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„Die Regeln sind einfach." Mein Bruder grinste schelmisch, sich seines Sieges bereits bewusst. „Ein Spiel, keine Wiederholung. Ohne schummeln. Der Gewinner darf dem Verlierer um etwas bitten. Nur eine Forderung, nicht mehr. Und der Verlierer muss alles daran setzten, diese zu erfüllen."

Ich blickte zurück zu meiner Gruppe aus Leuten. Evin stand etwas abseits von ihnen, als wäre er sich seiner Zugehörigkeit nicht sicher.

Jungkook nickte mir zu.

Henry und ich gaben uns die Hand um die Angelegenheit fest zu machen.

Er begann.

Einige Minuten lang konzentrierte ich mich vollständig auf meine Handlungen. Weiße und schwarze Figuren verloren ihren Kopf und reihten sich neben dem Spielbrett auf. „Ich muss sagen, Taehyung, ich bin schon ziemlich neugierig, aus welchem Grund du zu mir gekommen bist." Genervt schaute ich für eine Sekunde auf. Genau in diesem Augenblick bewegte er eine Figur. Ich hatte nicht mitbekommen welche. Ich biss meine Zähne fest zusammen.

„Mhm." Ich überflog das Feld, erkannte aber keine unmittelbare Gefahr, also setzte ich zu meinem geplanten Zug an.

„Ich könnte natürlich raten.", fuhr Henry unbeirrt fort. Ich verfluchte ihn. Ich besaß nämlich nicht das Talent, meine Aufmerksamkeit zu spalten, wie er es tat. Kurz darauf stahl er mir einen Turm. Nervös zuckte mein Fuß.

Der Ältere starrte mich weiterhin abwartend an. Um zu verhindern, einen weiteren Spielzug zu verpassen, wartete ich bis ich am Zug war. Sachte umgriff ich einen meiner Spieler, bewegte ihn jedoch nicht, um vom Spielbrett aufsehen zu können. Henrys Augen glitzerten, als hätte er mich hinterschaut.

„Solltest du in der Lage sein, die Antwort zu erraten, dann nur zu. Tu dir keinen Zwang an. Für jeden falschen Versuch gibst du mir eine deiner Figuren. Solltest du richtig liegen, schenkte ich dir eine meiner. Überleg es dir gut." Der Braunhaarige schien dem nachzukommen und dachte nach. Ich platzierte währenddessen meinen Läufer.

„Du willst meine Hilfe.", begann er, ich reagierte nicht. „Nein- du brauchst meine Hilfe. Ansonsten würdest du mich nicht freiwillig besuchen kommen." Ich lachte kurz auf und lehnte mich zurück. „Dem kann ich nicht widersprechen."

Sein Blick wanderte von dem Spiel zu meinem Gesicht. Leicht grinste er. Auch er lehnte sich gegen seinen Stuhl. Seine Finger neben dem aufgebauten Brett ohne eine Figur bewegt zu haben. „Ich gehe davon aus, dass es etwas mit den neuen Gefangenen in Damians Schloss zutun hat." Abwartend starrte er mich an, aber ich blickte nur starr gerade aus und fokussierte die Stelle zwischen seinen Augen.

„Vielleicht willst du sie still stellen, damit sie Damian nichts verraten können.", dachte er laut, unwillkürlich zog ich eine Augenbraue nach oben. „Aber das wäre wiederum etwas, das ich tuen würde und keines Falls jemand so reinherziges wie du. Also willst du sie vermutlich retten." Ohne den Blick zu senken, tätigte er seinen Spielzug. Ich schaute nicht hin, brauchte ich gar nicht, aus dem Augenwinkel bekam ich es mit.

„Du brauchst meine Hilfe, um sie zu befreien." Zufrieden mit sich selbst, legte er einen Arm hinter seinen Kopf. Die Lehne gab ihm Halt. Ganz langsam begann ich zu lächeln. Meine Finger, kalt wie Eis, glitten um meinen Spieler, hielten ihn gefangen. Dann blickte ich erneut in seine Augen. „Falsch, lieber Bruder. Inkorrekt." Ich räumte das Feld von einer seiner Figuren. Sein Lächeln versiegte. „Dann willst du sie nicht retten?" Sein Oberkörper näherte sich dem Tisch. Weiterhin trug ich dieses Lächeln zur Schau, ließ zu, dass es sich in meine Lippen frass. „Das habe ich nicht gesagt. Es ist nur nicht der Grund für meinen Besuch."

Überlegend tippte er sich auf die Lippe. Anschließend schnappte er sich eine seiner Bauern und schmiss ihn auf den Boden vor sich, in meine Richtung.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now