Kapitel 21

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Scott

Als Sawyers Auto eine gute Stunde später wieder auftauchte, stieg ich sofort aus meinem Wagen. Ich mochte zwar ein Arsch sein, aber diese beiden Kinder brauchten meine Hilfe. Nur würde ich es Alena überlassen sich um die beiden zu kümmern. Das war nicht mein Job bei dem Ganzen. Kaum war das Auto zum Stillstand gekommen, ging die Fahrertür auf und Sawyer stieg aus. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er aufgebracht und wütend. Nur konnte ich es mir nicht erklären. Denn ich sah die beiden Kinder durch die Frontscheibe auf der Rückbank sitzen. Natürlich blieben meine Augen auch einen Moment an Alena hängen. Doch ihre verquollenen Augen, verhießen nichts Gutes.

»Was ist passiert, verdammt?«, trat ich um mein Auto herum und ging geradewegs auf Sawyer zu. Er kniff sich in seine Nasenwurzel, bevor er sich endlich dazu erbarmte mir zu antworten. Meine Geduld schwand immer mehr. »Diese verfluchten Typen haben die beiden gefunden«, spuckte er die Wörter geradewegs aus. Er musste seine Aussage nicht weiter ausführen. Ich wusste auch so, was er mir damit sagen wollte. Und das gefiel mir gar nicht. Diese Wichser hatten sich erneut an den Kindern vergriffen. Dafür würden sie bis zu ihrem Tod, qualvoll leiden. Das war sicher.

Mein Blut kochte, als ich mit voller Wucht, gegen meine Autotür schlug. So fest, dass eine Beule im Blech übrig blieb. »Was haben sie getan?«, fuhr ich ihn harsch an und packte ihn am Hals, um ihn gegen seine Motorhaube zu pressen. Ich drückte ihm immer weiter die Luft ab, was ihn röcheln ließ. Als mich plötzlich ein Schneeball mitten im Gesicht traf. »Hör verdammt nochmal auf. Du bringst ihn um«, wagte es dieses kleine verzogene Miststück doch tatsächlich sich in meine Angelegenheiten einzumischen. Sofort ließ ich von Sawyer ab. Aber nur, um mich im nächsten Moment auf Alena zu stürzen.

Das war jedenfalls mein Plan. Doch Sawyer machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er bog mir die Arme hinter den Rücken und drückte mich bäuchlings auf die Motorhaube seines Autos. Und im Moment bereute ich wirklich, ihm gezeigt zu haben, wie man kämpfte und sich selbst verteidigte. »Was soll der Scheiß?«, knurrte ich bedrohlich. »Du machst den dreien Angst. Jetzt reiß dich gefälligst zusammen, Mann«, appellierte er an meine Vernunft. Doch diese schaltete sich erst wieder ein, als ich geradewegs in Alenas verängstigtes Gesicht sah. Erst da begriff ich, dass ich wirklich auf sie losgegangen wäre und sie höchstwahrscheinlich zusammengeschlagen hätte.

»Fuck!«, fluchte ich energisch. »Lass mich verdammt nochmal los«, befahl ich Sawyer. Er befolgte meine Anweisung, lockerte seinen Griff um meine Handgelenke aber nur langsam, falls er erneut eingreifen musste. »Geh zurück ins Auto Alena. Wir fahren gleich nachhause«, bat Sawyer sie. »Okay«, glich ihre Stimme lediglich einem Hauchen. Nach einem letzten Blick auf mich, drehte sie sich um und setzte sich zurück ins Auto. Sobald die Autotür zuschlug, platzten die Worte: »Fickst du sie?«, ungehalten aus meinem Mund heraus. »Spinnst du!«, wirkte er wahrlich schockiert. »Beantworte einfach meine Frage. Ja oder Nein?«, konnte ich nicht lockerlassen, bevor ich die Antwort nicht kannte.

»Nein. Tu ich nicht. Wir haben die letzten beiden Wochen einiges an Zeit miteinander verbracht. Und selbst, wenn es so wäre, würde es dich nicht das Geringste angehen«, hielt er mir vor Augen, dass ich keinerlei Ansprüche auf Alena hatte. »Was soll dieser ganze Scheiß eigentlich?« Ich zuckte bloß mit den Schultern und wandte mich ab, um mich zurück ins Auto zu setzen und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. »Warte doch mal«, hielt Sawyer mich am Arm zurück. »Was denn noch?«, wurde ich langsam ungeduldig. »Du solltest vielleicht mitkommen. Lia geht es wirklich schlecht. Es war ein echter Kampf sie rauszubekommen. Sie wollte nicht mitkommen. Nicht mal mit Alena und anfassen lassen, hat sie sich auch nur von ihrem Bruder«, horchte ich auf.

»Egal, was im Heim vorgefallen ist, es war nichts Gutes«, hörte er gar nicht auf zu reden. »Und wieso sollte ich jetzt mitkommen?«, verhielt ich mich weiter wie ein Arschloch. Doch meine Reaktion Alena gegenüber war nicht in Ordnung. Das wurde mir gerade erst so richtig bewusst. Und Sawyer zu unterstellen, er hätte mit Alena geschlafen, war auch unter aller Sau gewesen. »Die Kleine braucht dich jetzt Scott. Es kann für Kinder beängstigend sein, wenn sie an einen neuen Ort gebracht werden und sich dort einleben sollen. Deshalb wäre es glaube ich ganz gut, wenn du die ersten zwei, drei Tage mit bei Alena und den Kindern schläfst«, offenbarte er mir.

Chicago BastardWhere stories live. Discover now