𝐓𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐭𝐰𝐨

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Jac entfernte sich etwas von mir, um mit dem Licht in die Richtung einer der Türen zu leuchten. Währenddessen steckte ich in meinen Überlegungen fest. Eigentlich war mir längst klar, wofür ich mich entscheiden würde, doch etwas hielt an mir. Es war das kleine pochende etwas in meiner Brust, das nicht die Nähe des Einundzwanzigjährigen missen wollte.
„Taehyung! Entscheide dich jetzt. Wir können hier nicht bleiben." Gewisse Panik mischte in seiner Stimme mit, was mir erst die Dringlichkeit bewusst machte. Mit kräftigen Schritten ging ich schließlich meiner Entscheidung nach.

Meine Beine führten mich zu der Leiter. Ohne lange nachzudenken und denn enttäuschten Stöhnen Seitens Jac zu lauschen, riss ich die Leiter aus ihrer Befestigung. Lediglich zwei Harken hielten das Seil und war deshalb einfach zu lösen. Sie plumpste leise neben mir auf den Boden. Anschließend rannte ich möglichst leise zurück zu dem Älteren. Natürlich war mir klar, dass eine Leiter keinen der fünf Jungs aufhalten würde, doch gab es mir irgendwie das Gefühl, nicht ganz nutzlos zu sein.

„Okay, lass uns gehen."
Einen Moment sah Jac mich überrascht an, bevor er sich aus der Starre löste und eine der Türen im Raum aufstieß. Wir verschwanden in dem dunklen Hohlraum. Jac griff sich dem Schlüssel, der an der Innenseite des Holzes befestigt worden war und schloss ab. Offenbar war dieser Gang dafür da, Leute von Innen fern zu halten, nicht von außen.

Die Kerze flatterte gefährlich, als wir uns in Bewegung setzten. Die kleine Lichtquelle erhellte lediglich einen Bruchteil des Raums, weshalb ich mir blinder vorkam den je zuvor. Ich legte mein Leben in die Hände eines fremden Mannes. Verzweifelt seufzte ich. Er war nicht der erste Mann, dem ich blind folgte. Nur diesmal wortwörtlich.

Ein Gedanke lenkte mich kurzfristig ab, als mir die Länge des Ganges bewusst wurde. Ich bewunderte die Arbeit, das stundenlange Ausbauen dieses Tunnels, doch mehr fragte ich mich, wer wohl zuvor hier gelebt hatte. Wer lebte so in Angst, dass er sein Zuhause mitten im Wald haben wollte, einen geheimen Raum erschuf, mit Nahrung füllte und ein Fluchtweg einbaute? Ein bisschen schmunzelte ich. Vielleicht ja ein anderer Prinz, dem es ähnlich erging?

Plötzlich, nach ungefähr fünf Minuten strammen Marsch, stoppte Jac und ich stolperte, als ich versuchte abzubremsen. Kein Jimin fing mich dieses Mal. Innerlich rügte ich mich für meinen Verstand, der sich viel zu schnell ablenken ließ. Ein Problem, das mich schon immer verfolgt hatte. Doch bisher war es das einzige Schöne in meinem Leben gewesen. So musste ich nicht über mein eigenes Unglück nachdenken, sondern befand mich immer in unwichtigen Überlegungen. Erst jetzt wurden mir die Nachteile von dieser Umgehungsmethode bewusst.
Der groß-gewachsene Mann drückte mir die Kerze in die Hand, die bereit zu einem guten Stück abgebrannt war. Das Gold, auf dem sie stand, war im Vergleich zu der Flamme unfassbar kalt und erfror mir die Nerven.

Währenddessen zog Jac den Schlüssel, den er bereits für die erste Tür gebraucht hatte, hervor und steckte ihn in das Loch. Es passte perfekt und er drehte ihn herum, bis es knackte. Das Licht ließ mich blinzeln, bevor ich etwas erkennen konnte. Erleichtert lächelten meine Lippen, als die frische Luft meine Lungen benetzte.
Die Freude erreichte jedoch nicht meine Augen, dafür nagte die Sehnsucht bereits jetzt zu sehr an meinem Herzen. Tropfend verteilte sich das Blut in mir und damit auch meine negativen Gedanken. Rasend schnell beugten sich meine Organe der Trauer, die sich in mich geschlichen hatte.

Automatisch dachte ich an die Nacht auf dem Boot zurück. Nostalgie wurde von Melancholie abgelöst. Die schönsten meiner Erinnerungen erhielten auf einmal einen erstickenden Beigeschmack.
Und wieder rügte ich mich, als mir aufging, wohin mich meine Gedanken gebracht hatten, während Jac geduldig auf mich wartete. Die Beine an meinen Hüften waren eingefroren, als mein Gehirn sich dazu entschied, mich an einen anderen Ort zu führen.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Kde žijí příběhy. Začni objevovat