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„Jk.", flüsterten bebende Lippen. Kurz zuckten meine Augen von Punkt zu Punkt, zuerst zu meinem Schwert dann zu der Tür. Ich hatte ihn nicht gehört. Nicht bemerkt, wie er das Zimmer betrat, durch die Tür zum Balkon trat und sich an meine rechte Seite gestellte hatte.

„Taehyung.", lächelte der Einundzwanzigjähriger.

Niemand bewegte sich, lediglich der Wind umrundete uns und der Regen prasselte langsam herab. Fragen bauten sich in meinem Kopf auf, doch sie waren nicht so mächtig, wie meine aufkeimenden Gefühle.

Er war hier, neben mir, einen Schritt von mir entfernt. Kurzfristig vergass ich die Wut, die ich bei unserem letzten Treffen empfunden hatte. Beinah verlor ich mich in alten Strukturen.

Ich war nicht bereit gewesen. In den letzten Wochen hatte ich mir eingeredet, dass ich bis zu einem erneuten Wiedersehen vorbereitet wäre. Ich war es nicht.

Ich konnte nicht mal meine eigenen Gefühle lesen. War ich überfordert, ängstlich, traurig, überrascht oder erfreut?

„Was-", meine Stimme klang rau, ich räusperte mich in der Hoffnung meinen Aussetzer damit zu verstecken. Er wich meinem Blick aus, indem er weit in die Ferne schaute. Das leichte Lächeln auf seinen Lippen blieb. Der Dunkelhaarige nahm meine Worte, mein Gestammel nicht einmal wahr, also gab ich nach einem Wort auf.

Ganz leicht streckte sich mein Arm aus, es geschah unabsichtlich aus einer Gewohnheit heraus. Meine Augen weiteten sich, als ich ganz leicht über seine Wange strich, um seinen Blick von der Strähne zu befreien. Ganz so als hätte ich es nicht kommen sehen oder selbst verursacht.

Seine Haut war weich, ich spürte den Regen unter meinen Fingern. Mein Herz tanzte unter den Wellen meiner Gefühle. Etwas zog mich zu ihm, nur einen Schritt von mir entfernt. Ich könnte-

Meine Augen beobachteten die schwebende Hand. Überrascht fing mich sein Blick ein. Langsam blinzelte der Mann, ein Kontrast zu meinen hastigen Schlägen. Für einen kurzen Moment schien die Welt in dem Moment zu verharren, dann sprang ich nach hinten und drückte mich an die Wand.

Die Tür war direkt neben mir, aber ich wusste, ich würde sie nicht erreichen. Er starrte mich immer noch erschrocken über meine Geste an. Ein Regentropfen fiel auf meine Wimpern. In dem Moment in dem ich sie wegwischen wollte, hatte er seine Position komplett verändert. Nun stand er direkt vor mir, Hände in den Taschen. Wieder- nur einen Schritt entfernt.

„Ich habe dich vermisst, Taehyung." Näher presste ich mich gegen die Barriere hinter mir. Ich konnte ihm nicht aus Versehen noch näher kommen, mein Herz konnte nicht noch schneller schlagen. Ich hörte es in meinem Verstand pulsieren. Es war so laut, dass es alle anderen Gedanken aus meinen Kopf vertrieb.

Selbst sie schienen vor dem Mann vor mir wegzurennen.

Ich wollte ihn einen Lügner nennen, fand aber nichts um meine Aussage zurechtfertigen.

„Wirklich, Taehyung. Es hätte mich fast umgebracht. Aber jetzt bin ich hier." Das macht das Vergangenen nicht ungeschehen, das macht es nicht wieder gut. Zeit war dazwischen gekommen, auch wenn es sich für diesen Moment so anfühlte, als würde sie langsamer verlaufen.

Nicht ich sondern er nahm den letzten Schritt, ruinierte damit meine Fähigkeiten zu denken. Langsam, bedächtig als wollte er mich nicht verschrecken, legte er seine Arme um mich. Das Zittern meiner Hände breitete sich auf den Rest meines Körpers aus. Sein Kopf lag neben meinem. Ich stand, zitterte, schluckte hin und wieder während ich blinzelte und blinzelte, aber seine Erscheinung blieb.

Es war keine Illusion, er war real und hielt mich in seinen Armen. Ich schob seinen Verrat in den hinteren Teil meines Gehirns, ließ es für einen kurzen Augenblick auf seinen Auftritt warten, dann ging ich dem Verlangen nach. Meine Arme erwiderten die Umarmung und drückten ihn fester gegen mich. Mein Gesicht vergrub sich in seinen Schultern.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt