𝐅𝐢𝐟𝐭𝐞𝐞𝐧

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„Nein, also das war nicht mein Plan!" JK brachte mich vollkommen aus der Fassung, als er plötzlich seinen Kopf in meine Richtung drehte. Ich verhaspelte mich beim Sprechen, doch er verzog keine Miene. Ich fühlte mich ertappt.

„Schon gut. Hast du gelauscht?" Seine Stimme klang ernüchtert, ganz so, als hätte man ihm die Energie ausgesaugt. „Ich... also nur ein bisschen." Dank der Dunkelheit, erkannte man die roten Flecken auf meiner Wange nicht, die von Sekunde zu Sekunde stärker wurden.
„Wie wusstest du, dass ich wach war?" Die Neugierde platze in meinem Inneren und ich konnte sie nicht aufhalten, diese Frage durch meine Stimmbänder erklingen zu lassen.
Er antwortete mir mit einem einzigen Wort, lediglich drei Silben stellte er mir zur Verfügung, um meinen Status von unwissend zu wissend zu ändern.
„Gewohnheit."

Mir war danach ihm eine ironische Antwort vor die Füße zu knallen, doch der Ausdruck in seinem Gesicht ließ mich innehalten. Zwar lag sein Augenmerkmal auf mir, doch erkannte ich, dass ihn die Gedanken bereits weit weg von mir geführt hatten.
Auf einmal stand er auf und starrte mich überlegend an. Unbeweglich verfolgte ich seine Schritte, als auf mich zulief und schlussendlich direkt vor mir stehen blieb. Mit seinen Bewegungen hielt auch mein Herz inne. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um in sein Gesicht blicken zu können.

Wie in meiner Vorstellung runzelte JK die Stirn und zeigte somit zumindest, dass er sich über seine Gefühle nicht sicher zu sein schien. „Willst du..", setzte er an.
Unentwegt schlug mein Herz gegen meine Brust, so laut, dass ich fast JKs Worte überhörte hätte. Mit jedem Moment, den er verstreichen ließ, ohne seinen Satz zu beenden, rauschte mehr Anspannung durch meine Muskeln. Als wäre die Unruhe ein Band, wickelte es sich um meine Organe.
„Ach nichts."

Eine Blase aus Enttäuschung wurde aufgestochen und entwich wie Helium einem Ballon. JK wandte sich von mir ab und setzte seinen Weg zur Tür fort. „Wo gehst du hin?", fragte ich, als er schon die tiefschwarze Nacht ins Zimmer ließ.
„Ich gehe etwas spazieren. Warte nicht auf mich."
„Aber du solltest.." Weiter kam ich nicht, da hatte er schon die Tür hinter meinen Worten geschlossen. Er hatte sich nicht noch einmal zu mir gedreht. Er bat mich auch nicht, ihm Begleitung zu schenken.

Seufzend flüsterte ich das Ende meines Satzes, damit ich zumindest das Gefühl haben konnte, meinem eigenen Durcheinander Einhalt zu gebieten.
„Schlafen. Du solltest doch schlafen."
Mein Kopf fiel zurück gegen die Wand und erzeugte einen seltsam Laut. Schon wieder war er mir entwischt.

Die Nacht war unerträglich, doch überstand ich sie. Jedes Mal, wenn ich dem Schlaf einen Schritt näher trat, raschelte der Wald und ließ mich auf JKs Rückkehr hoffen. Doch auch als ein einziger Sonnenstrahl durch den Schlitz unter der Tür schlüpfte, war JK nicht zurückgekehrt.
Meine Vorstellungen übergingen mich und wurden immer verrückter. Drum schien mir der Gedanke, dass JK von Drachen aufgespießt worden war, anfangs der Nacht noch unrealistischer als zur jetzigen Zeit.

Seufzend wachte das Ungeheuer als erster der Anwesenden auf. Von den Bewegungen des Riesens angestachelt, schien meine Angst das erste Mal seit Stunden mir selbst zu gelten. Unwohlsein lauerte hinter jeder Ecke meines verschachtelten Gehirns.
Als der Mann sich im Raum umblickte, entdeckte er meine beobachtenden Augen. Überrascht setzte er sich aufrecht hin, sodass sein Bauch sich mehrschichtig überlappte. Er könnte mich mit einer einfachen Umarmung zerdrücken.

Tod durch zerquetschen. Das Klang doch nach einem angemessenen Ende.
Mit schweren, Erdbeben ähnlichen Schritten kam er auf mich zu und blieb wie der Dunkelhaarige vor mir stehen. Ein weiteres Mal verrenkte ich mein Genick, um den Mann vor mir ansehen zu können.
„Was, ist denn mein Geschenk schon wach? Willst du, dass ich dich füttere?"
Meine Augenbrauen schnellten in die Höhe. „Bitte was?"
„Ich verarsch dich nur." Er lachte, als wäre er der Kobold König höchstpersönlich.
Schwerfällig setzte der Riese sich neben mich, weshalb ich hastig etwas von ihm weg rutschte.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now