Alltagsheld*innen

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„Was macht für euch eine Heldin oder einen Helden aus?", fragte Frau Schmidt und Daria kratzte sich am Kopf.

„Spiderman und Superman sind Helden!", ließ Tino verlauten und erntete zustimmendes Gemurmel.

Doch dann sagte Erika: „Aber auch Wonderwoman und Superwoman. Und Catwoman. Gibt auch Frauen als Superhelden!"

„Ja, das ist richtig. Es hängt nicht vom Geschlecht ab", stimmte die Lehrerin zu und fügte an: „Doch ich dachte jetzt nicht an Figuren, die ihr in Filmen und Geschichten seht. Sondern eher allgemein. Was muss ein Mensch tun, damit er oder sie als Held beziehungsweise Heldin bezeichnet werden kann? Ich glaube nämlich, dass man keine Superkräfte braucht, um so genannt zu werden. Also, wie wird man ein Held oder eine Heldin?"

„Gutes tun!", rief Marie nach vorne.

„Das stimmt. Ein Held oder eine Heldin tut Gutes. Zumindest versucht er es", erwiderte die Lehrerin und sie nickte automatisch.

„Eine oder einer, der Mut hat", erklärte Thomas laut.

Wieder bemerkte sie, wie Frau Schmidt lächelte und zustimmte: „Ja, Thomas. Das ist richtig. Um ein Held oder eine Heldin zu sein, ist es oft nötig, mutig zu sein."

„Mein Papa sagt, dass Mama eine Heldin ist, weil sie sich um alles Zuhause kümmert. Auch um mich und meine Geschwister, obwohl sie arbeiten geht und Wäschewaschen muss und so", erzählte Barbara und jetzt vertiefte sich das Lächeln ihrer Lehrerin.

„Ja, das ist schon heldenhaft. Eine Heldin oder ein Held sollte also organisiert sein und viel schaffen?", erkundigte sich diese und sie überlegte weiter.

„Ja, klar. Es gibt ja viel zu tun und sie hat trotzdem Zeit für uns. Sie nimmt sie sich einfach", entschied Barbara und Frau Schmidt nickte erneut.

Dann meldete sich Johanna und als sie aufgerufen wurde, stellte sie fest: „Meine Großeltern. Sie haben immer Zeit, wenn Mama und Papa arbeiten müssen. Und sie lesen tolle Geschichten vor und Oma kocht immer unsere Lieblingsgerichte. Sind sie Helden?"

„Ja, ich würde sagen, sie sind auch Helden. Weil sie sich um andere kümmern. In dem Fall helfen sie deinen Eltern, dass sie beruhigt in die Arbeit gehen können, ohne sich um dich und deine Geschwister sorgen zu müssen. Sie wissen, dass deine Großeltern sich hervorragend um euch kümmern", erklärte Frau Schmidt und sie staunte.

‚Das sind aber viele Helden', dachte sie und strengte sich noch mehr an, ebenfalls eine Person in ihrem Umfeld zu finden, auf den diese Beschreibung zutraf.

„Ich hab gestern gehört, wie Mutti zu Vati sagte, meine Tante Jana sei eine Heldin, weil sie nicht aufgibt und gegen den Krebs kämpft", erzählte Melanie leise und sie zog verwundert die Augenbrauen hoch.

Aber Frau Schmidt nickte ernst und erwiderte: „Ja, eine Person, die sich nicht mit seinem Schicksal abfindet und dafür kämpft, es zu verändern, könnte man ebenfalls als Held oder Heldin bezeichnen."

‚Dann ist meine Mama ja auch eine', dachte sie und biss sich auf die Lippe, während sie darüber nachdachte.

„Meine Oma nennt mich manchmal Heldin, weil sie sich über mein Lachen freut", sagte Sofia und sie beobachtete, wie diese sich sofort etwas aufrichtete und stolz aussah.

Jetzt lächelte die Lehrerin wieder und meinte: „Ja, eine Heldin oder ein Held ist genauso eine Person, die anderen Freude bereitet."

Das versetzte sie in Erstaunen. Demnach war sie vielleicht auch eine Heldin? Ihre Mama sagte immer, ohne sie könne sie nicht durchhalten. Also half sie ihr, richtig? Außerdem freute sich ihre Mutter auch immer, wenn sie ihr Blumen pflückte oder eine Dose warm machte. Dann lächelte sie, egal, wie schwer der Tag gewesen war. Demzufolge bereitete sie ihrer Mama Freude. Aber sie war nicht mutig. Doch sie wollte nicht, dass ihre Mami traurig war. Sie fand sich also nicht mit dem Schicksal ab. Richtig? Aber sie war nicht mutig. Also war sie wohl keine Heldin.

Wenn Gedanken Flügel wachsen...Where stories live. Discover now