𝐄𝐩𝐢𝐥𝐨𝐠

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Ich blicke zurück, zurück zu diesem Schloss. Meine Füße tragen mich gedankenlos neben Jimin her. Er scheint gefasst, während er mich an der Hand mit sich zieht. Trotzdem kann ich nicht anders, als mein Herz in der Festung zu lassen. Es entreißt sich seiner Halterung und lässt meinen Rippen nichts weiter als Leere zum Beschützen da. Selbst mein Gehirn ist erfüllt von Stille. Eine Stille, die ich zum ersten Mal nicht mit Ruhe in Verbindung bringen kann. Die Stimme in meinem Kopf hatte ihren Sinn verloren. Sie klammert sich an die Schlossmauern. Auch sie muss ich hinter mir lassen.

Der Blonde murmelt einen Fluch, als Bewegung bei den Soldaten einbricht. Das Gras fängt meine Stiefel ab, die von meinen Füßen immer weiter gezogen werden. Der erste Sonnenstrahl fällt in mein Sichtfeld. Ein neuer Tag bricht an und reißt die Nacht mit sich. Geh nicht, schreit etwas in mir dieser Vergangenheit hinter. Doch sie schenkt mir nicht einmal einen Blick, bevor sie sich in Erinnerungen verwandelt.

Nochmal sehe ich zurück. Stolpere über Steine und lasse meinen Begleiter an meinem Arm ziehen. Er treibt mich weiter, als mein Atem aufhört von alleine zu laufen. Die Wachen auf den Mauern, die immer alles im Blick behalten sollen, sind in dem Moment von der Bildfläche verschwunden, als sie uns gesichtet haben. Vermutlich um uns Soldaten hinterher zu schicken.
Dann entdecke ich ihn. Ich spüre das Herz hinter diesen Schlossmauern schlagen. Es klebt an dem Prinzen auf dem Dach, der mit seinen Rufen nach mir zu greifen versucht. Der Wind trägt seine Worte in eine andere Richtung, fort von mir, doch ich höre sie trotzdem. Seine Stimme ist bereits zu präsent in meinem Kopf.

Ein letzter Blick in weiche Augen. Ein letzter Herzschlag, der nur ihm gehören soll - von dem Herzen, das längst nicht mehr meines ist. Ein letztes angedeutetes Lächeln, das die Verletzung und Verzweiflung auf seiner Oberfläche trägt. Einen Name, der meinen Ohren zum Opfer fällt. Mein Name. Gebildet von jenen bebenden Lippen, die mich nie diese vier stummen Silben haben hören lassen.

Ich spüre diesen letzten Moment, wie er an mir vorbeizieht und Stücke von mir in die Luft legt. Mein Haar weint mit dem Wind. Es war der Moment, in dem ich mich abwende. Ein für alle Mal. Leere, die so krampfhaft gegen meine Rippen schlägt, als meine Augen langsam von den seinen rutschen. So stirbt ein Moment mit dem Glanz jener Edelsteine - in meinen Armen.
Das Herz, außerhalb meiner Reichweite, ertrinkt an seinem Blut. Verblutet. Leer flüstern meine Lippen vier Silben, drei Wörter bestehend aus zwölf Buchstaben, davon sieben Konsonanten und fünf Vokalen. Still weinen sie die Tränen des Windes, wehen mit ihm, ohne je bei ihrem Empfänger anzukommen. Ein weiteres Mal verloren sie sich und verblassen mit dem Nichts. Ein weiteres Mal: Ungehört.

Zwölf Buchstaben. Sieben Konsonanten. Fünf Vokale. Ungehörte, gesagte Silben - vier - vergehen im Morgengrauen. Vergehen in den Tränen der Nacht. Sie ziehen sich durch die Distanz zwischen uns, ertrinken in der Enttäuschung. Jemand sagte was. Jemand brach die Stille. Es gibt nur niemanden mehr, für den sie bestimmt waren. Niemand, der sie hören konnte und so schweben sie dahin, als hätte es sie nie gegeben.
Der einzige Beweis für ihre Existenz: Das Loch in der Brust zweier Prinzen.
„Habe ich nicht gesagt, dass du dich nicht ihn ihn verlieben sollst?"






The End

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now