Kapitel 3

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Alena

Ich wusste vom ersten Moment an, als ich das Zimmer gegen Mitternacht zu Schichtbeginn betrat, dass etwas nicht stimmte. Nur verdrängte ich das Gefühl und dachte mir nichts weiter dabei. Intuitiv hob ich meinen Kopf, als ich mir einbildete einen stechenden Blick auf mir zu spüren. Nur hatte ich ehrlich gesagt damit gerechnet, dass ich mir das ganze nur einbildet. Dem war leider nicht so, da ich an der Wand neben der Tür einen Umriss wahrnahm. Soweit ich das erkennen konnte, groß und breit gebaut, was mich auf einen Mann schließen ließ.

Hoffentlich ließ ich mir nicht anmerken, dass ich unglaublich Schiss hatte, weil ich keine Ahnung hatte, wer mir mehr oder weniger gegenüberstand. Bis ich registrierte, dass die Tüte, in der bis heute früh, bevor ich ging, noch die Jacke gesteckt hatte, leer war. Das naheliegendste war deswegen, dass die kräftige Gestalt der Mann sein musste, dem die Jacke gehörte und der gestern höchstwahrscheinlich den Notruf abgesetzt hatte. Auch wenn mir vor Angst die Knie schlotterten, erhob ich mich langsam von meinem Platz und trat einige Schritte auf den Unbekannten zu.

»Ich habe keine Ahnung wer Sie sind oder was Sie hier machen, aber wenn Sie mir meine Fragen beantworten, verpetze ich Sie nicht«, fasste er meine Worte anscheinend als Drohung auf. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte er sich schon von der Wand gelöst, mich mit meinem Rücken an seine Brust gepresst, eine Hand auf meinem Mund, die anderen um meinen Hals. »Ich lasse mich von anderen nicht bedrohen. Schon gar nicht von einer lächerlich schwachen Krankenschwester. Ich würde mir also überlegen, wie Sie mir entgegentreten. Ansonsten kann ich ganz schnell zu ihrem schlimmsten Albtraum werden meine Liebe«, raunte mir eine dunkle Stimme mit einer so bedrohlichen Art ins Ohr, dass mein Herzschlag sich vor Angst verzehnfachte.

Noch dazu bescherten mir seine Worte eine Gänsehaut. Erstens, wegen seiner brutalen Wortwahl. Und zweitens, weil sein Mund beim Sprechen mein Ohr streifte. »Habe ich mich klar ausgedrückt?«, stellte er mir noch eine Frage. Da ich nicht mit Worten antworten konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als hektisch zu nicken. Auch, weil mir so langsam die Luft ausging.»Gut. Und wenn Sie auch nur einen Ton von sich geben, verspreche ich Ihnen, dass ich Ihnen in Nanosekunden das Genick breche. Ich würde es mir also überlegen«, sprach er grob mit mir, obwohl ich doch einfach nur ein paar Antworten bezüglich der beiden Kinder haben wollte. Denn er musste irgendwas wissen. So viel stand fest.

Der Mann nahm langsam seine Hand von meinem Mund. Fast sofort atmete ich tief durch, um neue Luft in meine Lungen zu bekommen. Außerdem trat ich einige Schritte von ihm weg und drehte mich in seine Richtung. Nicht das er mich erneut unerwartete packte. Ich kam mir vor, wie ein gehetztes Tier, so wie ich hechelnd vor dem Fremden stand. Verängstigt und mit auf den Oberschenkeln aufgestützten Händen, während ich verzweifelt nach Atem rang. Nur hatte der unbekannte Mann andere Pläne, da er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte, um das Zimmer zu verlassen.

Doch ich konnte das nicht zulassen. Ich musste wissen, was mit den Kindern passiert war. Sonst könnte ich sie nicht richtig behandeln. Mit neuem Mut und wiedergefundener Stimme hielt ich den Mann auf. »Warten Sie!«, krächzte ich, weshalb ich mich räusperte, um fortzufahren. Der Unbekannte drehte sich zwar nicht zu mir um, hielt aber in seiner Bewegung inne. »Bitte. Sagen Sie mir was Sie wissen«, flehte ich ihn regelrecht an. »Was bekomme ich dafür?«, versuchte er zu verhandeln. »Alles was Sie wollen. Aber bitte...«, war ich bereit ihm alles zu geben. Hauptsache er machte seinen Mund auf.

