Kapitel 61

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Scott

»Und?«, warteten die anderen drei bereits auf mich. »Cole ist tot«, ließ ich sie knapp wissen. »Und weiter? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen Scott. Wo sind Lia und Sam?«, schnaubte Atlas. »Wenn Cole nicht gelogen hat, sind sie in einem Industriegebiet in Munger«, fuhr ich mir durch die Haare. »Auf was warten wir dann noch?«, sah George fragend in die Runde. »Wir brauchen vorher einen Plan«, kam in Atlas der vernünftige Anführer zum Vorschein, der er früher immer war. »Ich denke George hat Recht. Wir sollten nicht länger als nötig warten«, mischte ich mich ein. »Wie bitte?«, wirkte mein Bruder entsetzt. »Du hast mich schon verstanden«, sah ich kurz zu ihm, bevor ich mich daran machte den Keller zu verlassen. Diskutierend folgten die drei mir widerwillig, bis wir bei meinem Büro ankamen.

Ich stieß dir Tür auf, öffnete den Schrank und suchte darin die passenden Waffen. Ich griff nach einem Messer mit einer 20 cm langen Klinge, welches ich mir an einem Halfter um meinen Oberschenkel schnallte. Außerdem nahm ich mir noch zwei Pistolen. Ich überprüfte, dass die Magazine voll waren, griff noch zwei als Ersatz, die ich mir in die Hosentasche schob, bevor ich die Waffen ebenfalls an dem Gurt um meiner Hüfte festmachte. Die anderen hatten es aufgegeben mich umstimmen zu wollen und rüsteten sich ebenfalls mit Waffen aus. Zum Schluss holte ich noch die kugelsicheren Westen hervor. Da ich nur drei besaß, gab ich diese an George, Atlas und Sawyer weiter. Immerhin hatte ich zwei Frauen versprochen, dass ihre Männer wohlbehalten zurückkommen würden.

»Auf keinen Fall«, wollte mein Bruder die Weste nicht annehmen. »Atlas«, knurrte ich bedrohlich. »Du nimmst jetzt diese verdammte Weste oder du gehst. Ich habe Rosalie etwas versprochen. Und ich werde dieses Versprechen halten. Also sei still und zieh jetzt dieses verdammte Ding an«, waren meine Worte ein klarer Befehl. »Na schön«, seufzte er unzufrieden, tat aber, was ich ihm sagte. Nachdem wir damit fertig waren, uns auszurüsten, liefen wir zu unseren Autos. Da wir beschlossen hatten mit zwei Autos zu fahren, teilten wir uns auf. So kam es, dass Atlas neben mir saß, während Sawyer und George zusammen fuhren. »Hast du wirklich gar keinen Plan oder sagst du das nur so?«, spürte ich seinen durchdringenden Blick auf mir. In der Tat hatte ich einen Plan. Nur würde Atlas mich für Selbstmordgefährdet halten, wenn ich ihm offenbarte, dass mein Plan weder Sawyer noch George noch ihn beinhaltete.

»Ich lass es einfach auf mich zukommen«, tat ich auf lässig. Auch wenn mir gerade mächtig die Pumpe ging. »Dann behalt es halt für dich«, spielte er die beleidigte Leberwurst. Und ich ließ ihn. Da wir keine genau Adresse hatten, fuhren wir durch das Industriegebiet und sahen uns die Gegend ein wenig genauer an. Vielleicht fanden wir ein Gebäude, bei welchem das Äußere nicht wirklich zusammenpasste bzw. kein stimmiges Bild ergab. »Habt ihr schon was?«, erklang es aus meinem Telefon, was in der Halterung am Armaturenbrett steckte. »Nein. Bis jetzt noch nicht«, antwortete Atlas an meiner Stelle. »Bei euch?«, fuhr mein Bruder sich übers Gesicht, während er aus dem Fenster sah. »Auch nichts«, sah ich Sawyer innerlich den Kopf schütteln. »Dann müssen wir weiter suchen«, kam es noch vom anderen Ende der Leitung, bevor es still wurde.

Es war mittlerweile schon dunkel draußen. Immerhin hatten wir von der Stadtmitte bis hier her auch eine gute Stunde gebraucht. Außerdem wurde es so vielleicht einfacher das richtige Gebäude ausfindig zu machen. Die meisten Firmen machten schließlich gegen um sechs, spätestens um sieben Feierabend. Das hieß die Gebäude, in denen nach sieben noch Lichter brannten, konnten alle als potenzielle Operationszentren in Frage kommen. Wir hatten das Auto ziemlich zentral am Straßenrand abgestellt, während wir warteten. Ich hatte das Fenster heruntergelassen und rauchte eine Zigarette nach der anderen, während ich in die Dunkelheit vor uns starrte. Dabei trommelte ich unruhig mit meiner freien Hand auf dem Lenkrad herum. So lange, bis Atlas mein Handgelenk packte.

»Kannst du das bitte lassen. Das macht mich ganz kirre«, warf er mir einen genervten Blick zu. »Sorry«, sagte ich nur, nahm meine Finger vom Lenkrad und legte sie flach auf meinem Bein ab. »Wir können nicht noch länger warten«, schnaubte ich nach einer weiteren Stunde des vergeblichen Wartens ungeduldig. »Na schön. Dann lass uns noch eine Runde drehen«, nickte Atlas zustimmend. »Okay«, erwiderte ich, startete den Motor und fuhr mit ausgeschaltetem Licht durch das Industriegebiet. Beinah alle Gebäude schienen verlassen. Am Ende blieben lediglich drei übrig, in denen noch Licht brannte. Eins davon war eine heruntergekommen, fast schon zerfallene Lagerhalle, die uns vorhin gar nicht so aufgefallen war. »Ich glaube hier sind wir richtig«, drosselte ich das Tempo, bis wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum Stillstand kamen.

Chicago BastardWhere stories live. Discover now