19

38 4 3
                                    

Mit einer schnellen Bewegung riss ich die letzten beschriebenen Seiten aus dem titellosen Buch. Ein ausdrucksloser Blick aus dem Fenster. Vögel flogen an dem Glas vorbei, als riefen sie nach dem Wind.

Ich faltete die Seiten und steckte sie in meine Hosentasche, direkt über dem Geheimfach für meinen Ausweis. Dann klappte ich das Buch zu und steckte es in eine kleine Tasche, die auf dem Boden wartete. Stoff blickte dahinter hervor. Ich hatte bereits früh am Morgen zwei verschiedene Paare der Trainingsklamotten beschlagnahmt. Diese würden sich wesentlich besser in den anderen Ländern anpassen als die bunte Kleidung von Travita. Ebenfalls hatte ich wärmere Klamotten eingepackt, für die kalten Tage des späten Jahres.

Es klopfte und die Wachen kündigten Besuch an. Sofort erlaubte ich den Eintritt. Sowohl Jac als auch Jimin standen kurz darauf vor mir, ihre Augen in Neugier geweitet. Ich hatte ihnen die Info zukommen lassen, mich hier zu treffen. Mit einer gewissen Erkenntnis sah Jimin auf meine Tasche herab. Mit einem Lächeln richtete ich mich an sie. „Ich habe mich entschlossen, hier nicht länger auszuharren." Ein wenig richtete ich mich auf, um selbstsicherer zu wirken. Jimin lehnte sich gegen ein Bücherregel, mit einem Grinsen von der üblichen Art.

Jacs Miene war unbegreiflich. „Dann wirst du Travita verlassen?", fragte der Dunkelblonde. Der andere im Raum und ich teilten einen Blick. „Du kommst nicht mit?" Bestürzt ließ ich die Arme aus ihrer Verschränkung fallen. „Ich kann nicht mitkommen, außer mein König befielt es mir. Und ausgerechnet heute morgen, wurde mir eine wichtige Aufgabe zugeteilt, der ich unverzüglich nachkommen muss. Eigentlich bin ich nur hier, um meine Abreise bekannt zu geben."

Jimin verzog keinen Gesichtsmuskel, wirkte ganz unbeteiligt, doch ich hatte ihn bereits besser flunkern sehen. Ich trat vor und legte Jac eine Hand auf die Schultern. „Vielen Dank für deine Dienste bis hier her." Ein wenig überrascht über meine Wortwahl verbeugte er sich. „Taehyung, vergiss nicht. Angst ist ein Gefährte als auch ein Feind. Deine Fähigkeit hat nur einen Vorteil über dich, solange du sie fürchtest und dir als einziges deinen größten Wunsch erfüllen kann." Eindrucksvoll sah er mich an. Ich nickte stumm.

Mich traf die Befürchtung, dass ich es bereits vergessen hatte.

„Viel Glück.", meinte er, bevor er sich mit einem einfachen „Jimin" vom Blonden verabschiedete und verschwand. Der Ältere, immer noch mit verschränkten Armen und Beinen an der Bücherwand, schenkte mir ein keckes Lächeln. „Wann willst du denn losgehen?", fragte er. „Ich habe gerade mit den Wachen einen Termin für nächsten Montag ausgemacht, für ein Trainingsmatch." Er zwinkerte.

Ich wendete mich ab. 

„Vor Montag."

Es dauerte nicht lange bis ich den König fand. Eugene saß an einem gläsernen Tisch im riesigen Gewächshaus. Unwohl inspizierte Jimin die Umgebung und blieb an der Tür stehen. Ich stand für eine Sekunde lang hinter meinem Vater und grübelte über meine Worte, dann sprach ich ihn an: „Eugene." Dieser drehte sich mir zu, im Mund ein Löffel in der Hand ein Schriftstück. „Taehyung!" Er wirkte erfreut. Unsicher wegen unseres letzten Zusammentreffens stand ich da. Der König wies mit der Hand auf den Sitz vor ihm.

„Es ist ein schöner Morgen, nicht?" Ich blickte mich um und nahm die Atmosphäre in mich auf. Vielleicht war es Einbildung, doch es kam mir bereits so vor, als wäre die Welt um ein paar Grad kälter geworden. Mit einem Lächeln antworte ich ihm.

„Ich werde mich auf den Weg machen.", unterbrach ich das Schweigen. Bestürzt sah er mich an. „Schon?" Nicken meinerseits. „Ist es wegen meinen Worten gestern?", mit einem traurigen Gesichtsausdruck wendete er sich ab. „Nein. Das hat damit nichts zutun." Sein Blick schnellte wieder zu mir. „Hat es dann etwas mit dem Ausbruch des jungen Prinzen gestern Nacht zu tun?" Ganz kurz zuckte ich zusammen. Dies deutete er als Geständnis. „In diesem Fall kann ich dich nicht gehen lassen."

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum