Wenn Gedanken Flügel wachsen...

Wie geht's dir?

„Basst scho!"

„Entschuldigung, ich habe dich nicht verstanden?"

„Du host mi gfrogt, wias ma geht. I hob gsogt, basst scho."

„Nochmal auf Hochdeutsch bitte?"

„Du hast mich gefragt, wie es mir geht. Ich hab gesagt, passt schon."

„Aha. Aber was heißt den bitte 'Passt schon'?"

„Ja, äh. Passt also geht schon?"

„Was geht oder passt?"

„Ja, also, hm. Das Leben?"

„Wenn man gefragt wird, wie es einem geht, kann es doch nur gut oder schlecht heißen, oder? Höchstens eher gut oder eher schlecht. Aber gehen kann das Leben doch nicht. Und bei passen bin ich mir auch nicht sicher."

„Ja, äh, also. Es läuft."

„Aber es kann doch auch nicht laufen."

„Ja, Sakradi. Es könnte besser sein, aber schlechter auch."

„Du bist deinen Gefühlen gegenüber also neutral eingestellt? Oder wolltest du nur nicht genauer auf deine Gefühlswelt eingehen und speist mich deswegen mit so einer Aussage ab?"

„Wen interessieren denn schon Gefühle?"

„Mich. Deine. Sonst hätte ich doch nicht gefragt."

„Äh, aha. Aber wieso?"

„Was wieso?"

„Warum sollte dich wirklich interessieren, wie ich fühle?"

„Weil ich dich schätze, auch wenn wir uns noch nicht gut kennen."

„Über Gefühle reden ist doch uncool?"

„Was soll daran uncool sein?"

„Ja, äh. Keine Ahnung. Jeder sagt nicht das, was er fühlt."

„Also bist du jeder?"

„Nein. Ich bin ich."

„Cool. Also: Wie geht es dir?"

„Basst ... äh, mir geht es eigentlich gut, aber ich bin verwirrt."

„Weil sich jemand wirklich dafür interessiert, wie du fühlst?"

„Ja, das ist schon selten."

„Schade. Das sollte es nicht sein. Sind schließlich Gefühle, die uns menschlich und nahbar machen."

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