Das Wiedersehen

3 2 0
                                    

Sie merkte, wie sich ihre Mundwinkel hochzogen und ihr Herz aufging, während sie die Arme ausbreitete und den kleinen Wildfang auffing, der sich an ihre Brust warf. Sie musste automatisch giggeln, weil der Schwung sie fast dazu brachte, auf den Hintern zu plumpsen. Doch sie konnte sich halten und vergrub ihr Gesicht an der Halskuhle ihres Lieblings, um tief den Geruch einzuatmen, der von ihm ausging.

Scheiße, wie sie ihn vermisst hatte. So schön, wie die rare Freizeit immer war, die Zeit, in der sie einfach nur sie selbst sein durfte und konnte, ihr Herz schlug immer wieder schneller, wenn sie ihre Kinder bei sich wusste. Die Haare ihres jüngsten Ablegers kitzelten sie, während sie ihm einen Kuss auf die Schulter drückte. Wie berauscht nahm sie das Kichern wahr, dass der ausstieß, während sie seine Ärmchen näherzogen.

Sie gestattete sich noch kurz, in der Umarmung zu verharren, ehe sie sich behutsam losmachte und aufstand. Sofort grabschte eine kleine Hand nach ihrer und ihr Herz machte wieder einen Hops, als sie mit ihrer freien durch die Haare wuschelte, die sie noch vor wenigen Augenblicken gekitzelt hatten. Funkelnde Augen strahlten sie an und sie fühlte, wie sich ein Teil von ihr wieder an die Stelle setzte, an die es gehörte.

So fühlte sie sich jedes Mal aufs Neue, dachte sie, während sie sich zu ihrem zweiten Kind drehte, dass nun betont cool auf sie zu schlenderte. Aber sie durchschaute die Fassade der Lässigkeit, denn die Augen ihres zweiten Nachwuchses zeigten deutlich, wie er sich freute. Darum grinste sie auch nur.

„Hey, Mom."

„Hey. Na wie ist es?"

„Gut."

„Das freut mich."

Sie beugte sich zu ihrem älteren Kind und zog es in ihre Arme. Sie spürte, wie es sich in die Umarmung fallen ließ, aber nur kurz, darum ließ sie es schnell wieder los. Typisch Teenie, schoss ihr durch den Kopf und strahlte, als der sich unerwartet zu ihr beugte und einen Kuss auf ihre Wange hauchte. Himmel, wie sie die beiden vermisst hatte und wie froh sie war, dass sie wieder zuhause waren.

Sie nickte dem Vater ihrer Kinder begrüßend zu und er quittierte das mit einem gemurmelten Hallo. Er reichte ihr den Koffer der beiden und sie beobachtete, wie sich die beiden von ihrem Papa verabschiedeten. Würde ihr Kleiner wieder zu weinen beginnen, wenn ihr Ex in sein Auto stieg, um wieder in sein kinderloses Leben zurückzukehren?

Nein, nicht diesmal. Sie registrierte das kurze Lächeln, dass auf den Zügen des Mannes aufflackerte, mit dem sie ihre wunderbaren Kinder bekommen hatte. Egal, was zwischen ihnen gelaufen war, für die beiden würde sie ihm ewig dankbar sein. Als sich auch ihr Teenie von seinem Vater abschiedet hatte, hob der die Hand zum Gruß und ging in Richtung seines Wagens.

„So, ihr zwei. Dann wollen wir mal, oder? Auf was habt ihr denn heute Lust?", erkundigte sie sich und schmunzelte, als ihr Kleiner sofort zu plappern anfing.

Ihr Teenie seufzte theatralisch und rollte mit den Augen, obwohl der Hauch eines Lächelns auf dessen Gesicht wahrzunehmen war. Während sie den Koffer in ihr Heim trug, beschleunigte sich ihr Herzschlag nochmal. Jetzt war sie wieder komplett. Wie sie das vermisst hatte.

Wenn Gedanken Flügel wachsen...Where stories live. Discover now