Kapitel 52

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Alena

»Du siehst gar nicht gut aus«, vergrub ich mein Gesicht bei Heavens Worten nur weiter in meinem Schall. Ich wusste, dass sie recht hatte, versuchte dennoch vom Gegenteil überzeugt zu wirken. Obwohl ich mir selbst eingestehen musste, dass ich mich nicht so besonders fühlte. Vielleicht hatte ich vorhin wirklich nur zu viel gegessen. Vielleicht war es aber auch ein Anzeichen meines Körpers, mir erneut mitzuteilen und vor allem zu bestätigen, dass ich schwanger war. »Das ist nichts. Ich fühl mich nur ein bisschen unwohl. Das ist alles.« »Du musst auf deinen Körper hören Alena. Bleib zuhause und ruh dich aus. Du verpasst in der Kirche nichts. Wirklich«, leistete sie weiter angestrengt Überzeugungsarbeit.

Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum und blickte zur Haustür, durch die Scott verschwunden war. Ich wollte vorhin nicht so abweisend reagieren. Aber wenn mich jemand mit der Wahrheit konfrontierte, die ich mir selbst nicht eingestand, machte ich dicht. Allerdings wollte ich den anderen nicht ihren Abend verderben, weil ich mich unwohl fühlte und eventuell früher gehen musste, falls ich es nicht mehr aushielt. Das wollte ich auch nicht. Ich musste wohl eine Entscheidung treffen. »Und du bist dir sicher, dass deine Mum nicht sauer ist, wenn ich mit den Kindern hierbleibe? Außerdem... Was soll ich bitte sagen?«, wurde ich leicht panisch.

»Erstens. Wird sie nicht. Zweitens. Wir nehmen Lia und Sam trotzdem mit, auch wenn du hierbleibst. Und drittens. Lass das mal meine Sorge sein«, griff sie behutsam nach meinem Oberarm. »Okay«, nickte ich einverstanden. Und just in diesem Moment traten Susan, Darleen und Rosalie zu uns in den Flur. Atlas stand schon eine ganze Weile stillschweigend daneben und betrachtete die ganze Situation aufmerksam. »Um Himmelswillen Kind! Du siehst ganz blass aus«, rief Susan entsetzt, als sie mein Gesicht in ihre Hände nahm. »Alena geht es nicht so gut Mum. Vielleicht ist es besser, wenn sie zuhause bleibt und sich hinlegt«, trat Heaven an uns heran.

»Natürlich. Ruh dich aus. Falls etwas ist, rufst du Heaven oder Scott an. Okay?«, legte sie mir eine Hand auf die Stirn. »Fieber hast du nicht. Vielleicht ist es auch einfach nur eine Erkältung«, nahm sie ihre Hand von meiner Stirn. »Stört es dich, wenn du allein hierbleibst? Soll noch jemand da bleiben?«, verhielt Susan sich, wie eine fürsorgliche Mutter. »Das ist nicht nötig. So schlimm ist es nicht. Ich würde mich nur gern ein wenig hinlegen«, gab ich kleinlaut zu, als ich all die anderen Blicke auf mir spürte. »Natürlich Kind. Hol dir noch ein Glas Wasser oder einen Tee und ruh dich aus«, lächelte sie mich sanft an. »Das mach ich. Danke«, senkte ich beschämt den Blick.

»Meld dich bitte, wenn was ist, ja«, trat Heaven ein weiteres Mal an mich heran. »Mach ich. Versprochen. Und jetzt geh schon. Die anderen warten.« »Okay«, legte sie mir eine Hand auf den Unterarm und drückte diesen sanft. »Ist es schlimm, wenn ihr allein mitgeht?«, kämpfte ich mich in die Hocke, um mit Lia und Sam auf einer Höhe zu sein. »Nein. Du musst doch wieder gesund werden«, sah Sam mich besorgt an. »Das werde ich«, küsste ich beide auf die Stirn und entließ sie mit den Worten: »Bis nachher«, aus meiner Umarmung. Heaven legt den beiden jeweils eine Hand auf die Schulter und führte die Kids nach draußen. »Geht schon mal zu den anderen«, schickte sie Sam und Lia los.

»Schließ bitte ab und leg den Schlüssel auf die Kommode neben der Tür. Mum hat einen Schlüssel mit. Nur zur Sicherheit. Hörst du?«, fand Heaven die Idee mich hier allein zu lassen, nicht wirklich gut. Dabei hatte sie mir doch so lange ins Gewissen geredet, bis ich einwilligte zuhause zu bleiben. »In Ordnung. Und jetzt geh. Wir sehen uns nachher«, scheuchte ich sie fort. »Bis dann«, lächelte sie leicht und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Ich folgte Heavens Rat, schloss die Tür ab und zog den Schlüssel. Danach ging ich in die Küche, setzte Wasser auf und suchte nach den Teebeuteln. Ich nahm mir einen Kamillentee, tat den Beutel in die Tasse und wartete, an die Theke hinter mir gelehnt, dass das Wasser kochte. »Was machst du nur, du kleiner Racker?«, wanderte meine Hand auf meinen Bauch und begann automatisch darüber zu streicheln.

Chicago BastardWhere stories live. Discover now