Kapitel 53

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Alena

Sofort als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, stahl sich ein warmes Lächeln auf mein Gesicht. Lia und Sam hatten sich aneinander gekuschelt und schlummerten noch friedlich. Ich fragte gar nicht erst, wie Sam hier gelandet war. Denn der Grund war mehr als offensichtlich. Scott hatte ihn gestern Nacht hergebracht und mit hingelegt, bevor er es sich selbst wahrscheinlich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Von wohliger Wärme umhüllt, schloss ich abermals meine Augen. Dabei wanderte meine Hand auf meinen Bauch. Die Tatsache, dass meine Hand dort auf nackte Haut traf, die wohlgemerkt nicht mir gehörte, ließ mich sofort in meiner Bewegung innehalten. Etwas benommen von meiner jüngsten Feststellung, hob ich die Decke leicht an und sah nach unten. Mitten auf meinem nackten Bauch lag eine große Hand mit langen Fingern.

Die Erkenntnis das Scott die ganze Nacht mit uns in einem Bett geschlafen hatte, kam beinah sofort. Er hatte sich bewusst gegen das Sofa und für uns entschieden. Oh mein Gott! Ich war kurz vorm durchdrehen. Dieser kleine Funken Hoffnung, der sich in meinem Kopf breit machte, ließ meinen Körper verrücktspielen. Mein Atem kam unkontrolliert und stoßweise und meine Haut begann zu kribbeln. Inklusive dem verlangendem Ziehen in meiner Lendengegend. Mein Gehirn musste mir einen Streich spielen. Denn wenn das ganze wirklich real war, hieß das, dass Scott freiwillig, ohne irgendwelche Bedingungen mit hier geschlafen hatte. Aus reinem Reflex legte ich meine Hand auf seine, als diese sich leicht bewegte. Ich schob meine Finger zwischen Scotts und verhakte sie seufzend miteinander.

Wieso konnte er nicht immer so umgänglich sein? Und nicht nur, wenn er schlief. Gefangen im Moment hefteten sich meine Augen auf meinen Bauch. Das kleine Wesen darin würde einen wunderbaren Dad bekommen. Da war ich mir mittlerweile sicher. Meine Vernunft verabschiedete sich gänzlich, als Scott noch näher an mich heranrutschte. Dabei traute ich mich nicht nachzusehen, ob er das tat, weil er bereits wach war oder aus einem Reflex heraus, weil er noch schlief. Aber was ich definitiv sagen konnte, war, dass es mir gefiel, wie sich seine starke Brust an meinen Rücken drückte, sein Unterleib sich an meinen Po schmiegte und sein warmer Atem mich im Nacken traf. Ich fühlte mich in diesem Augenblick so sicher, dass ich abermals meine Augen schloss und die Situation einfach genoss.

»Sh Lia. Sie schlafen noch«, sprach Sam leise mit seiner Schwester. »Aber...«, klang ihre Stimme weinerlich. »Sh. Nicht weinen. Komm her«, hörte ich die Bettdecke neben mir rascheln, weshalb ich blinzelnd die Augen öffnete. Sam hatte seine Schwester an sich heran gezogen und versuchte sie zu trösten. Doch es gelang ihm nicht. »Hey ihr beiden. Was ist los?«, machte ich mit meinen Worten auf mich aufmerksam. Hinter mir ertönte ein tiefes brummen. Anscheinend waren wir nicht leise genug. »Alena«, löste sich Lia sogleich von ihrem Bruder und krabbelte in meine Arme. »War es wieder einer deiner Träume?«, flüsterte ich gegen ihre Stirn. »Ja«, kam es schwach zurück. »Ist schon gut Lia. Wir sind da«, küsste ich liebevoll ihre Schläfe. Sam hatte sich derweil von hinten an seine Schwester gekuschelt, sodass sie komplett abgeschottet von all dem Bösen da draußen war.

»Sh. Hier kann dir nichts passieren«, wisperte ich ihr beruhigend ins Haar. Und es schien Wirkung zu zeigen. Dachte ich jedenfalls. Doch der wahre Grund, warum Lia merklich ruhiger wurde, war der Mann hinter mir. Scott hatte seine Hand von meinem Bauch gelöst und sie Lia auf den Rücken gelegt, wo sie kreisförmige Bewegungen zeichnete. Lia drückte sich noch fester gegen mich, damit sie näher an Scott kam. Und da er anscheinend wusste, was die Kleine von ihm wollte, rutschte er noch näher an mich heran, was eigentlich gar nicht mehr möglich war. Falsch gedacht. »Alena hat recht. Wir sind da und das wird sich auch nicht ändern«, bekam ich eine Gänsehaut, als ich seine kratzige Stimme hörte. Lia hingegen atmete bei seinen Worten erleichtert aus, was mir einen Stein vom Herzen fallen ließ.

Es war immer wieder aufs Neue faszinierend, was Scott für eine Wirkung auf das kleinen Mädchen hatte. Erklären konnte ich es mir auch nicht ganz, wie er das anstellte. Aber egal was es war, es half Lia. Und das war das wohl aller wichtigste daran. Niemand hatte Scotts Worten etwas hinzuzufügen, weshalb wir einfach still liegen blieben und die Nähe zu den anderen genossen. Die Kinder und ich auf jeden Fall. Wie es bei Scott aussah, konnte ich nicht genau sagen. Nach einer Weile, in der sich alle wieder beruhigt hatten, durchbrach ich die Stille. »Wollen wir langsam aufstehen? Die anderen warten sicherlich schon.« Worauf ich allerdings hinauswollte, war, dass die Geschenke, die beiden auf andere Gedanken brachten. Außerdem wollte ich wissen, was sie dazu sagten.

Chicago BastardWhere stories live. Discover now