»Schön«, bedachte er mich mit prüfendem Blick. Ungeduldig trat ich von einem Fuß auf den anderen, während ich auf eine Antwort seinerseits wartete. »Einen Quickie im Bad und ich sag Ihnen, was ich weiß«, trat ein spöttisches Lächeln auf sein Gesicht, weil er glaubte, ich würde seinem Vorschlag niemals zustimmen. Doch da irrte er sich. Er konnte alles haben, solange er Klarheit ins Dunkle brachte. Ich warf noch einen letzten Blick auf die schlafenden Kinder, bevor ich meinen Kopf hob und versuchte dem Mann vor mir ins Gesicht zu sehen, welches zusätzlich zu der Dunkelheit noch von einer Kapuze verhüllt wurde.

Deshalb war es nicht wirklich verwunderlich, dass ich überhaupt nichts erkannte. Und auch wenn ich die beiden Kinder nicht kannte, wusste ich, dass sie es wert waren. Noch dazu hatten sie wahrscheinlich so viel Schlimmes durchleben müssen, dass eine schnelle Nummer mit diesem Kerl nur eine kleine Entschädigung dafür war. »Okay«, bestärkte ich mein Gesagtes mit einem überzeugten Nicken. Entgegen meiner Erwartung, der Fremde würde meinen Arm schnappen und mich ins Badezimmer schleifen, beugte er sich zu mir nach unten, sodass wir auf einer Höhe waren.

Als er seine Hand hob, zuckte ich unwillkürlich zusammen, was ihm natürlich nicht entging. »Glaub mir kleines Mädchen. Sex mit mir ist nichts für dich. Merk dir das«, zwirbelte er eine meiner losen hellbraunen Haarsträhnen zwischen seinen Fingern. Mein Atem wurde flach und ich musste schwer schlucken. Diese Ankündigung verstörte mich so sehr, wie sie mich neugierig machte. Ohne es wirklich zu registrieren, stellte ich schockiert fest, dass er schon beinah aus dem Zimmer war. Wie konnte ich das nicht mitbekommen haben? »Halt! Ich habe Ihrer Bedingung zugestimmt. Sie müssen mir sagen, was Sie wissen.«

Ich war absolut verrückt geworden, da ich nach seinem Arm langte und diesen festhielt. Er konnte nicht einfach so verschwinden. »Hören Sie mir zu, Sie kleines naives Mädchen«, drängte er mich gegen die nächste Wand. »Mit mir legt man sich nicht freiwillig an. Aber das habe ich Ihnen bereits gesagt«, verklang seine dunkle Stimme im Raum. Noch dazu war er mir so nah, dass ich seinen Atem spüren und riechen konnte. Minze und Zigaretten.

»Danke, dass Sie mich daran erinnern. Aber das ist nicht der Punkt. Sie wollten einen Quickie im Badezimmer. Schön! Bekommen Sie! Aber wenn Sie ihre eigene Bedingung nicht umsetzen, kann ich auch nichts dafür. Wir hatten einen Deal!«, wusste ich nicht, wo diese plötzliche Aufmüpfigkeit herkam. »Ich kann mich nicht erinnern Ihrem Vorschlag zugestimmt zu haben. Also bitte entschuldigen Sie mich. Ich habe noch anderes zu tun.« Damit drehte er sich um und verließ das Krankenzimmer. »Verfluchter Mistkerl«, raufte ich aufgebracht meine Haare, weil ich nicht glauben konnte, dass ich auf seine Masche reingefallen war.
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Da euch die Geschichte augenscheinlich zu interessieren scheint und ihr so fleißig gevotet und kommentiert habt, gibt es das nächste Kapitel.

Viel Spaß😉

A/N: Die Voraussetzungen für ein neues Kapitel bleiben die gleichen.😇






Chicago BastardWhere stories live. Discover now