Reise in ein unbekanntes Herz

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Badautz!

Da stand ich nun – völlig nervös und durcheinandergewirbelt – und versuchte, einen guten Eindruck zu machen, während ich die Blicke der anderen Reisebegleiter und ihren Schützlingen auf mir fühlte. Nur von meinem war irgendwie nichts zu sehen und je länger ich wartete, desto mehr musste ich den Impuls unterdrücken, auf meinen Füßen auf und ab zu wippen oder meine Hände zu kneten. Wo blieb der Wichtigtuer SIR Julius Pimpelbottom III nur?!

Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gebracht, öffnete sich die Tür des Zugabteils und darin standen eine kleine, rundliche Frau, die ich so Mitte bis Ende 30 schätzte, und eben besagter Oberklugscheißer-Wichtel. Ich nickte ihm nur zu und nahm die Frau in Augenschein: Ihre braunen Augen funkelten erwartungsfreudig und sie sah sich staunend im Hogwarts-Express um. Ich meinte so etwas in der Art zu hören, wie „Wow, unglaublich."

Während sich meine Mundwinkel unwillkürlich hochzogen, verdrehte SIR Julius Wichtigtuer der Dritte die Augen und kam auf mich zu. „Pilzblüte, darf ich vorstellen? Das ist Ahnamai_Noleba. Zu meinem Erstaunen hat mich meine Ahnung aufgrund ihres Namens getäuscht, sie käme aus dem muslimischen Reich der Welt – ich kann wohl die schweinefleischfreien Mahlzeiten für sie wieder abbestellen. Wieso geben sich die Menschen so bescheuerte Namen?"

Als wäre Sir PIMPELBOTTOM besser, hihi. Hastig verbarg ich mein Kichern deswegen und zuckte mit meinen schmalen Schultern. Ich hatte mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, wie mein Schützling durch die großen Welten des Winterkalenders wohl sein würde. Aber meine Überlegungen bezogen sich eher auf das Vorwissen oder den Charakter der Person, die ich begleiten sollte. Die Frau vor mir wirkte freundlich und zugänglich, von ihrem Wissen konnte ich mir jedoch keine Vorstellung machen. Aufgrund ihres Alters hoffte ich natürlich, dass sie all die Reiseziele schon besucht hatte, aber Klarheit hatte man ja nie.

Sie schien sich jedenfalls nicht sattsehen zu können in dem Teil des Zuges, in dem damals Harry Potter und Ron Weasley zu Freunden wurden und wo auch die Konkurrenz zu Draco Malfoy entstand. Witzigerweise genau in diesem Abteil. Nachdem sie alles entdeckt hatte, flirrte ihr Blick zu mir und ich setzte mein breitestes Lächeln auf – ich wollte unbedingt sympathischer sein als der oft elitäre Julius.

Obwohl sie so klein war, ging ich ihr nur bis zum Bauchnabel. Ich merkte, wie sofort ein neuer Funke in ihre Augen sprang und sie mir die Hand entgegenstreckte. Doch plötzlich besann sie sich jedoch und zog die Finger wieder zurück. Ich hob verwundert die Augenbrauen an und meine Mimik entglitt mir, als sie sich vor mich hinhockte. Dann schoss ihre Gliedmaße erneut vor, während sie murmelte, es wäre unhöflich, wenn sie auf mich herabsehen würde. Völlig perplex nickte ich. So viel Einfühlungsvermögen kannte ich von wenigen Menschen und irgendwie rührte es mein Herz.

Ich reichte ihr also meine Hand und bemerkte die interessierten Blicke der restlichen Anwesenden. Julius verdrehte nochmal die Glupscher und entschwand aus dem Abteil mit der Ansage, er müsse sich auch noch um andere Reisende kümmern.
Automatisch rollte ich ebenfalls mit den Augen und als ich den Blick meiner Begleiterin auffing, blitzte darin Belustigung auf, was mich natürlich gleich wieder zum Grinsen brachte. „Ich freue mich sehr, dich endlich kennenzulernen, Pilzblüte. Ich war schon ganz gespannt auf dich und die Reise, die @_MaliaFox_ für uns zusammengestellt hat."

„Geht mir auch so. Magst du Rätsel, Ahnamai_Noleba?"
„Oh, Shit. Sag bitte Sandra zu mir. Mein Pseudonym ist viel zu lang und ist zu unpersönlich, oder?" Ich nickte vage und zuckte dazu mit meinen Schultern, denn ich dachte mir, dass sie sich bestimmt etwas dabei gedacht hatte, sich genau den Namen zu geben. „Ja, ich mag Rätsel. Sie erinnern mich immer an meine Oma und an eine Zeit, in der ich mich sicher und wohlbehütet gefühlt habe. Sie ist schon verstorben, aber ich mache diese Reise auch deswegen, um ihr zu gedenken, den wundervollen Stunden, die wir beim Rätseln hatten."

Wenn Gedanken Flügel wachsen...Where stories live. Discover now