Kapitel 26

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Alena

Scott und Sawyer hatten die beiden Kinder und mich eingesammelt. Dann waren wir eine ganze Weile mit dem Auto gefahren, bis wir mitten im nirgendwo anhielten. Angeblich vor Scotts Elternhaus. Wobei ich nicht wusste, ob es der Wahrheit entsprach. Und wenn ja, was wir hier eigentlich wollten. Denn was das anging, waren die beiden sehr vage gewesen. »Warum sind wir hier?«, traute ich mich endlich zu fragen, als ich gerade dabei war Lia aus dem Auto zu heben. Eine verhüllte Gestalt trat neben mich, um Sam aus dem Auto zu helfen. Seitdem wir vorhin ins Auto gestiegen waren, hatte Scott sich seine Kapuze wieder einmal tief ins Gesicht gezogen. »Das siehst du dann«, tat er meine Frage unbekümmert ab, weshalb ich ihm einen finsteren Blick zuwarf. Doch Scott schien das nicht zu interessieren.

Ohne weitere Worte drehte er sich um und ließ mich zusammen mit Lia auf dem Arm stehen. Dafür trat Sawyer an meine Seite, um mir die Situation so angenehm wie möglich zu machen. »Wissen seine Eltern, dass wir beide eine Fake Ehe führen?«, kam der nächste erschreckende Gedanke in mir auf. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Scott weiß, was er tut.« »Und was ist, wenn ich mich verplappere und irgendwas Falsches sage?«, ging meine Stimme ein wenig in die Höhe. »Kein Grund zur Panik Alena«, legte Sawyer mir beruhigend eine Hand auf den Rücken. Und ich bildete mir ein, von dem Mann vor uns ein Knurren gehört zu haben.

Mit wild klopfendem Herzen folgten wir Scott zur Tür, welche bereits offen war. In der Tür stand eine junge Frau. Sie hatte erdbeerblonde Haare, hellblaue Augen und ein vor Freude strahlendes Gesicht. Stürmisch schloss sie Scott in ihre Arme. Und ich fragte mich, ob sie eine Exfreundin von ihm war. Obwohl es mich auch gar nichts anginge, wenn es so wäre. Wobei ich mir das auch nicht so recht vorstellen konnte. Trotzdem versetzte mir allein ddr Gedanke eine Stich in der Brust. Nachdem die Frau sich von Scott gelöst hatte, hob sie ihren Blick. Ihrer traf auf meinen und augenblicklich stahl sich ein breites Lächeln auf ihr Gesicht, während ich da stand und nicht so recht wusste, was ich jetzt machen sollte. »Es freut mich sehr dich kennenzulernen Alena. Ich hab schon einiges von dir gehört.«

»Ach ja?«, gab ich nicht ganz so charmant von mir. »Ja«, schenkte sie mir ein sanftes Lächeln. »Ich bin übrigens Heaven«, streckte sie mir ihre Hand entgegen. Ich löste eine Hand von Lia und reichte sie Heaven. Dem kleinen Mädchen auf meinem Arm war die Situation nicht ganz geheuer, da sie sich merklich fester an mich drückte. Beinah so, als wollte sie sich unsichtbar machen. Sam stand währenddessen bei Sawyer, drückte sich an dessen Bein und schaute etwas unsicher zwischen den vielen fremden Leuten hin und her. Ihn schien das alles auch ein wenig zu überfordern. Genauso wie mich. »Die Freude liegt ganz meinerseits«, war das Erste, was mir einfiel. Heaven konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und stupste Scott in die Seite. »Und wer ist dieser schnucklige Typ?«, heftete sich ihr Blick auf Sawyer.

»Das ist Sawyer«, kam es sachlich von Scott. Anscheinend hatte dieser keine Lust auf eine gemütliche Plauderei. »Los kommt mit!«, wies Scott an und dirigierte uns ins Wohnzimmer. Unsicher blieb ich mit Lia im Türrahmen stehen. Diese hatte ihren Kopf an meinem Hals vergraben und es schien als würde sie in den nächsten paar Minuten einschlafen. Jedenfalls spürte ich ihren immer gleichmäßiger werdenden Atem auf meiner Haut. Als wären nicht schon genug fremde Leute hier, trat plötzlich aus der Küche eine weitere Frau, Mitte der Fünfziger. Es stahl sich ein sanftes Lächeln auf ihr Gesicht, als sie Scott erblickte. Und sofort wusste ich, dass dies seine Mutter war. »Dann musst du wohl Alena sein«, trat sie an mich heran und reichte mir freundlich ihre Hand, welche ich annahm und schüttelte. »Ich schätze schon«, gab ich schüchtern zu.

»Und wer ist das?«, deutete sie auf Lia, die kurz ihren Kopf hob. Da ich jedoch nicht wusste, was ich antworten sollte, sah ich zu Scott hinüber, der mittlerweile seine Kapuze abgesetzt hatte. »Das erklär ich dir später Mum«, sagte er jedoch nur. »Ist Atlas schon da?«, wandte er sich zum Fenster. »Nein. Er müsste aber bald kommen. Vielleicht wollt ihr in der Zwischenzeit eine Kleinigkeit essen. Ihr müsst doch hungrig von der Fahrt sein«, wollte sie wissen. »Nein danke«, lehnte ich ihr Angebot freundlich ab. »Was ist mit dir Sammy?«, ging ich ein wenig in die Hocke. »Ähm?«, zögerte er mit seiner Antwort. »Na komm mein Junge, wir holen dir was zu essen?«, hielt Scotts Mum ihm die Hand entgegen, welche er, nach einem letzten Blick auf Scott und mich, ergriff.

Chicago BastardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt