrupt hielt Scott inne. »Wirklich?«, drehte er den Kopf in meine Richtung. »Ja. Da Lia und Sam im Gästezimmer schlafen und deine Geschwister da sind, ist das Haus voll und es war sonst nirgends Platz. Jedenfalls meinte das deine Mum«, versuchte ich zu erklären, warum ich mich in sein Zimmer geschlichen hatte. »Mist!«, stieß er aus, während er seine Stirn an die Tür vor sich lehnte. Unschlüssig stand ich ein Stück hinter ihm und wartete, was er als nächstes tat. Da es nicht so schien, als würde er all so bald reagieren, griff ich nach der dünnen Decke, die hinter mir auf dem Fußende des Bettes lag, weil ich sie vorhin dort platziert hatte.

Mit gesenktem Kopf machte ich mich auf den Weg zur Tür. Ich griff gerade nach der Klinke, als Scotts Hand sich völlig unerwartet auf meine legte. Mich aufhielt. »Warte!«, ließ mich seine dunkle Stimme innehalten. »Worauf?«, erwiderte ich flapsig, weil ich nicht mehr konnte. Seine andauernd wechselnden Launen hielt ich langsam nicht mehr aus. Wieder kam keine Antwort, weshalb ich mich zu ihm umdrehte. »Worauf soll ich warten Scott?...«, machte ich eine kurze Pause. »Es ist mitten in der Nacht. Ich bin hundemüde, der Tag war anstrengend und ich muss morgen früh aufstehen, weil ich noch einiges zu erledigen habe.« Für Lia einen Kindergartenplatz zu finden und Sam in einer Grundschule anzumelden, standen ganz oben auf meiner Liste.

Denn meinen restlichen Jahresurlaub hatte ich in den letzten beiden Wochen aufgebraucht. Das Jahr neigte sich zwar langsam dem Ende, aber bis dahin waren es eben noch 5 Wochen. »Okay«, nickte er. »Okay?«, fragte ich nichts verstehend. »Leg dich wieder hin«, deutete er hinter sich auf das Bett. »Ich dachte ich...« »Ich hab es mir anders überlegt. Wir teilen uns das Bett.« »Warum so plötzlich?« Er schwieg. Und ich dachte schon, dass ich wieder keine Antwort bekommen würde, als er doch noch sprach. »Ich will nicht, dass du dich zu Sawyer aufs Sofa quetscht. Zudem würde er mir morgen früh deswegen die Hölle heiß machen. Also los. Leg dich wieder hin.«

Etwas überrumpelt von seiner Antwort blieb ich stocksteif stehen und sah zu ihm nach oben. Mit gehobener Augenbraue musterte er mich. »Wartest du noch auf eine schriftliche Einladung?«, schob er mich mit seiner Hand auf meinem unteren Rücken in Richtung Bett. Ohne Worte gab ich nach. Wurde auf den letzten Metern jedoch unsicher. Diesmal schliefen weder Lia noch Sam mit bei uns. Hoffentlich ging das nicht schief. »Es bleibt aber jeder auf seiner Seite?«, klang meine Forderung eher nach einer unsicheren Frage. Als wäre das selbstverständlich, machte er sich daran seine Jogginghose auszuziehen, weshalb ich peinlich berührt wegsah. »Nur um das jetzt richtig zu verstehen...«, schob er sich die Hose von den Hüften.

Auf der einen Seite war ich froh, dass es im Zimmer dunkel war, da Scott meine roten Wangen nicht auffielen. Doch auf der anderen Seite verfluchte ich es, weil mir dadurch ein Blick auf seine garantiert durchtrainierten Beine verwehrt blieb. »Du hast mich vorhin quasi angefleht mit dir zu schlafen. Und jetzt ziehe ich mir vor dir meine Jogginghose aus und du drehst dich weg. Irgendwas stimmt da doch nicht?«, machte er sich über mich lustig, während er sich ins Bett legte, seine Arme lässig hinter seinem Kopf verschränkte und mich abwartend ansah. Urgh! Ich hasste, wenn er recht hatte. »Das ist was anderes«, startete ich einen verzweifelten Versuch mich zu erklären. »Achso«, machte er sich über mich lustig.

Chicago BastardWhere stories live. Discover now