𝐓𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐬𝐞𝐯𝐞𝐧

291 28 15
                                    


„Den besten Fisch im ganzen Königreich - heute heruntergesetzt!"
Das Gemurmel des Marktplatz lullte mich vollständig ein. Überall herrschte eine andere Geräuschkulisse, die mit meinem Gehör aufeinanderprallte. Jeder schien in beschäftigter Laune und kümmerte sich nicht um die kleine Gruppe aus sechs Leuten, die an ihnen vorbeiliefen.
Ich fand es gar witzig, wie blind und unbeteiligt die Menschen durch ihr Leben gingen, dass es uns möglich war, so unauffällig zu blieben. Dabei sollte allen Jungkooks Ausstrahlung reichen, um die Aufmerksamkeit auf uns zu leiten. Er wirkte wie die einzige blühende Blume im weißen Schnee. Doch im Königreich Tadan schienen selbst andere Regeln dafür zu gelten. Vielleicht hatte man sich schon an Jungkook gewöhnt? Immerhin wurde er hier geboren und ist in diesem Land aufgewachsen.

Jimin trat näher an mich ran. Seine leichte Hand erschwerte mir die Schultern, als er sie darauf platzierte. Sein Lächeln kam mir etwas zu freundlich und unbeschwert vor. Das machte es jedoch nicht weniger ehrlich. Wahrscheinlich fiel es mir schwer, die Vorstellung aufrecht zu erhalten, lächelnd seine Heimat zu betreten. Alles hatten sie sich gefreut hierher zurück zu kommen, selbst dann wenn die Welt rings herum in Flammen stand.. Das kannte ich nicht. Ich hatte einen Geburtsort doch kein Zuhause.

Meine Augen zuckten zu Jk rüber, der heimlich einen ausgelegten Apfel in seiner Tasche verschwinden ließ. Es schien eine automatische Bewegung, gar wie eine Angewohnheit, in die man ohne nachzudenken verfiel.
Genauso selbstverständlich verflossen meine Lippen zu einem Lächeln, als ich sein von der Sonne angestrahltes Gesicht betrachtete. Nein, ich hatte ein Zuhause. Und das war sogar ziemlich beweglich und gutaussehend. Mein Gedanke brachte mich zum Kichern.

Jungkooks Blick sprang zu mir und wie als hätte ich ihn angestachelt, erhoben sich seine Lippen. Vielleicht konnte ich mir ja auch ein Zuhause mit ihm aufbauen, irgendwo in diesem neuen Königreich? Natürlich nur, wenn wir überleben und mein Bruder von der Bildfläche verschwunden war. Kaum auszumalen - eine Welt ohne Krieg, ohne Plünderung, Mord, Kinderräubern und Hunger. War das überhaupt möglich?

Seit dieser Nacht unter den greifbare Sternen ließ mich der Gedanke nicht mehr los. All dieses Leiden - wofür? Doch es würde nicht mehr lange anhalten, denn jetzt gab es uns. Wir werden die Welt schon wieder gerade rücken, richtig?
Die Mitglieder, ich und Jungkook. Jungkook und ich. Wir schafften das schon.
Mehr als einen Monate war seit dem vergangen und wir kamen noch immer nicht dazu, darüber zu sprechen, was wir waren. Was wir für einander sein könnten. Freunde konnte man uns wohl kaum noch nennen, auch waren wir nicht nur simple Kameraden oder Verbündete. Aber genauso wenig waren wir ein richtiges Paar.

Während wir mit einem Schiff rüber nach Tadan gefahren waren, saßen Jungkook und ich oft an der Reling. Die Crew hatte uns nur mitgenommen, unter der Bedingung, die härtesten Arbeiten zu verrichten. Permanent waren wir beschäftigt und hatten kaum Zeit für einander, doch jeden freien Abend betrachten wir die Sterne gemeinsam. Meistens sagte niemand etwas, denn es gab kaum etwas, worüber man sprechen konnte. Doch es machte nichts. Die Stille zerbrach die Spannung zwischen uns keine Sekunde. Gar schien das Unausgesprochene die kribbelige Luft angezündet zu haben. Ich hatte das Gefühl, wir beide wussten nicht recht, was zwischen uns lag. Also schwiegen wir und starrten in die Sterne. Als könnten wir nach ihnen greifen.

Dennoch konnte ich auch mit Jimin und den Jungs einige Zeit verbringen. Unser Verhältnis war wie vor meinem Wegrennen - nur transparenter. Diesmal kannte ich das Ziel. Oder zumindest den Namen davon.
„Die Stadt ist unglaublich! Du wirst sie lieben." Eine weiter Hand gesellte sich zu Jimins auf meinen Rücken, als wäre ich ein Magnet für verlorengegangene Hände. Oder ein Abstellplatz. Namjoonschob sich grinsend in mein Sichtfeld.

Ich sah mich auf den Markplatz um. Dieses „kleine" Dorf fand ich schon beeindruckend, als wir hier ankamen. Doch sie sagten mir, dass das hier nichts im Vergleich zur Hauptstadt Ardjile wäre. Die Gebäude hier schienen total anders als in Traljan oder Teranida. Die Blumen in diesem Königreich blühten viel schöner, die Vögel machten mit ihrem Gesang Stimmung und die Menschen waren aufgeweckt, gar freudig. An fast jeden Balkon hing mindestens eine Pflanze, die freudig vor sich hin blühte. Dieses Dorf schien komplett anders als ich sie mir durch Jungkooks Erzählungen vorgestellt hatte.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now