Der Untergang der Welt - oder - Wenn Männer Grippe haben...

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"Schaaaatz", sagte mein Liebster und alleine deswegen, dass er das A so dehnte, schwante mir Böses.

"Ja?"

"Mir geht's irgendwie gar nicht gut", sagte er mit gequälter Miene und ich zwang mich, nicht anzumerken, dass es mir auch nicht gutginge, wenn ich bei Temperaturen knapp um den Nullpunkt nur im T-Shirt im Freien herumspringen würde.

"Ach ja?", sagte ich deswegen nur und er nickte leidend.

"Ja. Ich glaub, ich hab Fieber. Fühl mal", erklärte er und ich tat, was er wollte und machte ein zustimmendes Geräusch, weil er mich so bestätigungsheischend ansah.

Immerhin: Er klang ein bisschen verschnupft und seine Stimme war etwas rauer als sonst.

"Könnte ein bisschen erhöht sein, ja", gab ich zu und er verzog sein Gesicht.

"Ein bisschen erhöht? Ich hab mindestens 40 Fieber! Mindestens! Eher so 40,5 oder sogar 41!", stellte er etwas beleidigt fest und ich biss mir auf die Zunge, um nicht loszulachen, weil mich die leise Ahnung beschlich, dass er wohl mit 41 Grad nicht mehr in der Lage wäre, mit mir zu diskutieren.

"Hm. Dann müssen wir wohl Fiebermessen."

"Aber nicht im Hintern. Unterm Arm. Oder so", entschied er und ich schüttelte den Kopf.

"Im Ohr. Ich hab extra ein Thermometer gekauft, dass man sich nicht mehr sonstwohin schieben muss, ok?", erwiderte ich und verkniff mir mein Schmunzeln, als Erleichterung über seine Züge glitt.

Ich holte also das Thermometer und nahm die Temperatur, während er schon fragte: "Und? Echt schlimm, oder? Was ist eigentlich, wenn ich zu wenig trinke, trockne ich dann aus?"

"Ich denke, bei einer Temperatur von 38,2 Grad wirst du eine Weile überleben, egal, ob du genug trinkst oder nicht", stellte ich fest und er sah mich irritiert an.

"38,2?"

"Jup."

"Das stimmt nicht. Du hast was falsch gemacht beim Messen", erklärte er und ich zog nur die Augenbrauen hoch.

"Du kannst gerne nachmessen."

"Mach ich auch."

Er nahm mir das Thermometer aus der Hand und als es piepte, sah er entrüstet drauf und verkündete: "Das Ding ist kaputt."

"Klar. Das Thermometer ist kaputt. Ich könnte dir nur so rein zur Kontrolle noch das Alte bringen. Ich würd an deiner Stelle aber dann den Hintern nehmen. Messungen unter dem Arm sind verfälscht und du willst ja ein exaktes Ergebnis, oder? In Körperöffnungen sind die Messungen am exaktesten, aber in den Mund würd ich..."

"Iiiih. Äh. Verstanden. Würdest du es mir bringen? Nur so zur Sicherheit?", fragte er und setzte einen Hundeblick auf.

Ich nickte nur, verließ das Schlafzimmer und als ich es ihm schließlich reichte, stellte ich fest: "Ich mach dann schon mal Tee, oder? Den wirst du brauchen, damit du unter gar keinen Umständen niemals nicht austrocknest..."

"Du bist so lieb. Ja, das wär fein. Haben wir noch diesen, äh, Dings. Den Guten da?", erkundigte er sich und ich sah ihn ratlos an.

"Den Guten?"

"Ja! Den ... hm ... dings. Der war fruchtig, aber nicht zu sehr und einfach lecker. Du weißt schon", erklärte er und ich sah ihn weiter irritiert an.

"Den Dings", wiederholte ich und er nickte bestätigend, was mich aber nicht schlauer machte, also zählte ich einfach ein paar Sorten auf, die er sonst gerne trank.

"Ja, genau den. Waldbeer-Vanille. Genau. Das wars. Wärst du so lieb?", fragte er und wetzte schon im Bett herum, sodass ich ahnte, dass das Kissen auch nicht so lag, wie es sollte.

Wenn Gedanken Flügel wachsen...Where stories live. Discover now