𝐓𝐰𝐞𝐧𝐭𝐲

380 54 185
                                    


Adrenalin verpestete meine Sinne, ließ mich gleichzeitig schärfer und undurchsichtiger sehen. Mein Verstand wehrte sich gegen den Gedanken, der sich in mein Gehirnzentrum eingenistet hatte. Ein selbstzerstörerischer Gedanke, der aus dem Wissen bestand, dass mir niemand mehr helfen konnte. Selbst Yoongis Magen wurde durch dieses Bier vergiftet, als er das braun-gelbe Gesöff zu sich nahm.

Abermals entfiel mir die Kontrolle über meinen Körper.
Mein Nervensystem piepte unentwegt und durchzuckte jeden Teil meiner Glieder. Jene Angst kerkerte sich selber ein, fesselte mich an die Bewegungsunfähigkeit und half somit meinem Entführer. Keinerlei Gegenwehr kam von meiner Seite, was ihn auf eine seltsame Weise nicht zu überraschen schien.

Jedes nötige Blut verteilte sich in meinen, ohnehin schon, überfüllten Kopf, als er mich auf seiner Schulter ablegte. Meine Augen verfolgten seine Schuhe, die ich gut von meiner Position aus betrachten konnte. Mein vor Angst geweitetes Braun sah zu, wie diese Stiefel mich immer weiter wegtrugen. Er schleifte sie über den Boden im Flur zur Treppe, während in mir die erste Schockwelle abflacht und mir half die Situation zu realisieren.

Ich spürte jeden Winkel meines Daseins, das durch das bedrängende Gefühl komplett versteift zu seien schien. Seine Hände berührten meinen Körper, weshalb ich zu zittern anfing. Seine Finger lagen auf meinem Mund, dem ohnehin keine Worte entrungen wären. Die andere Hand hielt mich an meinen Hüften fest, sorgte somit dafür, dass ich mich nicht bewegte.
Er nahm jede Stufe mit so einer Leichtigkeit, als würde ich nichts wiegen. Die weit aufgerissenen Augen suchten in der Dunkelheit nach einer Hilfe, nach irgendwas, doch fanden nur weitere Düsternis. Mein Gehirn verarbeitete gerade so, dass er mich unbemerkt bis in die Bar bringen konnte.

Der Mann strahlte Siegessicherheit aus, das drang durch meinen Nebel zu mir durch. Eine Hand verließ meine Hüfte, um die Türen wegzudrücken, die sich ihm in den Weg stellten.
Plötzlich, als wäre ein Schalter endlich eingerastet, zuckte etwas in meinem Inneren zusammen. Die Gedanken stürmten auf mich zu, umhüllten mich, frassen sich durch meinen Verstand.
Ohne lange zu überlegen biss ich ihm in die Hand und zog meinen Arm nach oben, um ihn den Ellbogen in seinen Nacken zu rammen. Der Überraschungsmoment war auf meiner Seite, sodass der Mann mich entsetzt fallen ließ.

Nur kurz setzte das Gefühl von Freude über meine geglückte Aktion ein, da spürte ich auch schon wieder seine gierigen Hände, die nach mir griffen. Kaum hatte ich mich aufgerichtet und stand auf meinen eigenen Beinen, versuchte er, mich wieder einzufangen.

Ich sprang zur Seite und donnerte mit dem Rücken gegen den Tressen. Sein kurz verrutschtes Lächeln legte sich abermals auf seine Lippen, die wie ein schmaler gebogener Strich in seinem Gesicht existierten. Einen Moment herrschte eine Gespräch, das nur durch glitzernde Augen geführt wurde, bevor alles sehr schnell ging. Er stürmte auf mich zu, während ich mich rücklings über die Bar rollte. Unsanft landete ich gegen den Schrank, der verschiedene alkoholische Getränke in sich trug.

Bevor mein Gehirn zum Denken kam, hatten sich meine Hände bereits eine Flasche genommen und ihn seine Richtung geworfen. Haarscharf flog sie an seinem Kopf vorbei, weshalb er etwas zur Seite wich und mich überrascht ansah. Die Flasche zerschellte hinter ihm und gab ein schepperndes Geräusch von sich. Auch meine Augen nahmen eine abnormale Größe an, als wir wieder eine Sekunde verharrten.

Schnell griff ich nach der nächsten und donnerte sie auf den Tressen über den er gerade klettern wollte. Tausend kleine Splitter bohrten sich in seine Handfläche und würde in Zukunft für kleine Narben sorgen. Er zischte auf und umrundete den langen Tisch aus Holz stattdessen. Es schepperte weiteres Glas nach ihm, während ich langsam zurückgedrängt wurde.

Das Adrenalin pumpte durch meine Muskeln, weshalb sie sich aufgeregt anspannten. Alles in mir war bereit für einen Kampf, selbst wenn dieser mit seinem Tod enden sollte. Mein Körper erachtete mein Leben als wertvoller und für einen Moment schweigen meine Schuldgefühle über diesen selbstsüchtigen Gedanken.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt